Pro Gesund – seit 1. Januar 2020 beim LKV Bayern e.V.
Ende des Jahres 2019 ging mit "Pro Gesund" eines der längsten Projekte am Institut für Tierzucht an der LfL zu Ende. Durch den Beschluss der AG Gesundheitsmonitoring am 20. Oktober 2009 wurde das Projekt ins Leben gerufen, zum Jahresabschluss 2019 endete es.
In mehr als zehn Jahren wurden Meilensteine im bayerischen Rindermonitoring gesetzt, Gruppierungen vernetzt und Strukturen für Datenaustausch geschaffen. Finanzieller Träger war über den gesamten Projektzeitraum das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten – dies betont, welchen hohen Stellenwert von staatlicher Seite aus die Gesundheit der Nutztiere auf den bayerischen landwirtschaftlichen Betrieben hat.
Hauptziele des Projektes
Von Anfang bis Endes des Projektes wurden drei Hauptziele verfolgt:
- Unterstützung der Milchviehbetriebe beim Herdengesundheitsmanagement
- Unterstützung der Tierärzte bei der integrierten Bestandsbetreuung
- Schätzung von Gesundheitszuchtwerten für Besamungsbullen
Zoombild vorhanden
Besuch des 3.000sten Pro-Gesund-Betriebes in der LKV-Verwaltungsstelle Bayreuth (2019)
Wichtig war deshalb von Beginn an, dass sowohl Landwirte als auch Tierärzte bei Pro Gesund mitmachen können. Somit sollten beide optimal in der Umsetzung der Bestandsbetreuung unterstützt werden. Grundlage dafür ist die Erfassung von Erstdiagnosen. War dies zunächst nur über die Tierärzte mittels bestimmter Praxissoftwareprogramme möglich, so können nun auch Landwirte Gesundheitsbeobachtungen erfassen. Eine immense Erleichterung für den Landwirt hat dabei die Einführung der Erfassung von Beobachtungen mit der LKV-App. Somit wurde neben der Eingabe im LKV-Herdenmanager eine weitere Option zur zeitnahen und im Betriebsalltag praktikablen Dateneingabe geschaffen.
Von großer Bedeutung war, die technischen Voraussetzungen für den Austausch von Daten zu schaffen, wobei der Datenschutz stets eine zentrale Rolle spielte. So mussten zunächst Diagnoseschlüssel festgelegt und der Weg der Diagnosen und später der Gesundheitsbeobachtungen der Landwirte definiert werden. Nachdem diese Grundvoraussetzungen gelegt waren, ging es darum, Daten von verschiedenen Projektpartnern zu integrieren und die Strukturen dafür zu schaffen. So sollen vom Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. Ergebnisse aus bakteriologischen Untersuchungen, vom Fleischprüfring Schlachtbefunde, von den Besamungstechnikern diverse Befunde sowie von Klauenpflegern Klauendiagnosen übernommen werden. Bis zum Projektende konnten diese Bereiche weit vorangebracht werden, sodass für die Landwirte in Zukunft übersichtliche Auswertungen ihrer Daten aus den verschiedenen Bereichen der Tiergesundheit zur Verfügung stehen werden.
Möglichst praxistauglich sollte deshalb die Auswertung der Daten geschehen. Dazu werden die Gesundheitsbefunde gemeinsam mit den MLP-Daten sowie Meldungen aus der HIT und von Besamungsstationen analysiert und den Landwirten im LKV-Herdenmanager zur Verfügung gestellt.
Start der Pro Gesund-Module zu Eutergesundheit, Fruchtbarkeit, Stoffwechsel und Kälbergesundheit
Das Pro Gesund-Modul ist mit den Auswertungen zu Eutergesundheit und Fruchtbarkeit gestartet, bald darauf folgten das Stoffwechselmodul sowie im Jahr 2017 das Modul zur Kälbergesundheit. Das lang geplante Modul zur Klauengesundheit war zum Projektende kurz vor der Fertigstellung. Sämtliche Module können neben den Landwirten auch von den Tierärzten eingesehen werden, die gemeinsam mit ihren Betrieben an Pro Gesund teilnehmen.
An der Erstellung und Umsetzung der Auswertungen waren neben dem Pro-Gesund-Team Bayern auch entsprechende Mitarbeiter der RDV-Partner aus Österreich, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein beteiligt, da die Grafiken von allen Partnern gleichermaßen verwendet werden. Wichtigster Partner innerhalb Bayerns war über alle Jahre hinweg das LKV Bayern e.V., da hier die Datenbanken mit den Gesundheitsdaten verwaltet und verarbeitet, Auswertungen in den Herdenmanager eingespielt oder auch Informationen über die LKV-Mitarbeiter an die Landwirte herangetragen werden. Von Anfang an dabei waren auch Organisationen der Tierärzte (BLTK und bpt), die sich stark für die Einführung eines Gesundheitsmonitorings einsetzten und großen Wert auf die Verwendung und Vernetzung tierärztlicher Diagnosen darin legten.
