Forschungs- und Innovationsprojekt
Einsatz von Ortungssystemen bei Rindern in der Almwirtschaft

Aufgrund der weiten Verbreitung von Navigationssystemen und dem Einsatz von GNSS- (Global Navigation Satellite System-) Empfängern in vielen elektronischen Geräten ist deren Preis und Strombedarf in der jüngsten Vergangenheit stark gesunken. Aus diesen Gründen erscheint ein Einsatz von Ortungssystemen mittlerweile auch bei Weidetieren als möglich. Auf Jungviehalmen bindet die Arbeit mit Tieren einen großen Teil des gesamten Arbeitsaufwands. Vor allem die Viehsuche ist dabei schwierig zu planen, da sie unregelmäßig anfällt und im Extremfall den ganzen Tag in Anspruch nehmen kann.
Die physisch anstrengende Arbeit der Hirten könnte durch den Einsatz eines Ortungssystems erleichtet werden. Aus oben genannten Gründen wurde am Institut für Landtechnik und Tierhaltung der LfL in Freising ein dreijähriges Verbundprojekt, dass durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird, in Kooperation mit Industriepartnern zum Thema „GPS-Weidemanagementsystem“ gestartet.

Zielsetzung

Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung, Erprobung und Bewertung eines Ortungssystems auf Basis von GNSS- und GSM-Technologie zur Optimierung des Managements von Weidetieren vor allem unter alpinen Bedingungen. Im Rahmen dieser Studie wurden die neu entwickelten Ortungssysteme zweier Münchner Firmen mit Ortungssystemen weiterer Anbieter verglichen. Weiterhin wurden Untersuchungen zum Arbeitszeitbedarf auf Almen und zum Tierverhalten anhand der gesammelten GNSS Daten durchgeführt. In Rahmen des Projekts wurde ein möglicher Einsatz des virtuellen Weidezauns basierend auf GNSS-Technologie in Kooperation mit dem norwegischen Forschungsinstitut Bioforsk getestet.

Ergebnisse

Je nach Almgröße, Relief und den anderen Tätigkeiten auf der Alm nehmen die Tätigkeiten Tiersuche, Tierkontrolle und Tierbehandlung bis zu 99 Prozent der Gesamtarbeitszeit in Anspruch. Daher hat ein funktionierendes Ortungssystem das Potenzial, den Hirten bei der Tiersuche und Kontrolle zu unterstützen und somit Zeit und Anstrengung einzusparen. Mithilfe der GNSS-Daten konnten die von den Hirten zurückgelegten Wegstrecken und Höhenmeter errechnet werden, die ebenfalls eine hohe Variation zwischen den beobachteten Almen zeigten.

Kriterien

GPS-Bänder hängen über einen ZaunZoombild vorhanden

Getestete GPS-Ortungssysteme

Im Jahr 2012 wurden die neuen Prototypen der Ortungssysteme zweier Firmen entwickelt und zusammen mit den verfügbaren Alternativsystemen über den Almsommer 2012 und 2013 auf verschiedenen Almen getestet und bewertet. Folgende Kriterien wurden dabei zum Vergleich verwendet: Anschaffungs- und Betriebskosten, Ausstattung, Robustheit, Batterielaufzeit, verfügbare Positionsdaten, nutzbare Satellitensysteme, Funktionssicherheit bei schlechter Mobilfunknetzverfügbarkeit, Erfahrungen der Hirten im praktischen Einsatz und die angebotene Software (Benutzerfreundlichkeit, Auswertemöglichkeiten, Dokumentation).

Erste Schlussfolgerungen

Der Median der Genauigkeitsabweichung ist bei allen Geräten aus Sicht der Nutzung auf der Alm ausreichend. Genutzte und ungenutzte Areale sowie der zeitliche Verlauf der Weidenutzung können anhand der GNSS-Daten identifiziert werden, woraus sich ein Potential zur Verbesserung der Weidewirtschaft ableiten lässt. Die Analyse der Bewegungsprofile und des Verhaltens der Tiere mithilfe der GNSS-Daten sind nur mit kürzeren Datenintervallen sinnvoll. Die Tests zur Nutzung des virtuellen Weidezauns zeigten, dass derzeit eine Umsetzung aus verschiedenen Gründen noch nicht möglich ist und dass generell die Überwachung eines geografischen Raums mit Hilfe eines Ortungssystems (Geo-fencing) zu präferieren ist. Detaillierte Untersuchungen zum Verhalten der Tiere auf der Alm und abschließende Tests der Ortungssysteme wurden in der Almsaison 2014 durchgeführt.
Projektinformation
Projektleitung: Stefan Thurner/Arbeitsbereich Verfahrenstechnik im Pflanzenbau, Grünland und Futterkonservierung
Projektbearbeitung: Dr. Jan Maxa
Kooperationspartner: Blaupunkt Telematics GmbH
Laufzeit: 2011-2016
Finanzierung: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Projektträger: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Förderkennzeichen: 2813IP013

Mehr zum Thema

Projekt "GPS-Weidemanagementsystem" wird ausgezeichnet

Die Idee, durch den Einsatz eines "GPS-Weidemanagements" die Arbeit der Hirten auf der Alm zu erleichtern, wurde im Rahmen der Initiative "Deutschland – Land der Ideen" als besonders innovatives wissenschaftliches Projekt prämiert. Somit ist das Institut für Landtechnik und Tierhaltung im Jahr 2014/15 einer von 100 ausgezeichneten Orten im "Land der Ideen". Mehr