Vollweide mit Winterkalbung

Grasende Kühe vor Bergkulisse
Das Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft untersuchte im Rahmen des Pilotprojektes „Vollweide mit Winterkalbung“ das System der Vollweidehaltung mit Kurzrasenweide in Kombination mit einer saisonalen Abkalbung in den Wintermonaten.
Sechs private Milchviehbetriebe, zwei Mutterkuhbetriebe sowie die Mutterkuhherden der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Bayreuth und des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Kringell wurden in die vorliegende Untersuchung einbezogen.
Die Privatbetriebe liegen im oberbayerischen Grünlandgürtel, die Mutterkuhherde der LLA in Oberfranken (Nordbayern) und die des LVFZ Kringell im bayerischen Wald (Ostbayern). Ziel des Projektes war die Überprüfung der Machbarkeit des Systems unter bayerischen Bedingungen sowie die Ableitung von Empfehlung für die Praxis und die Beratung.

Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen

Arbeitserledigung und Leistungsvermögen

Mit der Einführung der „Vollweide mit Winterkalbung“ wurde auf den Pilotbetrieben absolutes Neuland betreten. Die Umstellung auf eine saisonale Abkalbung brachte für die Betriebsleiter große Vorteile. Anfallende Arbeitsabläufe ließen sich rationalisieren. Die konzentrierten Arbeitsblöcke (Weide, Abkalbung, Kälberaufzucht, Besamung etc.) führten zu einer strukturierteren Arbeitserledigung.
Der gewählte Abkalbezeitraum hat sich bewährt. Bei Abkalbungen von November bis Februar ist ein normaler Laktationsverlauf zu erwarten. Eine Optimierung der Fütterung zu Laktationsbeginn in den Wintermonaten mit anschließender Kurzrasenweide als Vollweide ermöglicht Herdenleistungen von bis zu 7.500 kg Milch bei einem Kraftfutteraufwand von ca. 10 – 12 dt je Kuh und Jahr.

Tiergesundheit

Insgesamt konnte nach fünf Jahren eine deutliche Verbesserung der Fruchtbarkeitslage der Herden verzeichnet werden. Kühe mit Fruchtbarkeitsproblemen schieden frühzeitig aus. Ein wichtiger Gesichtspunkt hinsichtlich Verbesserung der Fruchtbarkeit ist sicherlich der konzentrierte Belegzeitraum. Die Landwirte konzentrierten sich während weniger Monate vollends auf die Brunstbeobachtung und erreichten so einen wesentlich höheren Erkennungsgrad der Brunstsymptome als bei kontinuierlicher Abkalbung übers Jahr. Der Gesundheitsstatus der Kälber hat sich auf den Pilotbetrieben im Zuge der Umstellung auf saisonale Abkalbung merklich verbessert. Dies ist auf eine Unterbrechung der Infektionskette während der Sommermonate zurückzuführen. Außerdem wirkt sich der zeitlich begrenzte Anfall an Kälber in kurzer Zeit positiv auf die Versorgungsintensität der betreuenden Person aus. Nach Einführung der KRW in der Jungviehaufzucht stellte das Erreichen eines Erstkalbealters von 24 – 26 Monaten für die Betriebe keine Schwierigkeit dar.

Umsetzung in die Praxis und Flächenleistung

Grasende Kühe am Waldrand
Das Weidesystem „Kurzrasenweide“ stellt in der Gesamtheit betrachtet das effizienteste Weidesystem dar. Die Schwierigkeiten in der praktischen Umsetzung zeigten sich in der Notwendigkeit der regelmäßigen Aufwuchsmessung und der daraus resultierenden Konsequenz zur Steuerung des Tierbesatzes. Das kontinuierliche Abweiden von jungem Gras ermöglichte eine hohe Flächenleistung. Je nach betrieblicher Ausgangslage wurden im Milchviehbetrieb Flächenleistungen von 6.000 bis 12.000 kg ECM je Hektar beweidete Fläche erreicht.

Ökonomie

Im Ergebnis zeigt sich in der BZA der beteiligten Betriebe, dass ein low-cost-System Vollweide mit Winterkalbung ökonomisch erfolgreich sein kann. Die Einflüsse des Einzelbetriebs sind jedoch enorm. Es tritt eine große Spannbreite zwischen Betrieben mit Weide auf. Die Vermarktung der Milch (öko/konventionell), der Umfang der Weide und das Weidesystem sowie die einzelbetrieblichen Fähigkeiten sind hier maßgebend. Falls die einzelbetrieblichen Möglichkeiten gegeben sind, empfiehlt sich im Sinne des low-cost-Ansatzes die Vollweide mit Winterkalbung unter Nutzung der Kurzrasenweide.

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