Neben der Auswertung der Daten in grafischen Darstellungen werden sie darüber hinaus auch für die Schätzung von vier Gesundheitszuchtwerten (Mastitis, Zysten, Festliegen, Frühe Fruchtbarkeitsstörungen) verwendet. Um valide Ergebnisse zu erhalten, ist neben der bloßen Teilnahme an Pro Gesund eine regelmäßige und vollständige Erfassung der Befunde und Diagnosen entscheidend. Die Schätzung der Gesundheitszuchtwerte schließlich erfolgt nicht am ITZ, sondern in Österreich, da beide Länder im Verbund mit weiteren Partnern eine gemeinsame Zuchtwertschätzung haben und Österreich Zuchtwerte für alle Fitnessmerkmale schätzt.
Pro-Gesund-Projektleitung und -mitarbeit
Pro-Gesund-intern war die Projektleitung immer durch eine Tierärztin besetzt. Mitinitiiert durch Frau Prof. Dr. Dr. Eva Zeiler hat diese das Projekt sieben Jahre lang geleitet, bis sie dem Ruf an die HSWT Weihenstephan gefolgt ist.
Nachfolgend wurde das Projekt zunächst von Frau Dr. Olivia Müller betreut, ihr folgten Frau Dr. Martina Bechter, Frau Veronika Felber-Jansen (Mitarbeiterin) und Frau Dr. Regina Thum, die zusammen mit ihrer Kollegin Frau Katharina Burgmayr Pro Gesund erfolgreich abschloss. Das erste Pro-Gesund-Projekt lief bis zum 30. Juni 2016, im Anschluss wurde zur Fortführung des Projektes ein Folgeantrag "Pro Gesund 2.0" gestellt und bewilligt.
Veranstaltungen, Vorträge und Seminare
Zoombild vorhanden
Pro Gesund auf der "lameness in ruminants"-Tagung in München im Jahr 2017
Insgesamt konnten die Mitarbeiter in Pro Gesund 226 Veranstaltungen (Fortbildungen, Vorträge, Seminare), 65 Artikel und einen Fernsehbeitrag leisten, darüber hinaus entstanden fünf wissenschaftliche Arbeiten. In Pro Gesund 2.0 waren es 102 Veranstaltungen, 39 Beiträge und drei wissenschaftliche Arbeiten.
Stetig steigende Teilnehmerzahlen
Damit konnte Pro Gesund großflächig beworben werden, was zu stetig steigenden Teilnehmerzahlen geführt hat. Ein weiterer Grund dafür war sicherlich auch die jährliche Schulung von Multiplikatoren, insbesondere den Leistungsoberprüfern des LKV. Nach einer Pro Gesund-Testphase nahmen mit Stand Januar 2013 rund 30 Tierärzte und rund 130 Landwirte an Pro Gesund teil, mit Stand Oktober 2019 sind es nun 168 Tierärzte und 3.195 Landwirte. Damit nimmt inzwischen fast jeder fünfte der gut 18.000 bayerischen MLP-Betriebe an Pro Gesund teil. Das Gesundheitsmonitoring konnte also in der bayerischen Milchviehhaltung fest verankert werden, was die angestrebte Verstetigung nach Ablauf des Projektes unumgänglich macht.
Pro Gesund wurde ab dem 1. Januar 2020 in der Fachtabteilung Milchleistungsprüfung des LKV Bayern e.V. angesiedelt
Pro Gesund wurde deshalb ab dem 1. Januar 2020 in der Fachabteilung Milchleistungsprüfung des LKV Bayern e.V. angesiedelt. Über die Ansiedelung am LKV hinaus wird Pro Gesund von verschiedenen Institutionen in Form eines Lenkungsgremiums unterstützt. Darin haben Vertreter von Landwirten, Tierärzten, Züchtern und der Wissenschaft die Möglichkeit, die fachliche und strategische Ausrichtung von Pro Gesund mitzubestimmen. Gerade von Seiten der Tierärzteschaft können auf diesem Weg Anforderungen direkt an die Pro-Gesund-Leitung herangetragen werden, damit die Tierärzte in Zukunft die bestmögliche Unterstützung bei der Betreuung ihrer Betriebe erhalten. Spürbare Veränderungen für die Teilnehmer werden sich durch die Verstetigung von Pro Gesund nicht ergeben, ebenso kann die Bestandsbetreuung mit Pro Gesund durch den Hoftierarzt weiterhin wie gewohnt erfolgen.
Das Projekt geht, Pro Gesund bleibt. In Zeiten wachsender Kritik an der Haltung und Gesundheit unserer Nutztiere und der Landwirtschaft im Allgemeinen brauchen die Landwirte eine Möglichkeit, ihre Gesundheitsdaten zu erfassen, mit Herdenmanagementprogrammen zu vernetzen und praxistauglich auszuwerten. Nur so können sie optimal die Ist-Situation erfassen und Schwachpunkte gezielt bekämpfen. So können Landwirte zeigen, dass sie sich intensiv mit der Tiergesundheit beschäftigen. Auch Tierärzte benötigen für eine passgenaue Bestandsbetreuung eine genaue Erfassung und Auswertung der Daten. Es gilt der altbekannte Managementgrundsatz: "Was man nicht misst, kann man nicht steuern." Genau dafür wurde Pro Gesund entwickelt – für die Verbesserung der Tiergesundheit auf den bayerischen Milchviehbetrieben.
Kontakt seit 1. Januar 2020
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