Neue Schadwanzen auf dem Vormarsch
Marmorierte Baumwanze, Foto: Dr. Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg
Im Zuge des globalen Handels- und Reiseverkehrs finden in den letzten Jahrzehnten immer häufiger invasive Schädlingsarten ihren Weg nach Europa. Durch das Fortschreiten des Klimawandels herrschen auch in Deutschland zunehmend günstigere Bedingungen für diese Arten, um sich hier zu etablieren. Beispiele solcher neuen Zuwanderer sind u.a. die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) und die Grüne Reiswanze (Nezara viridula).
Marmorierte Baumwanze
Verbreitung
Die ursprünglich aus Asien stammende Wanzenart wurde bereits Ende des 20. Jahrhunderts in die USA eingeschleppt, wo sie mittlerweile große Schäden an vielen obst-, gemüse- und ackerbaulichen Kulturen verursacht. Der erste Nachweis in Europa wurde im Jahr 2004 verzeichnet. In Deutschland wurde sie 2011 erstmals in Konstanz am Bodensee gefunden. Zwischenzeitlich hat sie sich über weite Teile Südwestdeutschlands ausgedehnt und tritt dort häufig in dichten Siedlungsgebieten entlang der Rheinebene auf. Aber auch aus Berlin wurden beispielsweise Funde gemeldet. Es gibt keine klare Ausbreitungsfront, sondern eher punktförmige Befallsherde, die sich örtlich ausweiten.
Aussehen und Unterscheidung zu anderen Wanzen
Die Marmorierte Baumwanze gehört zur Familie der Baumwanzen, die auch als Stinkwanzen bekannt sind. Auf den ersten Blick ähneln sie "breitschultrigen" Käfern, haben aber einen für Wanzen typischen Saugrüssel. Sie sieht unserer heimischen Grauen Gartenwanze (Rhaphigaster nebulosa) zum Verwechseln ähnlich. Bei genauerer Betrachtung lassen sich die beiden Arten anhand weniger Merkmale jedoch sehr gut voneinander unterscheiden. So hat die Marmorierte Baumwanze auf dem Schildchen zwischen den Flügeln (das auch [i]Scutellum genannt wird) bis zu fünf helle Flecken, die bei der Grauen Gartenwanze fehlen. Das transparente Flügelende ist bei der Marmorierten Baumwanze dunkel gestreift, bei der Grauen Gartenwanze dagegen gepunktet. Die Bauchunterseite ist deutlich heller als bei der Grauen Gartenwanze, bei der sie schwarz gepunktet ist. Des Weiteren ist bei der Marmorierten Baumwanze der Übergang vom vorletzten zum letzten Antennenglied weiß gefärbt, während dieser weiße Bereich bei der Grauen Gartenwanze erst an der Basis des letzten Fühlerglieds beginnt, also nach der Einschnürung.
Lebensweise
Zoombild vorhanden
Eigelege mit unterschiedlichen Nymphenstadien, Foto: Dr. Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg
Bei Temperaturen unter 9 °C und abnehmender Tageslänge wandert die Marmorierte Baumwanze in ihre Winterquartiere. Sie überwintert als vollentwickeltes Insekt in Ritzen und Spalten in Häusern oder Schuppen und unter der Baumrinde.
Bei Temperaturen über 10 °C verlässt sie im Frühjahr ihre Überwinterungsplätze und beginnt mit der Nahrungsaufnahme. Ab Mitte Mai paaren sich die Wanzen, und die Weibchen legen ihre kleinen Eigelege (meist 28 Stück) auf der Blattunterseite ab. Daraus schlüpfen die ersten Larven. Sie durchlaufen bis zum erwachsenen Tier 5 Entwicklungsstadien.
Ab Mitte bis Ende Juli können dann die erwachsenen Tiere auf ihren Wirtspflanzen gefunden werden und beginnen dort mit ihrer Saugtätigkeit. In Deutschland gibt es bislang eine Generation pro Jahr. In sehr warmen Regionen kann sich auch eine zweite Generation entwickeln. (In ihrer natürlichen Heimat können bis zu sechs Generationen beobachtet werden). Im Herbst, wenn die Tage wieder kürzer werden, suchen sich die Tiere dann wieder einen geeigneten, geschützten Überwinterungsplatz. Dabei können sie in Wohngebieten in Massen an Hauswänden auftreten und damit zu Lästlingen werden.
