Jahresbericht 2018 – Virologie

Die virologischen Untersuchungen an der LfL verschaffen einen Überblick über das Auftreten von Viren in Bayern und weisen frühzeitig auf vorhandene, oftmals auch neuartige Virusprobleme hin. Wir untersuchen Proben von Pflanzenbauberatern, Landwirten, Gartenbauern, Universitäten, Hochschulen und auch Privatpersonen. Für den Hoheitsvollzug testen wir Pflanzen auf Quarantäneschaderreger und Schadorganismen, die aufgrund pflanzengesundheitlicher Vorschriften überwacht werden müssen. Mit unseren Ergebnissen können die Erreger gezielt bekämpft werden - eine Voraussetzung für hohe Erträge und hochwertige landwirtschaftliche und gärtnerische Produkte. So profitieren Produzenten und Verbraucher von unseren Arbeiten. Um unsere Diagnosen zu verbessern, werden moderne, hochempfindliche und hochspezifische Nachweismethoden etabliert, für die sichere Routinediagnose optimiert und im Rahmen unseres Qualitätssicherungssytem nach der international gelten Norm DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert.

Viren im Gartenbau

Das Tomatenbronzeflecken-Virus dominierte im Gartenbau

Das dominierende Virus 2018 war das Tomatenbronzeflecken-Virus (TSWV). Möglicherweise haben gerade die trockene Witterung und die hohen Temperaturen im Sommer 2018 die Übertragung des TSWV durch seinen wärmeliebenden Vektor Frankliniella occidentalis (Kalifornischer Blütenthrips) gefördert. TSWV trat an Brachyscome, Diascia, Impatiens, Lobelie, Nemesia, Aster und Pelargonie auf und auch bei Tomate, Paprika und Chili. Im Gegensatz zu den Vorjahren war das Auftreten des nahe mit dem TSWV verwandten Impatiensflecken-Virus (INSV) rückläufig. Allerdings konnten wir INSV zum ersten Mal an Paprika nachweisen, obwohl dieses Virus eher Zierpflanzen befällt. Ebenfalls erstmalig haben wir INSV an einer Poinsettie (Weihnachtsstern) gefunden, die zugleich auch mit dem Poinsettienmosaik-Virus infiziert war. Aufgrund vielfältiger Insektizidresistenzen sind der Kalifornische Blütenthrips als Vektor und damit die von ihm übertragenen Viren TSWV und INSV sehr schwer zu bekämpfen. Der Kalifornische Blütenthrips und beide Viren stellen deshalb für die Zierpflanzen- wie auch Gemüsebetriebe dauerhaft ein gravierendes, nur schwer lösbares Problem dar.

Informationen zum Tomatenbronzefleckenvirus und Impatiensfleckenvirus

Blatt mit FleckenZoombild vorhanden

Gurkenmosaik-Virus: Blattsymptom

An einer Vielzahl von Kulturen traten ganz verschiedene Viren auf mit unterschiedlichen Schadbildern. Auffällige Symptome zeigten sich auch an einem mit dem Gurkenmosaik-Virus infizierten Rittersporn (Delphinium) wie auf dem nebenstehenden Bild zu sehen ist.
An Solanum-Arten, wie z. B. Tomate, wurde das Tomatenmosaik-Virus nachgewiesen. Auffällig war dabei, dass zum Teil Symptome nur an den Tomatenfrüchten, nicht aber an den Blättern zu beobachten waren. Eine mögliche Ursache dafür könnte erneut die extrem warme und trockene Witterung während des Sommers 2018 gewesen sein, die möglicherweise zu dieser bemerkenswerten Symptomausprägung bzw. Verteilung der Symptome geführt hat (Pelham, 1966; Pilowsky et al.,1981).

Getreideverzwergungsviren

Monitoring auf Getreideverzwergungsviren

Wie in den Vorjahren wurde auch im Herbst 2018 in enger Kooperation mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) ein Monitoring auf Verzwergungsviren im Ausfallgetreide durchgeführt, um den Landwirten einen Überblick über die Befallssituation zu ermöglichen und gegebenenfalls notwendige Bekämpfungsempfehlungen davon abzuleiten.
Im Zeitraum vom 04.09. bis 17.09.2018 schickten die sieben ÄELF mit Fachzentrum Pflanzenbau die aus dem Ausfallgetreide gezogenen Monitoringproben ein. Dabei wurden jeweils zehn Pflanzen an je sechs Standorten zufällig beprobt, insgesamt wurden also 420 Proben genommen. Die Proben wurden an die LfL in das virologische Labor gesandt und zur Ermittlung der jeweiligen Befallshäufigkeiten einzeln mit ELISA auf die verschiedenen Serotypen des Gelbverzwergungsvirus (BYDV-MAV, -PAV, CYDV) und das Weizenverzwergungsvirus (WDV/BDV) getestet. Die ELISA-Untersuchungen waren am 28.09.2018 abgeschlossen, so dass den Landwirten die aktuellen Ergebnisse zeitnah zur Verfügung gestellt werden konnten.

