Sojazüchtung zum Anfassen – Start des Deutschen Sojatages an der LfL

Mit einer Roadshow entlang der Wertschöpfungskette startete der diesjährige Deutsche Sojatag am 13. Juli 2022 an der LfL in Freising. Der Tag wurde vom Deutschen Sojaförderring organisiert und brachte die Botschaft mit, dass der heimische Sojaanbau die Nische verlassen hat. Damit ist Soja in Deutschland angekommen.

Mit dem Bus ging es von Freising nach Straubing, wobei unterwegs bei engagierten und zukunftsorientierten Akteuren entlang der Soja-Wertschöpfungs­kette Station gemacht wurde.
Die LfL steht als wissenschaftliche Basis am Beginn dieser Wertschöpfungskette und begleitet sie bis zum Erreichen der Qualitätsparameter für diesen wertvollen Rohstoff. Die Arbeiten reichen von der molekularen Markeranalyse über die Züchtung bis zum Prüfen der zugelassenen Sorten. Präsentiert wurde dies mit einem Infostand, der nicht nur informative Poster zu bieten hatte, sondern auch anschaulich Sojapflanzen, Sojasaatgut und Arbeitsmaterial aus dem Genomlabor demonstrierte.

Bei dem halbstündigen Stopp der Fahrt an der LfL wurden die gut 50 Teilnehmer von Präsident Stephan Sedlmayer begrüßt. Er betonte vor allem die gute Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Akteuren und den intensiven Wissenstransfer in den Bereichen Forschung, Beratung und Praxis. All dies trägt zur Steigerung der Erzeugung und Nutzung von Soja als "Königin der Eiweißpflanzen" bei.
Im Anschluss stellten Wissenschaftlerinnen das LfL-Züchtungsprogramm mit den bayerischen Züchtern und Forschungsarbeiten zur Ausweitung der molekularen Züchtung vor. Frau Dr. Christine Riedel berichtete über die 2014 aufgenommene Züchtungsarbeit, bei der mittels eines zeitsparenden Winter­zucht­gartens in Costa Rica und mehrstufiger Selektion in Bayern inzwischen erste ertragsstarke frühreife Sorten von bayerischen Züchtern beim Bundessortenamt angemeldet werden konnten. Über die Einkreuzung pflanzengenetischer Ressourcen aus Genbanken und die Entwicklung von DNA-Markern in enger Zusammenarbeit mit dem LfL-Genomlabor werden in Forschungsprojekten weitergreifende zukünftige Zuchtziele zur Steigerung der Wertschöpfung und Klimaanpassung forciert.
Blattprobe wird zur Genomanalyse per Hammer zwischen zwei Saugpapieren gequetscht.
Die Arbeiten aus dem Genomlabor wurden im Anschluss von Frau Dr. Grit Schwertfirm vorgestellt, Kernthemen waren ihre Arbeiten zur Kreuzungs­kontrolle in Zusammenarbeit mit Costa Rica, die Sortenidentifikation und das Kühletoleranz-Experiment. Für die praxisrelevante Probenahme werden die zu untersuchenden Blattproben einfach per Hammer auf eine Pappkarte fixiert. Anschaulich demonstrierte sie mit einem Hammer und einem gezielten Schlag auf eine am Oberschenkel geschnallte Platte, wie am Feld die Probenahme vonstatten geht. Die Präsentation der entwickelten drei Markerarrays zeigten den aktuellen Stand der Forschung für die markergestützte Selektion zur Kreuzungskontrolle und Sortenvermischungs­prüfung und für das Erreichen der Züchtungsziele Blüte/Reife und Kühletoleranz. Die Teilnehmer zeigten sich sehr interessiert und waren von der sehr informativen anschaulichen Präsentation begeistert.
Auf der Weiterfahrt zur nächsten Station wurde von Frau Dorothea Hofmann die Prüfung der zugelassenen Soja-Sorten im Rahmen der Landessorten­versuche erklärt. Bayernweit werden mittlerweile pro Jahr über 30 Sorten an fünf Standorten geprüft. Dabei findet eine Differenzierung nach Reife und Standorteignung statt. Frühe Sorten werden schneller reif und stabilisieren den Ertrag über eine gesicherte Abreife (sogenannte 000-Sorten). Spätere Sorten reifen länger ab, verzweigen sich stärker und haben dadurch ein höheres Ertragspotential (sogenannte 00-Sorten). Die Reife ist eines der wichtigsten Kriterien bei der Sortenwahl. In den Versuchen stabilisiert sich das Ertragsniveau in einem guten Bereich. Die Teilnehmer, die aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette kamen und auch Vertreter des Lebensmittelhandels wie Aldi und Rewe sowie Endverbraucher wie McDonald‘s umfassten, konnten ein Handout zum Nachlesen der umfangreichen Informationen des Tages mit nach Hause nehmen.

Informationen zum Sojaanbau

Der Sojaanbau in Bayern hat in den letzten 10 bis 15 Jahren stark zugenommen – vom Nischendasein zur meist angebauten Leguminose. 2022 verzeichnete die Fläche wieder einen enormen Anstieg, allein in Bayern wurde die Fläche um 50 % ausgeweitet auf über 30.000 ha. Staatliche Programme, allen voran die von der Bayerischen Staatsregierung im Jahr 2011 ins Leben gerufene "Bayerische Eiweißinitiative", haben zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen. Im Rahmen dessen wurden an der LfL wichtige und zukunftsweisende Forschungsprojekte gestartet. Unter anderem wurden am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung mit der Soja-Züchtung begonnen, das Sortenprüfwesen wieder aufgenommen und eine Reihe von produktionstechnischen Versuchen durchgeführt. Mittlerweile hat sich das Sortenwesen, welches maßgeblich für einen erfolgreichen Anbau erforderlich ist, massiv entwickelt. Es stehen bereits viele ertragreiche und robuste Sorten sowohl für die Lebensmittelherstellung als auch für die gentechnikfreie Fütterung zur Verfügung. Dennoch bedarf es der laufenden Arbeiten an der LfL, die das Potential der Optimierung des gesamten Anbauverfahrens bietet. Nicht zuletzt ist die LfL auch in dem Themenkomplex der Soja-Verarbeitung und Fütterung aktiv. Ein besonderer Fokus wird mit dem neuen LfL-Forschungsschwerpunkt "Innovative Lebensmittel vom Acker" auf die Nutzung als Lebensmittel gesetzt.