Triticale-Ganzpflanzensilage (GPS)

Getreide vor der Mahd
In einem Laborsiloversuch wurde Triticale-Ganzpflanzensilage bereitet. Die Gärparameter, die aerobe Stabilität, sowie die Bestimmung der Fusarientoxine Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA) wurden bei unterschiedlicher Gärdauer durchgeführt. Dabei konnte die Entwicklung der Gärsäuren und eine Reduktion der Mykotoxingehalte beobachtet werden. Die aerobe Stabilität wurde mit zunehmender Gärdauer verbessert. Es ist daher zu empfehlen, dem Risiko der Wiedererwärmung von Silagen durch eine längere luftdichte Lagerung zu begegnen. Das heißt die Silos nach dem Befüllen nicht zu früh öffnen.
Hohe Korn- und Stroherträge auf leichtem Boden im Vergleich zu Weizen, sowie die Anbaumöglichkeiten in Förderprogramme erhöhen die Anbauhäufigkeit von Triticale. Bei Wiederkäuern kann Triticale im Austausch mit Weizen ohne Einschränkung eingesetzt werden. Die Vorteile verdeutlichen sich auch in der Anbaufläche von Triticale, die etwa 10 % des bayerischen Futtergetreides beträgt. Die Ganzpflanzensilage hat zusätzliche Vorteile. Durch die frühere Ernte wird die Erntezeitspanne verlängert. Da für Triticale wenig Untersuchungen vorlagen wurde Triticale-Ganzpflanzensilage in das Untersuchungsprogramm der Landesanstalt aufgenommen (Spann u. a. 2002). Begleitend hierzu wurden Laboruntersuchungen im Silolabor durchgeführt. Diese Ergebnisse liegen nun vor. Als Ausgangsmaterial wurde Triticale 14 Tage vor der Druschreife aus der Hochschnittvariante (40-45 cm Schnitthöhe) ausgewählt, das bisher ebenso wie ein Silomais bei -18 °C gelagert war.

Rohnährstoffgehalte des Ausgangsmaterials

ParameterTriticale GPSSilomais
TM %51,132,1
Rohasche in % der TM3,94,2
Rohprotein in % der TM10,37,6
Rohfett in % der TM2,43,4
Rohfaser in % der TM15,821,0
Zucker in % der TM3,2914,34
Pufferkapazität in mg Milchsäure/100 g TM2,05,3
Nitrat in mg je kg TM160154
Vergärbarkeitskoeffizient in %6354
NEL in MJ je kg TM6,636,49
Die Silierversuche wurden so angelegt, dass in je 3 Laborsilos die Säuerungsgeschwindigkeit die aerobe Stabilität sowie die Gärqualität getrennt zu den jeweiligen Zeitpunkten bestimmt werden konnte. Zusätzlich wurden als positive Kontrolle chemische Siliermittel eingesetzt. Die Rohnährstoffgehalte und die Gärparameter wurden im Labor der LfL in Grub, die aerobe Stabilität im Silolabor und die Mykotoxingehalte wurden im Zentralinstitut des Tiergesundheitsdienstes untersucht.
Das Ausgangsmaterial verdeutlicht schon eine Steigerung der Nettoenergie mit 6,63 MJ NEL gegenüber einer, wenn auch körnerreichen Gerste/Weizen GPS mit 5,81 MJ/kg TM, aber deutlich unter dem Wert in der Futterwerttabelle (Grub) für Triticalekörner mit 8,29 MJ/kg TM. Rohprotein und Rohfasergehalte zeigen den Strohanteil mit auf. Der geringe Zuckergehalt führt aber, bedingt durch die geringe Pufferkapazität und dem hohen Trockenmassegehalt, zu einer guten Vergärbarkeit mit 63 % (VK). Das Substrat kann als leicht vergärbar eingestuft werden, ebenso wie der Silomais mit 54 %.
Die Säuerungsgeschwindigkeit, das heißt die Absenkung des pH-Wertes, wurde wie bei Silomais nach 2 Tagen bestimmt. Bei GPS wurde ein Siliermittel mit Propionsäure und bei Silomais mit Natriumbenzoat und -propionat eingesetzt.
Säuerungsgeschwindigkeit (pH-Werte)
TageKontrolleKontrolleSiliermittelSiliermittel
 TriticaleSilomaisTriticaleSilomais
24,74,15,54,1
284,54,24,33,8
494,5---
904,33,84,33,8
Liniendiagramm zur Entwicklung der GärsäurenZoombild vorhanden

Abb. 1: Entwicklung der Gärsäuren mit und ohne Siliermittel bei GPS

In der Kontrolle lag er bei 4,7 etwas höher als Silomais, das bedeutet Silomais siliert deutlich besser. Auch die pH-Werte nach 90 Tagen liegen nicht so tief wie bei Silomais, wo auch pH-Werte von unter 4,0 zu erreichen sind. Deutlich sind die Unterschiede im pH-Wert am 2. Tag zu dem pH-Wert nach 4 Wochen bzw. 7 Wochen, wobei der Einfluss einer weiteren Absenkung nach 3 Monaten, sowohl auf die Gärsäurebildung als auch auf die aerobe Stabilität, aufzuzeigen ist.
Bei der Kontrolle setzt die Bildung der Milchsäure in % Frischmasse (% FM), sofort ein und erreicht schon nach 2 Tagen etwa 2/3 des Endgehaltes. Der Siliermitteleinsatz zeigt zunächst den konservierenden Effekt der Propionsäure auf, der die Milchsäurebildung zunächst unterbindet, wie die Gehalte nach 2 Tagen zeigen. Die gebildete Milchsäure erreicht nach 4 Wochen schon höhere Werte als die Kontrolle, die auch nach 90 Tagen übertroffen wird. Die Essigsäuregehalte (% FM) sind gering und werden durch das Siliermittel noch gesenkt. Die Buttersäuregehalte (% FM) sind insbesondere bei der Kontrolle so hoch, dass die Gärqualität als schlecht einzustufen war. Es kann aber hier gut verdeutlicht werden, dass die Buttersäurebildung später, hier nach 2 Tagen, einsetzt und bis zum Ende (90 Tage) anhält. Durch den Siliermitteleinsatz lässt sich die Buttersäurebildung unterbinden und die Gärqualität deutlich verbessern. Dies zeigt sich besonders deutlich bei den Gärgasverlusten (in % der eingewogen TM), die mit dem Einsatz des Siliermittels auf ein Viertel der Verluste der Kontrolle gesenkt werden konnten.

