Einfluss verschiedener Schattierungs- und Mulchmaterialien auf Wachstum und Ertrag von Bärlauch

Bärlauch

Zielsetzung

In Deutschland entwickelt sich eine zunehmende Nachfrage nach Bärlauch. Bisher stammt das Erntegut (Blätter) fast ausschließlich aus Wildsammlung. Kleinere Anbauversuche in der Praxis blieben erfolglos oder waren viel zu aufwändig. Bisher gibt es kein praktikables Feldanbauverfahren. Bärlauch scheint empfindlich gegen zu starke Sonneneinstrahlung und Spätfröste zu sein.

In mehrjährigen Feldversuchen sollen daher von der Arbeitsgruppe „Heil- und Gewürzpflanzen“ (Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising) verschiedene Schattier- und Frostschutzmaterialien auf ihre Eignung im Hinblick auf Qualität, Wachstum und Ertrag untersucht und fundierte Empfehlungen für einen Anbau von Qualitätsware dieser wichtigen Arznei- und Gewürzpflanze erarbeitet werden.

Ergebnisse und Diskussion

Bestandesentwicklung unzureichend
Ertrags- und Inhaltsstoff-Ergebnisse liegen bisher aus den Jahren 2005 und 2006 vor. Trotz der sehr unterschiedlichen Böden war die Bestandesentwicklung an beiden Versuchsstellen – auch im mehrjährigen Anbau – über alle Versuchsvarianten unzureichend. Selbst die höchsten erzielten Erträge von 3,37 dt/ha frische Blätter bzw. 0,51 dt/ha Blattdroge (s. Tab. 1) sind bei den hohen Pflanzgutkosten und Erlösen von ca. 5,50 EUR/kg Droge indiskutabel.
Vliesauflage am besten
Vom Ertrag her kann noch keine eindeutige Aussage gemacht werden, welches Abdeckverfahren am günstigsten ist. Die Vliesauflage scheint insgesamt am besten zu sein. Eine Beerntung bereits im 1. Jahr nach der Pflanzung scheint sich deutlich negativ auf die Ertragsentwicklung im 2. Erntejahr auszuwirken (s. Tab. 1 und 2). Die Sommerpflanzung erzielte gegenüber der Herbstpflanzung keinen Ertragsvorteil (s. Tab. 1 und 3).
Drogenqualität und Verunkrautung
Die Blätter der nicht abgedeckten Parzellen zeigten helle Flecken, die auch zu einer schlechteren optischen Drogenqualität führten. Durch eine intensiv grüne Farbe zeichneten sich das schwarze Vlies und das grüne Schattiergewebe aus. Die direkt auf den Boden gelegten Frostschutzmaterialien „gelochte Folie“ und „weißes Vlies“ knickten die Blätter, insbesondere die Folie, sodass diese für eine Frischvermarktung weniger geeignet erscheinen. Die Blätter wurden dadurch auch stärker mit Erde verschmutzt. Der Gehalt an Cysteinsulfoxiden, jeweils in der Blattdroge ermittelt, war erfreulich hoch und übertraf die in der Literatur angegebenen Werte von 0,4 % meistens deutlich (s. Tab. 4 - 6). Insbesondere das schwarze Vlies führte häufig zu den höchsten Werten bis über 1 %. Große Probleme bereitete die Verunkrautung (s. Abb. 4) – insbesondere nach dem Einziehen der Blätter. Herbizide sind nicht zugelassen, sodass nur eine mechanische Unkrautbekämpfung oder eine Begrünung (z. B. Senf- und Sommerwickenaussaat) in Frage kommen. Alle diese Varianten erwiesen sich als nicht ausreichend praktikabel. So führte die mechanische Bearbeitung zu Verletzungen der Zwiebeln und zu einem hohen Arbeitsaufwand. Die Grüneinsaaten sind ebenfalls mit Arbeits- und Saatgutkosten verbunden, außerdem wurde der Unkrautwuchs nicht ausreichend unterbunden, sodass im 3. Jahr die Versuche umgebrochen werden mussten. Als Alternative wurde daher ein Mulchversuch mit Laub- bzw. Strohabdeckung angelegt. Es liegen dazu noch keine Ertragszahlen vor. Dennoch konnte auf den Mulchparzellen im Frühjahr 2007 ein sehr gutes Wachstum von Bärlauch beobachtet werden, wesentlich besser als in den vergangenen Jahren. Der Unkrautwuchs wurde während der gesamten Vegetationszeit fast völlig unterdrückt (s. Abb. 5). Aus diesem Grunde wird im Oktober 2007 ein Exaktversuch zu dieser Thematik angelegt. Dabei wird aber nicht mehr mit Stroh gearbeitet, da die darin enthaltenen Körner zu Durchwuchs geführt hatten.
Bärlauchfeld

