Silierung von Sojabohnen-Ganzpflanzen

Sojabohnen-Feldbestand
Mit der vorliegenden Untersuchung sollten Erkenntnisse über die Silierbarkeit der gehäckselten Sojabohnen-Ganzpflanze zu unterschiedlichen Ernteterminen und die Wirksamkeit von Siliermitteln gewonnen werden. Die Ergebnisse sollen die Entscheidungsfindung bei ungünstigen Rahmenbedingungen im Erntejahr unterstützen.

Material und Methoden

Als Ausgangsmaterial wurden Sojabohnenpflanzen der Versuchsstation Grub herangezogen. Das Material stammte aus dem Jahr 2013. Die Versuchsstation besaß zu diesem Zeitpunkt bereits mehrjährige Erfahrung mit dem Anbau der Sojabohne.

Die Versuchsfläche wurde zu 3 Terminen:

  • 24.08.2013
  • 24.08.2013
  • 13.10.2013
mit der Sense gemäht und das Erntegut möglichst schmutzarm geborgen (siehe Bildergalerie). Ein Anwelken war nicht vorgesehen um eine Direkternte bestmöglich widerspiegeln zu können. In Tabelle 1 sind charakteristische Kennwerte für den Pflanzenbestand und das geerntete Material aufgeführt. Wichtige Parameter zur Einschätzung der Silierbarkeit sind in Tabelle 2 dargestellt. Die Vergärbarkeit des Ausgangsmaterials war besonders beim ersten Erntetermin als ungünstig zu bewerten.
Sojabohnen-Feld

Sojabohnen-Feldbestand im August

Sojabohnen-Feld

Sojabohnen Feldbestand im September

Sojabohnen-Feld

Sojabohnen Feldbestand im Oktober

Tabelle 1: BBCH-Code* und Rohnährstoffgehalte des Ausgangsmaterials in g/kg TM zu den Ernteterminen
ErnteterminBBCH-StadiumTM (g/kg)RohascheRohproteinRohfettRohfaserNfE
24.08.20138132610112330231515
11.09.20139440710013952254455
13.10.2013995828411336330438
* Biologische Bundesanstalt, Bundessortenamt und Chemische Industrie-Code
Tabelle 2: Kenngrößen der Silierbarkeit des Ausgangsmaterials zu den Ernteterminen
ErnteterminTM (g/kg)Zucker (g/kg TM)Puffer-kapazität*Nitrat (mg/kg TM)Vergärbarkeits-koeffizient**Milchsäure-bakterien (KBElog/g FM)
24.08.201332669945538 
11.09.2013407468955456,0
13.10.2013582336154626,2
* Verbrauch an Milchsäure bis zum Erreichen vom pH-Wert 4 in g/kg TM
** Errechnet nach der Formel VK = TM (%) + 8 x Zucker/Pufferkapazität
Das mit einem Versuchshäcksler (Landtechnik Weihenstephan) zerkleinerte Ausgangsmaterial wurde in drei Partien aufgeteilt, wovon eine als unbehandelte Kontrolle diente. Die beiden anderen wurden mit einem biologischen (homofermentativ, DLG-Gütezeichen in WR 1) bzw. einem chemischen Siliermittel (DLG-Gütezeichen in WR 1a) nach Herstellerangaben beaufschlagt. Die Silierversuche wurden nach den Vorgaben der aktuellen DLG-Prüfrichtlinien durchgeführt. Als Versuchssilos dienten Einmachgläser der Volumina 1,0 und 1,75 l, wobei letztere, sofern sie zur Prüfung der aeroben Stabilität vorgesehen waren, verschließbare Lufteinlässe besaßen.
Die Befüllung der Gläser und Verdichtung des Ernteguts erfolgte mechanisch. Hierbei wurden Dichten von 200, 265 und 285 kg TM/m³ erzielt. Die Lagerung der Laborsilos erfolgte über den gesamten Ver-suchszeitraum lichtgeschützt in Konstanttemperaturräumen bei 25 °C (+/- 1 °C).

Ergebnisse

Gärqualität

Abbildung 1: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim ersten ErnteterminZoombild vorhanden

Abbildung 1: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim ersten Erntetermin

Die erzeugten Versuchssilagen differierten hinsichtlich der untersuchten Parameter sehr stark zwischen den Ernteterminen und Varianten.
So war zum ersten Termin eine erfolgreiche Silierung des nicht angewelkten Ausgangsmaterials ohne Zusatz eines chemischen Siliermittels mit DLG-Wirkungsrichtung 1a, Verbesserung des Gärverlaufs bei schwer vergärbarem Material, nicht möglich (siehe Abbildung 1). Der Zusatz eines homofermentativen Milchsäurebakterienpräparates führte zwar zu einer Verminderung des Ausmaßes der Fehlgärung, dennoch war der Siliererfolg mir „sehr schlecht“ zu bewerten. Der Zusatz des chemischen Präparats verhinderte die Fehlgärung, so dass nach DLG-Vorgaben das Urteil „sehr gut“ erreicht wurde.
Abbildung 2: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim zweiten ErnteterminZoombild vorhanden

Abbildung 2: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim zweiten Erntetermin

Zum zweiten Termin konnte ein Vergärbarkeitskoeffizient von 45 ermittelt werden (Tabelle 2). Ab diesem Wert kann bei anderen Siliergütern mit einer erfolgreichen Silierung gerechnet werden (vgl. Praxishandbuch Futter- und Substratkonservierung). Dennoch erreichten die unbehandelten Versuchssilagen lediglich 9 DLG-Punkte und damit das Urteil „sehr schlecht“ (Abbildung 2). Der Zusatz des Milchsäurebakterienpräparats führte zu einer deutlichen Verbesserung des Siliererfolgs (66 Punkte, „verbesse-rungsbedürftig“). Auch beim zweiten Erntetermin wurden die besten Werte mit dem Zusatz des chemischen Siliermittels erzielt (95 Punkte, „sehr gut“).
Abbildung 3: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim dritten ErnteterminZoombild vorhanden