Befallszunahme gegenüber 2017

KuchendiagrammZoombild vorhanden

Anteil befallener und nicht befallener Pflanzen

Von den 420 eingereichten Proben wiesen ca. 40 % Befall mit Verzwergungsviren auf; rund 4 % waren mit BYDV/CYDV befallen und rund 37 % mit WDV/BDV. 2017 waren dagegen nur insgesamt 24 % der Proben Virus-positiv, 4 % der Proben waren mit BYDV/CYDV und 22 % mit WDV/BDV infiziert. Die Tendenz der Zunahme des WDV-Befalls setzt sich nun schon seit 2015 fort, allerdings gibt es hierbei deutliche lokale Unterschiede; der BYDV/CYDV-Befall bleibt dagegen auf einem sehr geringen Niveau.

Detaillierte Ergebnisse aus dem bayernweiten Monitoring auf Verzwergungsviren bei Getreide

Hopfenstauche-Viroid und Zitrus-Viroid IV

Hopfenstauche-Viroid und Zitrus-Viroid IV an Hopfen

Mit dem 2008 gestarteten und seit 2011 bis einschließlich 2018 von der Wissenschaftlichen Station für Brauerei in München e. V. großzügig geförderten deutschlandweiten Monitoring-Projekt wird das Auftreten des gefährlichen Hopfenstauche-Viroids und des noch aggressiveren Zitrus-Viroids an Hopfen überwacht; mögliche Erstbefallsherde könnten so frühzeitig getilgt werden. Die Probenahme für das Monitoring startete ab dem 23.05.2018. Alle Monitoringproben wurden mit der Realtime RT-PCR unter Verwendung von HpSVd- und CVd IV-spezifischen Primern und Taqman-Gensonden getestet. Bei jeder Probe wurde zusätzlich eine interne, auf Pflanzen-mRNA-basierende Positivkontrolle mit untersucht. Der Viroid-spezifische Nachweis und der Nachweis der internen Positivkontrolle erfolgten im selben Realtime RT-PCR-Ansatz.
LiniendiagrammZoombild vorhanden

Nachweis des Hopfenstauche-Viroids und der internen Kontrolle

Untersucht wurden insgesamt 205 Proben von 30 verschiedenen Hopfensorten. Bei einem Teil der Proben handelte es sich um Pflanzen, die in Quarantäne gehalten wurden, bevor sie nach negativer Viroid-Testung ins Freiland ausgepflanzt wurden. Der Großteil waren Proben aus dem Freiland und zwar aus der Hallertau. Eine geringe Anzahl von Proben stammte aus dem Tettnanger Gebiet und der Elbe-Saale-Region. In keiner einzigen der untersuchten Proben wurde das HpSVd oder das CVd IV gefunden. Erneut konnte gezeigt werden, dass bislang beide Viroide noch keinem Einzug in den deutschen Hopfenbau gehalten haben.

Monitoring von gefährlichen Virus- und Viroidinfektionen von Hopfen in Deutschland (Projekt)

Qualitätsmanagement und Akkreditierung

Qualitätsmanagement und Akkreditierung

Sichere Ergebnisse fordern unsere Kunden zu Recht ein; sie sind die Basis einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Qualitätssicherung bei allen unseren Diagnosen hat deshalb oberste Priorität. Eine Reihe von Verfahren sind bereits nach der international geltenden Norm DIN EN ISO/IEC 17025 akkreditiert; zudem wird das Spektrum an akkreditierten Verfahren kontinuierlich ausgeweitet. Ein weiterer Baustein unseres Qualitätsmanagements ist die regelmäßige Teilnahme an Ringversuchen, um unsere Untersuchungskompetenz zu überprüfen. 2018 haben wir einen Ringversuch zum Nachweis von Pospiviroiden mittels Realtime RT-PCR und konventioneller RT-PCR erfolgreich absolviert; Pospiviroide kommen sowohl bei Kartoffeln und Tomate als auch bei Zierpflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächsen vor; speziell das zu den Pospiviroiden gehörende Kartoffelspindelknollen-Viroid ist ein Quarantäneschaderreger und deshalb sehr gefürchtet.

Qualitätsmanagement und Akkreditierung in den Diagnoselaboren des Instituts für Pflanzenschutz

Erfolgreiche Reakkreditierung 2018

Ein wichtiger Meilenstein 2018 war die erfolgreiche Reakkreditierung durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle). Als neue Verfahren wurde die Realtime PCR zum gernerellen Phytoplasmen-Nachweis sowie zum Nachweis der drei durch Phytoplasmen verursachten Krankheiten Apfeltriebsucht, Birnenverfall und Europäische Steinobstvergilbung erfolgreich begutachtet.