Der Bau, die Erweiterung und der Betrieb von Nutztierställen werden in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch betrachtet. Nach Filtererlassen in drei norddeutschen Bundesländern und zuletzt auch in Thüringen (Juni 2016) und geplanter Aufnahme einer Filterpflicht in die TA Luft nimmt der Druck auf die Tierhaltung zu. Das Projekt dient dem Erkenntnisgewinn über Funktionssicherheit und Handhabbarkeit bereits bestehender und in Bayern betriebener Anlagen als Grundlage für künftige Positionierung in Fachgremien und in der Beratung.
Um einen ersten allgemeinen Überblick über den aktuellen Einsatz der Abluftreinigung in Bayern zu erhalten, wurde zu Beginn des Projektes an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine Umfrage durchgeführt und ausgewertet. Demnach waren in Bayern im Bereich der Schweinehaltung mindestens 40 Abluftreinigungsanlagen in Betrieb (Stand Frühjahr 2014). In der Zwischenzeit sind es mehr, bei einer Umfrage des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) wurden 2014 bereits 63 Anlagen erfasst, darunter allerdings auch Biofilter aus den 1980er-Jahren und den frühen 1990ern. Weitere 9 Anlagen waren 2015 in Planung (LfU 2015).
Für weitere Tierarten kommen solche Anlagen in Bayern bislang noch nicht zum Einsatz. Die Umfrage dient auch als Auswahlhilfe für die Suche nach geeigneten Betrieben für Praxisuntersuchungen.
In der Zeit zwischen Herbst 2014 und Sommer 2015 wurden an vier Mastschweineställen mit insgesamt sieben Abluftreinigungsanlagen Messungen durchgeführt. Drei der vier Ställe sind mit jeweils zwei Wäschern ausgestattet. Es handelt sich um Anlagen von drei verschiedenen Herstellern, wobei drei Rieselbettreaktoren und eine dreistufige Anlage ausgewählt wurden. Die Anlagen sind zwischen 2006 und 2012 in Betrieb genommen worden. Die einzelnen Filter sind für jeweils 470 bis 1.000 Tierplätze ausgelegt. Durchgeführt wurden vier Messkampagnen mit Kurzzeitmessungen. Diese fanden zu allen Jahreszeiten statt: Herbst und Frühling als Übergangsjahreszeiten sowie Winter und Sommer als Zeiten mit geringsten und höchsten Luftraten. Gemessen wurden Ammoniakkonzentration (IR-photoakustisch mit M.A.C. 2040) und Geruch (Olfaktometrie) jeweils im Roh- und Reingas. Weitere Erhebungen betreffen pH-Wert, Leitfähigkeit und Ammonium-N-Gehalt im Wäscherwasser neben Randparametern wie Außentemperatur, relativer Luftfeuchte, Differenzdruck (vor und nach der Abluftreinigung), Lüfterstellungen, Verbrauchsabfragen (Strom, Wasser, ggf. Säure), Belegungszahlen der angeschlossenen Ställe, Betreibererfahrungen sowie Betriebszustände inkl. festgestellter Probleme im Betrieb.
Geruchsprobennahme rohluftseitig (links) und reinluftseitig (rechts)
Probennahmepunkt Rohluft
Säurestufe - Wasserbecken
Zudem zeichnet sich ab, dass für einen störungsfreien Betrieb der Abluftreinigungsanlagen der Betreiberaufwand zeitlich weitaus höher anzusetzen ist, als von den Landwirten erwartet. Ein Verzicht auf regelmäßige Wartung kann zu einem Betrieb außerhalb der Spezifikationen führen und damit in letzter Konsequenz zu verringerter Reinigungsleistung.
Das Projekt geht nach Abschluss der Phase I in eine Phase II über. Um den Kenntnisstand um Handhabbarkeit und Funktionssicherheit systematisch zu erweitern, liegt das Hauptaugenmerk hierbei in der näheren Untersuchung von weiteren Abluftreinigungsanlagen, die vorbildlich geführt werden und potentiell ihren Reinigungszweck erfüllen.
Eine allgemeine Kurzübersicht über Abluftreinigungsanlagen (Einsatzmöglichkeiten mit Einschränkungen und Empfehlungen sowie eine Übersicht über die Anlagenarten) gibt das Infoblatt "Abluftreinigung in der Tierhaltung".
Infoblatt "Abluftreinigung in der Tierhaltung" zur EuroTier 2018 1,6 MB
Projektinformation
Projektbearbeiter: K. Pöhlmann, W. Bonkoß
Projektleiter: S. Neser
Laufzeit: 2014-2020
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/16/12