Fermentationsprodukte und Phytogene – eine Möglichkeit Sojaextraktionsschrot in der Schweinemast einzusparen?

Mastschweine an Abrufstationen

Prüfung eines Fütterungskonzepts auf Basis einer Kombination von Fermentationsprodukte und Phytogenen zur Reduzierung von Sojaextraktionsschrot in der Mast von Schweinen

Aufgrund der sich immer mehr verschärfenden Umwelt- und Düngegesetzgebung wird es immer wichtiger, die Stickstoff- und Phosphorausscheidungen durch die Tiere zu minimieren. Vor diesem Hintergrund werden von der Futtermittelindustrie Fütterungskonzepte zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks durch Reduzierung des Rohproteingehalts entwickelt.
In vorliegender Untersuchung wurde eines dieser Konzepte im Rahmen des Forschungsvorhabens "Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau" unter süddeutschen Fütterungsbedingungen (Selbstmischer) getestet. Diese Fütterungskonzept basiert laut Entwickler auf einer Kombination von Fermentationsprodukten und Phytogenen.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter von Februar 2023 bis Juni 2023 durchgeführt. Dazu wurden 72 Mastferkel der Rasse Pi x (DL x DE) nach Lebendmasse, Geschlecht und Abstammung ausgewählt. Getestet wurde das Produkt Aminoreach® Dual. Die Tiere wurden auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:
  • Kontrolle mit hohem Anteil an Sojaextraktionsschrot, kein Aminoreach Dual
  • Negativkontrolle mit niedrigem Anteil an Sojaextraktionsschrot, kein Aminoreach Dual,
  • Aminoreachgruppe, Anteil an Sojaextraktionsschrot wie in Negativkontrolle, mit Aminoreach Dual
Die Tiere wurden 12 Buchten zu je 12 Tieren gehalten. Sie waren zu Versuchsbeginn 74 Tage alt und 31 Kilogramm schwer. Es wurde dreiphasig gefüttert.
Die Rationen basierten auf Getreide, Körnermais, Soja- und Rapsextraktionsschrot. In der Negativkontrolle und der Aminoreachgruppe war der Anteil an Sojaextraktionsgruppe gleich hoch und gegenüber der Kontrollgruppe vermindert.

Ergebnisse

Futterverbrauch

Es zeigten sich nur in der Mittelmast (60 bis 90 Kilogramm Lebendmasse) statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. In diesem Mastabschnitt war der Futterverbrauch in der Kontroll- und der Aminoreachgruppe mit 2,55 beziehungsweise 2,50 Kilogramm signifikant höher als in der Negativkontrolle mit 2,35 Kilogramm. Ansonsten gab es in den anderen Mastabschnitten sowie in der Gesamtmast kein statistisch abzusichernder Effekte. Im Mittel der Mast wurden zwischen 2,23 Kilogramm (Negativkontrolle) und 2,28 Kilogramm (Kontrolle) Futter pro Tier und Tag verbraucht.

Tägliche Zunahmen

In der Anfangs- und Endmast zeigte sich kein signifikanter Effekt auf die täglichen Zu-nahmen. Diese lagen in der Anfangsmast zwischen 808 Gramm (Aminoreach) und 851 Gramm (Kontrolle) sowie in der Endmast zwischen 720 Gramm (Negativkontrolle) und 779 Gramm (Aminoreach). Demgegenüber waren in der Mittelmast die täglichen Zunahmen in der Kontrollgruppe mit 894 Gramm und der Aminoreachgruppe mit 892 Gramm signifikant höher als in der Negativkontrolle mit 835 Gramm. Im Mittel des Versuchs lagen die täglichen Zunahmen zwischen 804 Gramm in der Negativkontroll- und 842 Gramm in der Kontrollgruppe. Der Lebendmassezuwachs über die gesamte Mast hinweg betrug zwischen 88 und 91 Kilogramm. Signifikante Unterschiede wurden weder bei den täglichen Zunahmen noch beim Lebendmassezuwachs festgestellt.

