Produktionstechnische Hinweise Feldfutterbau
Entwicklung und Bedeutung des Feldfutterbaues
von Michael Bachl-Staudinger, Dr. Stephan Hartmann - Januar 2013

Definition

Unter Feldfutterbau versteht man neben der Erzeugung von Futterpflanzen im engeren Sinne den Anbau von kleeartigen Pflanzen, Luzerne, Gräsern und Leguminosen-Gräser-Mischungen. Als Futterpflanzen werden alle Pflanzen bezeichnet, bei denen die gesamte oberirdische Pflanzenmasse für die Futterproduktion verwendet wird (Mais, Getreide, Futterrübe).
Der Feldfutterbau liefert im Laufe eines Jahres über einen längeren Zeitraum betriebseigenes Futter mit gleichbleibend hoher Qualität. Er ist deshalb besonders wichtig in Gebieten mit vielen rinderhaltenden Betrieben. Als Grünfutter wird die Schmackhaftigkeit der Futterration und somit die Futteraufnahme der Tiere erhöht. Jedoch führt die derzeit weit verbreitete ganzjährige Silagefütterung zum Rückgang der Anbauflächen dieser Futterpflanzen und zur Verarmung der Fruchtfolge.

Entwicklung

Der Futterpflanzenanbau beginnt in Deutschland Mitte des 18. Jahrhunderts mit der Einführung der Dreifelderwirtschaft. Die bis dato weitverbreitete Brache wird durch den Anbau von Rotklee und Futterhackfrüchten ersetzt. Daraus resultiert eine Steigerung der tierischen Leistungen und mit Hilfe von regelmäßiger Düngung eine nachhaltige Bodenverbesserung.
Auch in der heutigen Zeit stehen die Erhaltung und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit im Fokus der Landwirtschaft. Grünland und Ackerfutterbau haben erwiesenermaßen entscheidenden Anteil an dieser. Denn phytosanitäre Effekte, N-Fixierung und die Vorfruchtwirkung von Klee und Gräsern sind durch mineralsiche und/oder organischen Düngung, Pflanzenschutzmittel oder züchterischen Fortschritt nicht zu ersetzen.

Merkblatt "Feldfutterbau" - überarbeitete und ergänzte Auflage 2008 pdf 998 KB

Bedeutung

Die Bedeutung des Feldfutterbaues in Deutschland kann anhand von Erhebungen von landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Jahre 1995 erklärt werden:
Von den 591.026 registrierten Betrieben beschäftigten sich 48% mit futterbaulichen Fragen. Sie bewirtschafteten 60% der landwirtschaftlichen Fläche. 41,4% waren sogar typische Futterbaubetriebe. Vom produzierten Futter entstanden 32,416 Mill. t auf Dauergrünland. 120,378 Mill. t wurden dem Ackerfutterbau angerechnet, was einem Produktionswert von ca. 4,913 Mrd. DM entsprach. Allgemein betrachtet diente der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LNF) der tierischen Veredelung. Lediglich 25% der LNF (35% der Ackerfläche) kam dem menschlichen Verzehr zu Gute.

Tendenz

Weide
Seit den 50er Jahren nimmt der Anbau von Leguminosen und Gräsern in Deutschland stark ab. Gründe hierfür sind der Strukturwandel und die damit einhergehende Intensivierung in der Landwirtschaft, aber auch die produktionstechnischen und wirtschaftlichen Vorteile von Mais gegenüber Futterrüben, Leguminosen oder Gräsern.

In Bayern haben sich nach einer ebenfalls deutlichen Abnahme die Flächen des Feldfutterbaus (ohne Silomais) zwischen 1970 und 1980 stabilisiert. Vergleicht man die InVeKoS-Daten des Jahres 2006 mit denen von 2010, ist in zahlreichen Landkreisen eine Zunahme der Flächen von Ackergras und Luzerne zu beobachten (siehe pdf-Dateien unten). Bei Kleegras und Klee zeigen sich bezüglich ihrer Flächen stabil.

Eine Eingliederung des Feldfutterbaues in die Fruchtfolge ist aufgrund der Pflanzenvielfalt nahezu immer möglich. Potenzielle Verluste im Marktfruchtanbau können durch Steigerung der Flächenleistung und geregelten Zwischenfruchtanbau gut kompensiert werden.

Aus pflanzenbaulicher Sicht ist die Eingliederung des Feldfutterbaus mit Gräsern und kleeartigen Pflanzen immer positiv zu bewerten, da Faktoren wie Bodenbeschattung, lange Vegetationsdauer, Nährstofferschließung und -umlagerung oder Wurzelrückstände die Bodenfruchtbarkeit auf Dauer anheben.
Verwendete Literatur
Lütke-Entrup, N: "Feldfutterbau und Ackerbegrünung". In: Lütke-Entrup, N. & Oehmichen, J.(Hg.): Lehrbuch des Pflanzenbaues. Band 2: Kulturpflanzen. Gelsenkirchen-Buer: Verlag Th. Mann, 2000. S. 572-576
Lochner, H./Breker J.: Agrarwirtschaft. Fachstufe Landwirtschaft. 8., überarbeitete Auflage. München: BLV Buchverlag GmbH und Co.KG, 2007. S. 160