Aerobe Stabilität in Tagen von GPS und Silomais mit Siliermittel

Die Haltbarkeit (aerobe Stabilität in Tagen) der GPS nach dem Öffnen des Silos in Verbindung mit der Entnahmegeschwindigkeit beeinflussen die Wiedererwärmung der Siloanschnitte und damit die Futterhygiene. Wenn das Silo geöffnet wird ist meist die Qualität wie der Vorschub der Entnahme vorgegeben, d.h. nur noch wenig veränderbar. Für die Ursachen der Wiedererwärmung werden verschiedene Ursachen herangezogen. Meist sind diese in einer suboptimalen bis mangelhaften Siliertechnik zu suchen, die auch schon den Schnitttermin, d.h. den gewünschten Trockenmassegehalt beinhaltet.In dem hier durchgeführten Versuch mit GPS kann aber deutlich gemacht werden, dass ein ganz wichtiger Einfluss auf die Haltbarkeit der Silage der Zeitpunkt ist, bei dem das Silo geöffnet wird. Auf dies deuten auch die Versuchsergebnisse von Silomais hin. Dabei ist dieser Zeitpunkt meist durch den Futterbedarf diktiert.
Gärdauer (Tage)KontrolleKontrolleSiliermittelSiliermittel
 TriticaleSilomaisTriticaleSilomais
23,55,9>86,3
28>84,2>8>7
49>8---
49 Stress3,55,573,1
90>86,8>86,1
Die Zahlen in der Tabelle zeigen aber, dass es sich möglicherweise lohnt für Futterengpässe durch andere Möglichkeiten, wie Futterzukauf oder kleinere Mengen getrennt silieren, zu überbrücken. Aus den der Tabelle dargestellten Ergebnissen geht hervor, dass, wenn luftdicht gelagert ist, die Haltbarkeit nach 2 Tagen noch gering ist, nach 4 Wochen aber schon mehr als 8 Tage beträgt, dies ist in diesem Fall der übliche Beobachtungszeitraum bei 25° C. Silagen mit dieser Haltbarkeit werden als stabil angesehen.Wird die Silage mit Luft durchströmt wie dies am 28. und 42. Tag einen Tag lang gemacht wurde, zeigt die Silage nach 49 Tagen mit dem Luftstress eine deutlich geringere Haltbarkeit auf. Dies kann auch das eingesetzte Siliermittel nicht vollständig ausgleichen. Wohl aber eine Gärdauer von 90 Tagen. Zusammengefasst ergibt sich, dass Silos ohne Siliermittel nicht zu früh geöffnet werden dürfen und dass sich eine sorgfältige Abdeckung lohnt (Gärgashaube). Mit Siliermittel lässt sich dies aber nur zum Teil ausgleichen. Dies bedeutet, dass auch beim Siliermitteleinsatz eine optimale Siliertechnik anzustreben ist.

Mykotoxingehalte

Säulendiagramm zur Reduzierung von Mutterkornalkaloiden in Triticale-GPSZoombild vorhanden

Abb. 2: Reduzierung von Mutterkornalkaloiden in Triticale-GPS

Bei Triticale (Abb. 2) lässt sich aber auf Grund des häufigen Vorkommens von Mutterkorn, das über die Anfälligkeit des Roggens mit eingebracht wurde, über die längere Lagerdauer und die Fermentation eine Reduktion der Mutterkornalkaloide zu beobachten. Siliermittel bringen hier aber keinen zusätzlichen Effekt. Leider sind die Untersuchungen zur Toxizität noch nicht erfolgt, sodass ein Restrisiko bei mutterkornbefallenem Triticale bleibt.
Säulendiagramm zum Mykotoxingehalt (DON und ZEA) in Ausgangsmaterial und GPSZoombild vorhanden

Abb. 3: Mykotoxingehalt (DON und ZEA) in Ausgangsmaterial und GPS

Diese Beobachtungen begründeten auch die Untersuchungen der Fusarientoxine Deoxinivalenol und Zearalenon. In der Abbildung 3 sind die Ergebnisse zusammengestellt. Es zeigt sich dabei ein deutlich, zeitlich unabhängiger, im Vergleich zum Ausgangsmaterial geringerer Mykotoxingehalt in den Silagen, wie dies auch schon in früheren Untersuchungen (Richter u. a. 2002) aufgezeigt werden konnte.
Daraus aber schon eine bessere Futtertauglichkeit abzuleiten erfordert noch die Absicherung durch entsprechende Fütterungsversuche. Der höhere ZEA-Gehalt bei dem Tag 49 ist auf einen Ausreißer (1Silo von drei) zurückzuführen, der sich nicht erklären lässt, da alle übrigen Werte aus den jeweils 3 Gläsern gut vergleichbar waren.