Fungizidwirkung gegen Alternaria-Krankheit
Alternaria-Blattflecken
Erste Alternaria-Blattflecken können bereits Anfang Juni auf den unteren, stark beschatteten Blättern erscheinen. Besonders bei Trocken- und/oder Hitzestress aber auch bei zu hoher Bodenfeuchte breiten sie sich auf die übrigen Blätter aus. Als Infektionsquelle dient in erster Linie das Kartoffelkraut des Vorjahres. Aber auch Unkräuter und kranke Pflanzknollen können Ausgangspunkt der Pilzkrankheit sein.
Die Symptome an Kartoffeln werden von zwei verschiedenen Alternaria-Arten verursacht: Zum Einen zeigen sich bei Alternaria solani (Dürrfleckenkrankheit) scharf abgegrenzte, eckige bis runde (bis 2 cm große) Flecken mit konzentrischen Ringen, zum Anderen ruft Alternaria alternata (Sprühfleckenkrankheit) zahlreiche kleine (bis 0,5 cm große) Flecken hervor.
In Feldversuchen wenig Wirkung
Die Alternaria-Krankheit ist in allen kartoffelanbauenden Ländern anzutreffen. Im Jahre 2001 wurden in einem bayernweiten Monitoring 54 Kartoffelschläge, die eine unnatürlich schnelle Abreife zeigten, auf den Befall mit Pilzkrankheiten im Blatt- und Stängelbereich untersucht. Wie aus der Übersicht 1 hervorgeht, wurden neben den Erregern der Colletotrichum-, Fusarium- und Verticilliumwelke auch sehr häufig Alternaria gefunden. Aus diesem Grunde wurden in den letzten Jahren an jeweils zwei Standorten verschiedene Krautfäulefungizide auf ihre Nebenwirkung gegen Alternaria spp. geprüft. Um den Krautfäulebefall möglichst gering zu halten, wurde die gesamte Versuchsfläche (einschließlich Kontrolle) wöchentlich mit Fungiziden behandelt, die nur eine Wirkung gegen diese Kartoffelkrankheit aufweisen. Die Spritzabstände zur Bekämpfung von Alternaria betrugen 7 bis 10 Tage wobei die erste Maßnahme vor dem Auftreten von Symptomen durchgeführt wurde. Aus den Boniturergebnissen geht hervor, dass alle geprüften Fungizide zu einer Reduzierung des Alternaria-Befalls gegenüber der unbehandelten Kontrolle führen. Eine statistische Absicherung der Alternaria-Wirkung zwischen den Präparaten war nur von Ortiva und Electis gegenüber Revus möglich (Übersicht 2).
Übersicht 1 und 2
Übersicht 1: Monitoringergebnisse zum Auftreten von Pilzkrankheiten an Kartoffeln 2001 (Befallshäufigkeit in %)Regierungsbezirk | Probenzahl | Alternaria spp. | Colletotrichum- welke | Verticillium- welke | Fusarium- welke |
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Mittelfranken | 2 | 100 | 100 | | 100 |
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Niederbayern | 13 | 92 | 69 | 8 | 38 |
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Oberbayern | 2 | 100 | 80 | | 70 |
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Oberfranken | 2 | 50 | 100 | | |
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Oberpfalz | 9 | 100 | 89 | | 67 |
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Schwaben | 6 | 83 | 100 | 33 | 33 |
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Unterfranken | 2 | 50 | 100 | | |
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Bayern | 54 | 93 | 83 | 6 | 54 |
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Im Labortest zeigen sich Unterschiede
In einem 2. Versuchsansatz wurde die Alternaria-Wirkung verschiedener Präparate geprüft. Dazu wurden die Fungizide in „praxisüblicher Aufwandmenge“ in Agar-Nährböden eingemischt und 100ml Sporenlösung (Sporenkonzentration 104 Sporen/ml) gleichmäßig auf dem Agar verteilt (Übersicht 3). Die Laboruntersuchungen erfolgten getrennt mit Alternaria solani und Alternaria alternata. Nach vier Tagen wurde die vom Pilz bedeckte Fläche bonitiert. Mit diesem Testverfahren konnte bei Dithane Neo Tec, Electis, Gemini und Shirlan eine gute Hemmung des Pilzwachstums gegen beide Alternaria-Arten beobachtet werden. Die Präparate Tanos, Polyram WG, Manex, Amistar und Cantus zeigten eine Teilwirkung gegen A. solani und eine geringe/keine Wirkung gegen A. alternata. Bei Ranman war bei beiden Arten keine Wirkung feststellbar.
Alternaria-Krankheiten nicht überbewerten
Die unterschiedlichen Ergebnisse im Feld und Labor sind ein Hinweis darauf, dass beide Erreger das Blatt- und Stängelgewebe in größerem Umfang nur dann infizieren können, wenn es zuvor physiologischen Stresssituationen ausgesetzt war. Dazu gehören zum Beispiel Hitze und Trockenheit, Beschattung, Nährstoffmangel, hohe Bodenfeuchte über einen längeren Zeitraum. Unsere Monitoringergebnisse (Übersicht 1) lassen den Schluss zu, dass auch der Befall mit anderen Krankheitserregern wie Colletotrichum coccodes, Verticillium spp. oder Fusarium oxysporum die Anfälligkeit wesentlich erhöht. Die Alternaria–Arten sind demzufolge unter unseren Klimabedingungen in erster Linie als Schwächeparasiten mit geringer Schadwirkung anzusehen. Nur so ist zu erklären, dass Ranman in den mehrjährigen Freilandversuchen sowohl in der Alternaria-Bonitur (Übersicht 2) als auch im Ertrag mit die besten Ergebnisse erzielte, obwohl dieses Fungizid in den Laborversuchen keine Hemmwirkung gegen beide Alternaria-Arten zeigte (Übersicht 4 und 5). Die oben aufgeführten Welkekrankheiten spielen bei der unnatürlich frühen Abreife vermutlich eine wesentlich größere Rolle als Alternaria. Aus diesem Grunde soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden, inwieweit sich die Pilzkrankheiten gegenseitig in ihrem Schadausmaß beeinflussen.
Fazit
Nach den vorliegenden Ergebnissen sind spezielle Fungizidstrategien gegen Alternaria mit den zur Verfügung stehenden Fungiziden jedenfalls wenig erfolgversprechend. Derzeit lässt sich der Alternaria-Befall am besten durch die Wahl von Sorten vorbeugen, die auf Hitze und Trockenheit weniger stark mit vorzeitiger Abreife regieren.
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In einer Reihe von Übersichten sind die Fungizide gegen die Kraut- und Knollenfäule dargestellt. So findet man neben einem Leistungsvergleich der Kontaktfungizide, einen der systemischen Krautfäulefungizide. Des Weiteren sind die optimalen Einsatztermine von Krautfäulefungiziden und das Resistenzmanagement bei den Fungiziden im Kartoffelbau dargestellt.
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Besonders hoch sind die Ertrags- und Qualitätsverluste, wenn sich Krautfäule schon vor beziehungsweise zum Reihenschluss in Form der sogenannten Stängel-Phytophthora zeigt. Oberstes Ziel muss es deshalb für den Praktiker sein, dafür zu sorgen, dass der Pilz zu Saisonbeginn möglichst lange keinen Fuß in den Kartoffelschlag kriegt. Zwar spielt die Witterung, auf die wir keinen Einfluss haben, eine entscheidende Rolle beim Krankheitsbeginn und –verlauf. Dennoch kann der Kartoffelanbauer eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um das Infektionsgeschehen gering zu halten.
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