Abb. 1: Bärlauch,
1. Vegetationsjahr

Abdeckung

Abb. 2: Bärlauch,
Abdeckung

Abdeckung

Abb. 3: Bärlauch,
Abdeckung

Bärlauch mit Unkraut

Abb. 4: Bärlauch,
Unkrautdurchwuchs

Bärlauch

Abb. 5: Bärlauch,
gemulcht

Schlussfolgerungen

Nach den bisherigen Erkenntnissen ist ein feldmäßiger Anbau von Bärlauch in der Praxis noch nicht wirtschaftlich durchführbar, auch wenn die Blattqualität und der Inhaltsstoffgehalt als gut zu bezeichnen sind. Eventuell kann eine Abdeckung des Bodens nach der Pflanzung mit Laub und Grasschnitt zu besseren Ertragsergebnissen führen. Diesbezügliche Versuche werden ab Herbst 2007 durchgeführt.

Methode

Die Feldversuche standen auf den Staatlichen Versuchsstationen Baumannshof, Lkr. Pfaffenhofen, und Puch, Lkr. Fürstenfeldbruck. Der Standort Baumannshof ist durch einen humosen Sandboden mit pH-Werten zwischen 5,0 und 6,3 und einem Humusgehalt zwischen 2,6 und 4,1 % geprägt. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge liegt bei 838 mm, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 9,0 °C. Der Standort Puch ist durch tiefgründige Böden aus sandigem Lehm mit pH-Werten zwischen 6,1 und 6,7, sowie Humusgehalten zwischen 1,5 bis 2,2 % gekennzeichnet. Die Lage ist windreich, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,6 °C und die Jahresniederschlagsmenge liegt bei 875 mm. Wegen der erwarteten großen Probleme beim Anbau und wegen des teuren Pflanzgutes (11 ct/Zwiebel) wurden bisher nur Screeningversuche ohne Wiederholungsparzellen angelegt. Begonnen wurde die Versuchsserie im Herbst 2004 mit der Handpflanzung von Zwiebeln (Fa. Rieger-Hofmann, Blaufelden) Ende Oktober ca. 7 cm tief. Der Reihenabstand betrug 25 cm, in der Reihe wurden 15 cm eingehalten (267.000 Zwiebeln/ha). Die Schattiermaterialen wurden jeweils von Ende März (Austrieb) bis Ende Mai/Anfang Juni (Einziehen der Blätter) auf 40 cm hohen Holzgestellen über den betreffenden Parzellen angebracht (schwarzes Vlies Base UV 50, Romberg; graues Vlies Base UV anthrazit, Romberg; grünes Schattiergewebe Schattiermatte 3, Bayer. Gärtnereigenossenschaft) (s. Abb. 2). Die als Frostschutz vorgesehenen Materialien „gelochte transparente Folie, 500 Loch/m2“ und weißes Vlies (Agryl P17) wurden direkt auf die Parzellen gelegt und am Rand mit Sandsäcken befestigt (s. Abb. 3). Eine unbedeckte Parzelle diente als Kontrolle (s. Abb. 1). Die Parzellengröße betrug 6,19 m2 (5 Reihen zu je 33 Zwiebeln). Die Ernte der Blätter erfolgte von Hand (Schere oder Messer) jeweils Ende April der Jahre 2004 bis 2007.
Anschließend wurde das Erntegut in einer Hordentrocknung bei 40 °C zur Droge getrocknet. Die Inhaltsstoffe wurden an der Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen in Quedlinburg (BAZ) untersucht. Der gleiche Versuch wurde 2005 nochmals angelegt, nun aber bereits Ende Juni gepflanzt. Geerntet wurde wie zuvor beschrieben in den Jahren 2006 und 2007. Ende Oktober 2006 wurde ein dritter Versuch zum Mulchen von Bärlauch gepflanzt. Dazu wurden neben einer unbehandelten Parzelle eine Parzelle mit 10 cm Laub und eine mit 10 cm Getreidestroh nach der Pflanzung abgedeckt. Die Schattierung erfolgte einheitlich mit grünem Schattiergewebe wie zuvor beschrieben. Nach der Ernte im Frühjahr 2007 wurde zur Unkrautunterdrückung auf beiden Mulchparzellen mehrmals Grasschnitt (nicht blühend) aufgebracht. In diesem Versuch betrug die Parzellengröße 5,94 m2 (4 Reihen zu jeweils 99 Zwiebeln), der Reihenabstand lag bei 30 cm, der Abstand innerhalb der Reihe bei 5 cm (666.667 Zwiebeln/ha).

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