Abbildung 3: Spezifische Parameter zur Beurteilung des Siliererfolgs beim dritten Erntetermin

Der letzte Erntetermin wurde auf den Tag des Drusches gelegt. Zu diesem Zeitpunkt lag der TM-Gehalt der Ganzpflanze bei knapp 60 %, weshalb der Vergärbarkeitskoeffizient mit 62 trotz geringem Zuckergehalt und hoher Pufferkapazität hoch ausfiel. Auch bei diesem hohen TM-Gehalt konnte noch eine markante bakterielle Aktivität festgestellt werden (Abbildung 3). So kam es bei den behandelten Silagevarianten zu einer sehr erfolgreichen Silierung (beide 100 DLG-Punkte, „sehr gut“), und auch die unbehandelte Kontrolle erreichte im Durchschnitt 72 DLG-Punkte („gut“). Allerdings waren bei letzterer alle untersuchten Parameter deutlich schlechter zu bewerten als bei den behandelten Varianten.
Zur Sicherung des Gärerfolgs bei der Silierung der nicht angewelkten, noch vitalen Sojabohne (bis ca. BBCH 95) ist somit der Einsatz eines chemischen Siliermittels der DLG-Wirkungsrichtung 1, Anwendungsbereich a, dringend zu empfehlen. Die aktuelle Siliermittelliste finden sie in folgendem Beitrag:

Hilfestellung zum Siliermitteleinsatz

Aerobe Stabilität

Neben jenen zur Silierbarkeit wurden auch Versuche zur aeroben Stabilität der erzeugten Silagen durchgeführt. Als aerob instabil gelten Silagen, welche innerhalb von drei Tagen nach der Auslagerung aus den Versuchssilos einen Temperaturanstieg um mehr als 3 °C gegenüber der Umgebungstempera-tur (20 °C +/- 1 °C) verzeichnen. Aufgrund des insgesamt schlechten Gärerfolgs war jedoch lediglich bei zwei Ernteterminen und der Variante mit Zusatz des chemischen Mittels eine leichte Erwärmung nach mehr als 6 Tagen feststellbar. Somit sind zumindest keine besonderen Probleme hinsichtlich der aeroben Stabilität von Sojabohnen-GPS zu erwarten, sofern diese ausreichend verdichtet wurde und ein „normaler“ Vorschub gewährleistet werden kann.

Rohnährstoffe der erzeugten Silagen

Im Allgemeinen gestaltet sich eine repräsentative Probenahme bei großkörnigen Leguminosen als schwierig. Dies erklärt auch die relativ große Streuung innerhalb und zwischen den Varianten. Zunächst ist der Anstieg der Trockenmasse von knapp 30 auf knapp 60 % gut zu erkennen. Der Gehalt an Rohasche nimmt zu letzten Erntetermin tendenziell ab. Das Rohprotein, welches sich insgesamt auf eher geringem Niveau bewegt, steigt tendenziell über die Erntetermine hin an. Dies ist für die Rohfaser in wesentlich deutlicherem Ausmaß erkennbar. Der Gehalt an Rohfett blieb bei dieser Untersuchung eher überraschend auf einem konstanten Niveau. Der Anteil an N-freien Extraktstoffen an der TM war primär vom Gehalt an Rohfaser beeinflusst und sank über die Erntetermine hinweg ab.
Tabelle 3: Mittlere Rohnährstoffe der erzeugten Silagen (n=3) in g/kg TM
Erntetermin/
Variante
TM (g/kg)RohascheRohproteinRohfaserRohfettNfE
1/Kontrolle27710718222281408
1/MSB29110317420965450
1/Chemisch3069717420155472
2/Kontrolle38110919425575366
2/MSB42610919322772398
2/Chemisch40810019122968412
3/Kontrolle5817820440767244
3/MSB6137621726869370
3/Chemisch5838218229258386

Zusammenfassung

Bei einem Silierversuch an der LfL Bayern in Grub wurden Erkenntnisse zu Silierbarkeit, aeroben Stabilität und dem Gehalt an Rohnährstoffen von Sojabohnen-Ganzpflanzensilagen gesammelt. Im Jahr 2013 wurden zu drei Ernteterminen (BBCH-Stadien 81, 94 und 99) Versuche mit drei Varianten (Kontrolle, MSBhomo, chemisches Mittel) nach den Vorgaben der aktuellen Prüfrichtlinie der DLG zur Siliermittelprüfung durchgeführt. Alle Futteranalysen wurden im LfL-Labor in Grub durchgeführt.
  • Die Silierung der nicht angewelkten Sojabohnenganzpflanze (Direktschnitt) ist ohne den Zusatz chemischer Siliermittel nicht zu empfehlen.
  • Der Zusatz homofermentativer Milchsäurebakterien-Präparate bewirkt eine Verbesserung, jedoch keine Absicherung des Siliererfolgs.
  • Ohne den Zusatz von Siliermitteln sind Buttersäuregehalte über 5 % der TM zu erwarten.
  • Die aerobe Stabilität der Silagen war im Versuch durchweg hoch.
  • Der Gehalt an Rohprotein der erzeugten Silagen war mit 17-22 % der TM eher gering.
  • Aussagen zum Ertrag konnten aufgrund der besonderen Wettersituation im Sommer 2013 nicht abgeleitet werden.