Ebermast - Inulingabe zur Verminderung des Skatolgehalts bei Flüssigfütterung

Masteber im Stall
Ein besonderer Aspekt der Mast männlicher nicht kastrierter Schweine ist der typische und unerwünschte Geschlechtsgeruch des Schlachtkörpers. An diesem Geruch sind das Geschlechtshormon Androstenon sowie Skatol, ein Abbauprodukt der Aminosäure Tryptophan im Dickdarm, maßgeblich beteiligt. Anders als Androstenon lässt sich Skatol durch Fütterungsmaßnahmen im Fett des Schlachtkörpers reduzieren. Dies belegen zahlreiche Untersuchungen. So führen insbesondere Inulin, rohe Kartoffelstärke oder blaue Lupinen in Abhängigkeit von der Zulagenhöhe zu deutlich verminderten Skatolgehalten. Dies zeigte sich auch in einem Schwarzenauer Ebermastversuch mit Einzeltierfütterung an Abrufstationen.
Bei dieser Technik musste das Futter trocken vorgelegt werden. Aufgrund der extremen hygroskopischen Eigenschaften des Inulins bildeten sich Klumpen, so dass zusätzlich ein sehr teures Fließhilfsmittel eingemischt werden musste. In der vorliegenden Untersuchung wurde deshalb Inulin in flüssiger Form und unter Praxisbedingungen am Langtrog mit Flüssigfütterung getestet. Darüber hinaus wurden zur Orientierung parallel zu den Ebern auch noch Kastraten und weibliche Tiere aufgestallt.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung in Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 96 Eber, 48 männlich kastrierte und 48 weibliche Mastläufer ausgewählt und gleichmäßig auf folgende zwei Behandlungen aufgeteilt:
  • Kontrollgruppe ohne Inulin
  • Testgruppe mit Inulin
Flüssigfütterungsbehälter mit Kleinmengendosierer
In der Testgruppe wurde Inulin mit einem Kleinmengendosierer im Austausch gegen Wasser in das Flüssigfutter eingebracht. Es wurde 6 bis 4 Wochen vor dem errechneten Schlachtterminen eingesetzt. Die Einsatzmenge betrug etwa 3 % der Ration. Die Mischbehälter der Flüssigfutteranlage sowie der Kleinmengendosierer sind in nebenstehender Abbildung abgebildet.
Nach Versuchsende wurden die Tiere im Schlachthaus Schwarzenau geschlachtet. Zur Bestimmung der Androstenon-, Indol- und Skatolgehalte wurden Fleischproben genommen und zur weiteren Analyse an die Universität für Bodenkultur nach Wien gesandt.