Futteraufwand

Die drei Versuchsgruppen wiesen zu keinem Zeitpunkt signifikante Unterschiede bezüglich des Futteraufwands pro Kilogramm Zuwachs auf. In der Anfangsmast betrug der Futteraufwand 2,1 bis 2,2 Kilogramm, in der Mittelmast 2,8 bis 2,9 Kilogramm und in der Endmast 3,5 bis 3,6 Kilogramm. Im Mittel der Mast lag der Futteraufwand in allen Gruppen bei rund 2,8 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs.

Schlachtkörperbeurteilung

Die verschiedenen Fütterungskonzepte zeigten keine signifikanten Effekte auf die untersuchten Schlachtkörpermerkmale. Der Muskelfleischanteil war mit 60,0 bis 60,2 Prozent in allen drei Gruppen gleich hoch. In der Kontroll- und Negativkontrollgruppe lagen rund 4,5 Prozent der Schlachtgewichte unter 84 kg, während in der Aminoreachgruppe alle Tiere im optimalen Bereich zwischen 84 und 100 Kilogramm lagen.

Stickstoff- und Phosphorsaldierung

Weder bei der Stickstoff- noch bei der Phosphorsaldierung ergaben sich signifikante Unterschiede. Im Mittel wurden zwischen 5,0 und 5,3 Kilogramm Stickstoff pro Tier aufgenommen und etwa 2,3 Kilogramm Stickstoff angesetzt. Es errechnete sich somit eine Stickstoffausscheidung zwischen 2,8 Kilogramm (Negativkontrolle und Aminoreachgruppe) und 3,0 Kilogramm (Kontrolle). Die Phosphoraufnahme pro Tier lag zwischen 961 und 987 Gramm, Der Phosphoransatz bewegte sich zwischen 448 und 464 Gramm. Daraus errechneten sich Phosphorausscheidungen zwischen 514 und 533 Gramm pro Tier.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

  • Bei dem zu testenden Fütterungskonzept wurde gegenüber einer Positiv-Kontrolle der Anteil an Sojaextraktionsschrot in der Ration um rund 1,5 Prozentpunkte verringert. Das Fütterungskonzept (Aminoreachgruppe) zeigte mit 828 Gramm täglichen Zunahmen gegenüber 842 Gramm in der Kontrollgruppe keinen negativen Effekt. In der dazugehörenden Negativkontrolle mit ebenfalls 1,5 Prozentpunkten weniger an Sojaextraktionsschrot wurden nur 804 Gramm tägliche Zunahmen realisiert. Die Unterschiede waren jedoch statistisch nicht absicherbar.
  • Beim Futterverbrauch über alle Mastabschnitte ergaben sich mit 2,2 bis 2,3 Kilogramm pro Tier und Tag keine Unterschiede. Auf den Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs sowie auf die Schlachtkörpermerkmale zeigte sich ebenfalls kein Einfluss der Fütterung. Der Futteraufwand lag in allen vier Gruppen bei 2,8 Kilogramm, die Muskelfleischanteile waren mit 60 Prozent als hoch einzustufen.
  • Die Umsetzung des Fütterungskonzepts führte zu keinen signifikant schlechteren Leistungen gegenüber der Kontrollgruppe, obwohl der Anteil an Sojaextraktionsschrot um 1,5 Prozentpunkte reduziert wurde. Es ergab sich ein Kostenvorteil gegenüber der Kontrollgruppe je nach Höhe des Sojapreis von 0,90 bis 1,20 € pro Mastschwein. Um diese Fütterungsstrategie mit noch mehr Daten zu untermauern, sind weitere Versuche notwendig.
Logo_Forschung_Bayern_quer

Danksagung
Der Versuch wurde im Rahmen des Forschungsprojekts "Adapted feeding: Input-Output von Stickstoff und Phosphor am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau" durchgeführt.