Triticale – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen
Nachdem der Anbau von Körnertriticale in den letzten Jahren rückläufig war, nahm heuer die Fläche wieder um 4 % auf 61.400 ha zu. Mit nicht ganz 53 dt/ha fuhr die Praxis in Bayern 2022 eine geringe Ernte ein, die mit etwa 10 dt/ha weit unterhalb des zehnjährigen Schnitts liegt. Während in Südbayern knapp durchschnittliche Ergebnisse erreicht wurden, verfehlten die Landwirte im Norden das Ertragsmittel der Region sehr deutlich. Die extreme Trockenheit in weiten Teilen von Franken und der nördlichen Oberpfalz ist hauptverantwortlich für das schwache Abschneiden. Vergleichbar geringe Erträge wurden in Nordbayern letztmalig 2011 erzielt. In diesem Jahr litt die Region stark unter Frühjahrstrockenheit.
Zusätzlich stand auf rund 16.700 ha Triticale zur Erzeugung von Ganzpflanzensilage. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Minus von über 20 %. Sommertriticale wird nur selten angebaut. 2022 betrug die Fläche 1.300 ha.
Landessortenversuche
Letztmalig herrschte 2016 ein hoher Krankheitsdruck. Heuer waren die Bestände in den Landessortenversuchen (LSV) meist sehr gesund. Da auch nur an einem Versuchsort vor der Ernte etwas Lager auftrat, wurden nur geringe Ertragsunterschiede von durchschnittlich 3,2 dt/ha zwischen den optimal mit Wachstumsreglern und Fungiziden behandelten Varianten (Stufe 2) und den Extensivvarianten (Stufe 1) gemessen. Letztere werden nicht mit Fungiziden behandelt und erhalten keinen oder nur wenig Wachstumsregler. In den Intensivvarianten lohnte sich heuer der zusätzliche Pflanzenschutzaufwand, der im fünfjährigen Mittel rund 120 €/ha ausmacht, somit an keinem der sechs Standorte. Bei feuchtwarmer Witterung zur Blüte, vor allem in Verbindung mit Maisvorfrucht, kann jedoch eine Fungizidspritzung gegen Ährenfusarium sinnvoll sein. Mit einer Reduzierung des DON-Gehalts um 50 bis 80 % ist bei entsprechender Behandlung zu rechnen.
Fusarium
Fusariumtoxine, zu denen das Leittoxin Deoxynivalenol (DON) zählt, führen vor allem in der Schweinefütterung immer wieder zu gesundheitlichen Problemen. Besonders Schweinhalter sollten deshalb Sorten mit besserer Fusariumresistenz wählen. Die Sorten mit einer mittleren bis geringen Resistenz, in der Sortenbeschreibung mit dem Symbol (-) dargestellt, weisen in den speziellen Fusariumversuchen des Bundessortenamts im Schnitt einen zwei- bis dreimal so hohen DON-Gehalt auf wie die mittel bis gut resistenten Sorten (Symbol: (+)).
Sortenwahl
Bei der Sortenwahl sollte neben dem Ertrag der Intensivvariante auch das Ergebnis der extensiven Stufe sowie die Standfestigkeit und die Resistenzausstattung berücksichtigt werden. Denn Sorten mit ausgeglichen guten Eigenschaften sind in der Regel problemloser in der Bestandesführung und kommen auch mit einem weniger intensiven oder ausbleibenden Pflanzenschutz gut zurecht.
Die Erträge werden im Folgenden nach Stufe 1 und 2 getrennt ausgewiesen. Die extensive Stufe dient der Beschreibung der Resistenzeigenschaften und der Lagerneigung der Sorten. Die intensive Stufe mit bedarfsgerechtem Wachstumsregler- und Fungizideinsatz gibt dagegen Auskunft über das Ertragsvermögen bei intensiver Bestandesführung.
Aktuelle Ergebnisse und Sortenempfehlung