Ergebnisse

In nachfolgender Tabelle sind die wichtigsten Mast- und Schlachtleistungsergebnisse zusammengefasst. Unabhängig von der Inulingabe waren die täglichen Zunahmen mit etwa 900 g bei den Kastraten am höchsten. Es folgten die Eber mit knapp 860 g. Schlusslicht bildeten die weiblichen Tiere mit circa 820 g. Durch die Zulage von Inulin erhöhte sich bei allen drei Geschlechtskategorien der Futterverbrauch. Am deutlichsten war dies bei den Kastraten mit 0,3 kg. Im Mittel verzehrten die Eber 2,15 kg, die Kastraten knapp 2,5 kg und die weiblichen Mastschweine 2,13 kg Futter pro Tier und Tag. Mit 2,47 kg Futter pro kg Zuwachs verwerteten die Eber das Futter am besten. Es folgten die weiblichen Tiere mit 2,58 kg und die Kastraten mit 2,85 kg Futter je kg Zuwachs.
Eber und Kastraten wiesen mit 59 und 58 cm² vergleichbare Fleischflächen auf. Bei den weiblichen Tieren lag diese bei 64 cm². Umgekehrt war es bei der Fettfläche. Hier hatten Eber und weibliche Mastschweine mit 16 und 15 cm² nahezu identische Werte. Kastraten brachten es bei der Fettfläche auf 22 cm². Beim Fleischanteil im Bauch hatten Eber und weibliche Tiere mit jeweils 61 % die Nase vorn. Kastraten erreichten nur 53 %. Beim Bezahlungskriterium Muskelfleischanteil lagen mit 62 % die weiblichen Tiere vorn. Es folgten die Eber mit 60,5 % und die Kastraten mit 57,7 %.
Mast-, und Schlachtleistungsergebnisse bei Ebern, Kastraten und weiblichen Mastschweinen
  EberEberKastratenKastratenWeiblicheWeibliche
Inulin ohnemitohnemitohnemit
Zunahmenkg/Tag857854903894820824
Futterverbrauchkg/Tier, Tag2,142,162,342,642,062,19
Futteraufwand,kg/kg2,452,482,683,022,522,64
Fleischflächecm²595959566265
Fettflächecm²161621221515
Fleisch im Bauch%606153526061
Muskelfleisch%60,660,457,957,461,662,6
Die Androstenon-, Skatol- und Indolgehalte im Rückenspeck sind in nachfolgender Tabelle dargestellt. Es zeigte sich kein gerichteter Effekt der Inulinzulage auf die Androstenon- und Indolgehalte. Erwartungsgemäß lagen die Andostrenongehalte mit durchschnittlich etwa1500 ng pro kg Fett bei den Ebern am höchsten. Bei Kastraten und weiblichen Tieren wurden knapp 1100 und 890 ng gemessen. Die Indolgehalte lagen mit etwa 30 ng pro kg Fett bei den Kastraten und weiblichen Tieren auf einem ähnlichen Niveau. Bei den Ebern wurden im Mittel knapp 50 ng pro kg Fett analysiert. Inulin bewirkte bei allen drei Geschlechtskategorien eine Reduzierung des Skatolgehalts im Rückenspeck . So verminderte sich der Gehalt beim Eber von 105 auf 62 ng und beim Kastraten von knapp 50 auf 22 ng pro kg Fett. Aufgrund der großen Streuungen waren diese Unterschiede aber statistisch nicht abzusichern. Fest steht, dass der Skatolgehalt beim Eber durch die Inulinzulage fast das Niveau der Kastraten erreichte. Bei den weiblichen Tieren ergab sich nur eine sehr geringe Verminderung. Mit etwa 34 ng pro kg Fett war dabei das Ausgangsniveau ser niedrig.
Androstenon-, Indol- und Skatolgehalte im Rückenspeck von Ebern, Kastraten und weiblichen Mastschweinen
  EberEberKastratenKastratenWeiblicheWeibliche
Inulin ohnemitohnemitohnemit
Androstenonng/g Fett1442157210061189989792
Indolng/g Fett405736302133
Skatolng/g Fett1056249223432
In nebenstehender Grafik sind die Androstenon- und Skatolgehalte im Rückenspeck von Ebern der Kontrollgruppe als Punkteschwarm aufgetragen. Die violetten und roten Linien markieren die derzeit diskutierten Orientierungswerte für beide Substanzen beim Eber.
Wie aus nebenstehender Punktegrafik zu entnehmen ist, verschieben sich die Skatol- und Androstenongehalte im Rückenspeck der Eber bei Einsatz von 3 % Inulin in der Tagesfuttermenge nach links. Mit wenigen Ausnahmen liegen die Skatolgehalte der Fleischproben nun unterhalb des Orientierungswerts von 100 ng pro g Fett.

Zusammenfassung und Fazit

  • Mit Inulin konnte der Skatolgehalt im Rückenspeck der Eber und Kastraten gesenkt werden. Es ließ sich in der Endmast in Wasser gelöst gut verfüttern. Leider schädigte das verwendete Inulingemisch die Silikondichtungen der Kleinmengendosierer.
  • Die täglichen Zunahmen fielen mit Inulin im Futter nicht ab. Da es aber die Energiekonzentration verdünnt, muss für die gleiche Wachstumsleistung mehr gefressen werden. Der Futteraufwand steigt, die Fütterung verteuert sich dadurch um 0,9 € je Eber.
  • Unabhängig von der Inulingabe hatten die Kastraten den höchsten Futterverzehr, die höchsten Zunahmen und bei stärkerer Verfettung auch den höchsten Futteraufwand und die höchsten Futterkosten.
  • Weibliche Tiere hatten die geringsten Zunahmen und bei gleichem Futterverzehr wie die Eber einen höheren Futteraufwand und höhere Futterkosten. Ihre Fleischleistung war etwas besser als die der Eber.
  • Die Eberfütterung war mit dem geringsten Futteraufwand und den niedrigsten Futterkosten verbunden. Rein unter dem Aspekt der Fütterungseffizienz ist sie der Kastratenmast trotz „Inulinzusatzkosten“ vorzuziehen. Raufereien zwischen Ebern sowie der Ebergeruch sind bei dieser Betrachtungsweise jedoch nicht berücksichtigt.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier, S. Scherb
Laufzeit: Januar 2013 bis Dezember 2013

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