Wirtspflanzen und Schaden
Die Marmorierte Baumwanze hat mit über 300 Wirtspflanzen, von denen auch sehr viele bei uns heimisch sind, einen sehr großen Wirtspflanzenkreis. Dazu gehören u.a. im Obstbau: Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen und Himbeeren im Gemüsebau: Tomaten und Paprika im Zierpflanzenbau: Sommerflieder, Rosen, Geißblatt, Wilder Wein und verschiedene Gehölze wie z.B. Ahorn, Platane oder Weide Saugschäden an den Früchten (z.B. bei Äpfeln oder Birnen) sind oft an dunkel eingefallenen braunen Stellen zu erkennen. An sich entwickelnden Früchten kann es darüber hinaus zu Deformationen kommen. Bei Tomaten und Paprika finden sich an den Einstichstellen Aufhellungen in der Schale, die oft schwammig ausgebildet sind und später nekrotische Flecken bilden.
Natürliche Feinde
In ihrer asiatischen Heimat kommen verschiedene natürliche Feinde vor, wie z.B. Schlupfwespenarten, die die Eier parasitieren und den Bestand der Marmorierten Baumwanze damit erfolgreich reduzieren. In Europa sind bis jetzt nur wenige natürliche Feinde bekannt, die einen Befall aber nicht in ausreichendem Umfang eindämmen.
Grüne Reiswanze
Neben der Marmorierten Baumwanze tritt in den vergangenen Jahren im Oberrheingraben immer häufiger ebenfalls die aus Ostafrika stammende Grüne Reiswanze (Nezara viridula) auf. In Bayern konnten ebenfalls erste Funde verzeichnet werden (siehe Fundortkarte oben).
Sie kann leicht mit der heimischen Grünen Stinkwanze (Palomena prasina) verwechselt werden. Doch auch hier ist eine Unterscheidung anhand weniger Merkmale möglich. So besitzt das Schildchen der Grünen Reiswanze drei weiße Flecken, die auf beiden Seiten jeweils von einem schwarzen Punkt flankiert sind, während dies bei der Grünen Stinkwanze nicht der Fall ist. Das transparente Flügelteil der Grünen Reiswanze ist farblos, bei der Grünen Stinkwanze hingegen braun gefärbt.
Auch die Grüne Reiswanze besitzt einen breiten Wirtspflanzenkreis und verursacht Saugschäden an Zierpflanzen, Acker-, Obst- und Gemüsebaukulturen, wobei letzere nach aktuellem Stand am häufigsten befallen werden.
Nymphenstadium 2 und 3, Foto: Dr. Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg
Unterscheidungsmerkmale, Foto: Dr. Olaf Zimmermann/LTZ Augustenberg
Wir brauchen Ihre Hilfe
Um einen Überblick über das Vorkommen dieser beiden Wanzenarten in Bayern zu erhalten, brauchen wir Ihre Mithilfe. Wenn Sie eine Marmorierte Baumwanzen oder Grüne Reiswanze finden, senden Sie uns davon ein Bild (wenn möglich in hoher Auflösung und die Wanze von oben und unten fotografieren) mit Angabe der Fundstelle per E-Mail oder schicken Sie uns ein Exemplar an die unten stehende Adresse. Die Wanzen bitte in ein bruchsicheres Behältnis (z. B. eine kleine Plastikdose oder Streichholzschachtel) einpacken. Keine Angst, sie stechen und beißen nicht, können aber bei einer gefühlten Bedrohung einen üblen Geruch ausströmen, daher auch der Name Stinkwanze.
Nachfolgend finden Sie einen Probenbegleitschein zum Herunterladen. Hier können Sie sowohl Ihre Anschrift und den Fundort als auch weitere freiwillige Informationen zur Probe angeben und Ihrer Einsendung per Post oder E-Mail beifügen.
Probebegleitschein Wanzenfunde 140 KB
Kontakt
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Pflanzenschutz IPS 3d
Kreuzbreite 4
85354 Freising
E-Mail: Wanzen@LfL.bayern.de
Mit Ihrer Hilfe leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Erfassung der Verbreitungsgebiete dieser Wanzenarten in Bayern.