Pilzkrankheiten in Wintergerste – Monitoring

Aktuelle Hinweise vom 24.04.2025

Erste Schauer brachten schon am Gründonnerstag vor allem in Teilen Unter- und Mittelfrankens, sowie an Karfreitag im Osten Bayerns Regenmengen zwischen 10 bis 20 mm. Seit Mittwoch sorgt ein Tief bayernweit für weitere Niederschläge und beendet damit eine mancherorts mehrwöchige Trockenperiode. Mit dem Tief sinken die zuletzt frühsommerlichen Temperaturen wieder etwas, bevor ab dem Wochenende wieder trocken-warmes Hochdruckwetter folgen soll.
Auf das feucht-milde, wüchsige Wetter der letzten Tage hat die Wintergerste den erwarteten Wachstumsschub gezeigt. Bei jedem zweiten Schlag spitze am Dienstag das Fahnenblatt (BBCH 37), spätere Lagen standen noch bei BBCH 31-33, bei drei Septembersaaten im Monitoring war der Blattapparat bereits vollständig entwickelt (BBCH 39-43), das alles bei heuer noch sehr geringer Wuchshöhe. Ab dem Fahnenblattstadium (BBCH 39) kann grundsätzlich schon die Abschlussbehandlung erfolgen. Der bislang meist noch geringe Krankheitsbefall wird jedoch in zahlreichen Beständen ein weiteres Hinauszögern Richtung Grannenspitzen / Beginn des Ährenschiebens (BBCH 49/51) ermöglichen. Dies ist zugleich vorteilhaft mit Blick auf eine ausreichend lange Schutzwirkung gegen die späte Ramularia-Sprenkelkrankheit. Umgekehrt sollte bei Schlägen mit Befall über den Schwellen, insbesondere für Netzflecken, nicht länger gewartet werden und infektionsnah, kurz nach dem nächsten Regen, eine Behandlung erfolgen.
Von den insgesamt 57 Monitoringstandorten überschritten 12 Standorte, vorwiegend in der Oberpfalz und Niederbayern, die Schwelle für Netzflecken. Dies war bei den Sorten Arthene, Bordeaux, California, Caribic, Esprit, Sandra und SY Baracooda der Fall. Die Schwelle ist erreicht, wenn mehr als 20 % der Pflanzen ersten Befall auf F-3 oder F-4 zeigen, dem aktuell meist dritten oder vierten Blatt von oben. Tageshöchsttemperaturen über 20 Grad Celsius und kurze Regenschauer sind für den Erreger günstig. Die anderen Krankheiten bewegen sich weiterhin auf sehr geringem Niveau. Lediglich an 5 fränkischen Standorten mit den anfälligeren Sorten Avantasia und Esprit, sowie der Sorte Arthene, war die Schwelle für Zwergrost erreicht, wenn 30 Prozent der Haupttriebe erste der sehr kleinen Pusteln zeigen. Wird es wieder spürbar wärmer muss neben den genannten, auch bei anfälligen Sorten, wie KWS Higgins, Sandra, SU Hetti, SU Vireni oder Valerie mit einer weiteren Ausbreitung gerechnet werden. Die Rhynchosporium-Blattflecken erreichten nur an 4 oberfränkischen Standorten mit den Sorten California, Esprit und KWS Donau die Schwelle, dann wenn jede zweite Pflanze ersten Befall auf F-3 oder F-4 aufweist. Die gleiche Schwelle gilt auch für den Gerstenmehltau, der auch nur an 4 Standorten mit den Sorten Arthene, California, Esprit und SY Baracooda bekämpfungsrelevant auftrat.
Aktuell ergeben sich, je nach Befall und BBCH-Stadium, verschiedene Optionen:
a) Netzflecken (oder andere Krankheiten) über der Schwelle / Bestand noch in BBCH 31-34:
Hier ist eine vorgezogene Maßnahme mit Präparaten ratsam, die auch eine Ramularia-Wirkung mitbringen, wie zum Beispiel (Aufwandmengen jeweils je ha) 0,8 l Input Classic ( oder Cherokee Neo, Flexure, Hint), 0,8 l Input Triple, 1,5 l Delaro Forte, 0,6 l Verben, 1,25 l Xenial, ohne stärkeren Mehltau zum Beispiel auch 1,0 l Balaya, 0,5 kg Unix + 0,5 l Pecari 300 EC oder 150 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solomittel, wie 0,6 l Aurelia, Tokyo oder Traciafin. Die eigentliche Abschlussbehandlung kann dann, je nach Bestandsentwicklung, etwa zwei bis drei Wochen später folgen. Um Resistenzen vorzubeugen bei der Spitzfolge auf einen Wechsel der Azole Mefentrifluconazol und Prothioconazol achten.
b) Krankheiten (außer Netzflecken) über der Schwelle / Bestand wenige Tage vor BBCH 39:
Hier kann das vollständige Schieben des Blattapparates (BBCH 39) abgewartet und die breitwirksame Abschlussbehandlung entsprechend frühzeitig durchgeführt werden (Präparate, siehe unter c.)
c) Krankheiten nahe oder über der Schwelle / Bestand in BBCH 39:
Ab BBCH 39 ist eine Einmalbehandlung möglich. Um die Wirkung gegen Ramularia zu verbessern und Resistenzen zu vermeiden, sollten 750 g des Kontaktwirkstoffes Folpet eingesetzt werden, enthalten in Folpan 500 SC oder Amistar Max. Zu 1,5 l Folpan 500 SC oder Amistar Max eigenen sich als breitwirksame Partner zum Beispiel 1,2 l Ascra Xpro, 1,5 l Balaya, 1,0 l Elatus Era, 1,5 l Jordi 1,5 l Revytrex, sowie der Avastel-Pack (1,5 l Pioli + 0,75 l Soratel), bei reduzierter Wirkung auch reine Azolpräparate wie 1,5 l Navura oder 200 g Prothioconazol über eines der zahlreichen Prothioconazol-Solomittel. Bei etwas geringerer und unsicherer Wirkung lässt sich Folpet auch durch gut formulierten Schwefel, wie zum Beispiel 4,0 l Thiopron ersetzen.
d) Krankheiten weiterhin unter der Schwelle (oder Erstbehandlung vor weniger als zwei Wochen):
Dies betrifft aktuell die Mehrzahl der gesunden Bestände. Es besteht keine Notwendigkeit einer Behandlung. Diese lässt sich weiter Richtung beginnendes Ährenschieben hinauszögern.
Weitere Hinweise zu Strategien und Fungiziden finden Sie in den untenstehenden Informationen.

Prognose Wintergerstenkrankheit (SIG)