Praxisinformationen
Zuchtbericht Schwein 2021

Person mit Gerät bei Messung Fleischstück

Schwerpunkte der züchterischen Arbeit

Die aktuellen Viehzählungsergebnisse vom November 2021 weisen für Bayern eine deutliche Reduzierung des Schweinebestands im Vergleich zum Vorjahr um 9,4 Prozent auf 2.741.500 Schweine aus. Auch die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe reduzierte sich um nahezu 500 auf 3.800 Betriebe. Der Durchschnittsbestand pro Betrieb stieg im Mittel um 23 auf 716 Schweine. Ursächlich für diese negative Entwicklung im gesamten Schweinebereich waren die sehr niedrige Rentabilität aller Produktionsrichtungen im abgelaufenen Jahr und die künftig anstehenden Haltungsanforderungen insbesondere im Zuchtsauen- aber auch im Schweinemastbereich.

Im Bewusstsein dieser künftigen Entwicklung wurden im Jahr 2021 wichtige Aufgaben zur Stärkung der bayerischen Schweinzucht angegangen. Hierzu zählen besonders die angegangenen Projekte, die wichtige Grundlagen für künftige Neuausrichtungen der Zuchtziele bei den Vater- und Mutterrassen liefern können.
Die züchterische Verbesserung der Effizienz, die Verringerung des Auftretens von Technopathien und Anomalien, die Ermittlung des Tierverhaltens oder die Zucht auf geringe Ferkelverluste bei homogenen Würfen sind Beispiele für neue Schwerpunkte der bayerischen Zucht. Neben dem Erhalt der ökomischen Wettbewerbsfähigkeit sind daher die Sicherung einer hervorragenden Fleischqualität, Gesundheitsmerkmale und Tierwohl- und Verhaltensaspekte wichtige Bausteine in den bayerischen Zuchtprogrammen. So ist sowohl bei den Mutter- als auch Vaterrassen die Resistenzzucht gegenüber den E. Coli F18- und F4-Bakterien im Fokus der Zuchtarbeit.
Vaterrassenmodell zur Förderung der bayerischen Piétrainzucht weiterentwickelt
Auch wurde von der Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung für Zucht- und Hybridzuchtschweine in Bayern w.V. (EGZH) das sogenannte Vaterrassenmodell zur Förderung der bayerischen Piétrainzucht weiterentwickelt. So wurden im Rahmen des Vaterrassen-Models im Jahr 2021 umfangreich Nachzuchtsauen und Eberkandidaten genotypisiert. Zudem werden für das bayerische Zuchtprogramm besonders interessante Anpaarungen gefördert.
Die Umsetzung der Genomischen Selektion bei der Remontierung der Sauenbestände der Landrasse wurde in der Mutterrassenzucht fortgesetzt
In der Mutterrassenzucht wurde die Umsetzung der Genomischen Selektion bei der Remontierung der Sauenbestände der Landrasse fortgesetzt. Dies mündet in der Ausweisung des Qualitätslabels „Optima“ zur Kennzeichnung von Jungsauen, die auf dieser Basis selektiert wurden. Die verwendete Kalibrierungsstichprobe von über 10.000 sicher geprüften Tieren stellt dabei die aktuell umfangreichste der deutschen Herdbuchbestände dar.
Aufgrund der starken Verbreitung der bayerischen Landrassegenetik in Bayern wurde das von der EU geförderte Innovationsprojekt zur Nutzung der Typisierung auch bei Eigenremontierern von der EGZH als „BayernGO“ weiterentwickelt.

Ausgewählte Publikationen in der bayerischen Schweinezucht

Validierung der genomisch-optimierten Zuchtwertschätzung beim Schwein

In dem vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) geförderten Projekt „Validierung der genomisch-optimierten Zuchtwertschätzung beim Schwein (ValPigGS)“ werden 50 Piétrain-Eber intensiv nachkommengeprüft, um die genomisch-optimierte Zuchtwertschätzung zu validieren. Ziel ist es zu prüfen, wie gut die zum Zeitpunkt der Selektion geschätzten Zuchtwerte mit den wahren Zuchtwerten übereinstimmen.

Genetische Verbesserung von Effizienzmerkmalen bei Schweinen zur Reduktion von Nährstoffausscheidungen (EffiPig)

Unter der Federführung der Universität Bonn wurde das Projekt „Genetische Verbesserung von Effizienzmerkmalen bei Schweinen zur Reduktion von Nährstoffausscheidungen (EffiPig)“ begonnen. In der Prüfstation Schwarzenau werden dazu Vollgeschwister der Kreuzung Pietrain x F1 (n=800) unterschiedlich gefüttert: Gruppe 1 mit Standardfutter der Prüfstation, Gruppe 2 stark N-/P-reduziert und ohne Sojaextraktionsschrot - und -öl. Im Mittelpunkt der Fragestellung steht, inwieweit die Rationsgestaltung die Zuchtwerte und somit die Rangierung der Eber beeinflusst.

Untersuchungen zum Auftreten von Lahmheiten und Prüftieren

In den Jahren 2018 und 2019 wurden aus der Praxis (Jungsauenvermehrer, Mastbetriebe) vermehrt Lahmheiten gemeldet. Der Anteil erkrankter Tiere schwankte in den betroffenen Betrieben stark und die Intensität der Lahmheiten war unterschiedlich ausgeprägt. Die Schweine zeigten einen steifen Gang; scheinbar verursacht durch eine nicht normale Stellung der Vorderbeine (‚Stuhlbeinigkeit‘).
Daher wird seit August 2019 in den beiden bayerischen Prüfstationen Schwarzenau und Grub bei Prüftieren der drei Prüfarten 1 (Piétrain Reinzucht weiblich), 2 (Piétrain Mastendprodukte; weiblich, männlich nicht kastriert) und 4 (Mutterrassen Reinzucht- und Kreuzungstiere; männlich nicht kastriert, männlich kastriert) von LPA-Mitarbeitern die Vorderbeinstellung beurteilt. Für die Beurteilung der Vorderbeinstellung wird ein Boniturschema mit fünf Boniturgraden verwendet. Die Tiere werden einmalig in der Woche vor der Schlachtung beurteilt. Ziel ist es, phänotypische und genetische Trends für die Vorderbeinstellung zu untersuchen und Heritabilitäten und genetische Beziehungen zu den Merkmalen aus der Stationsprüfung auf Mastleistung, Schlachtkörperwert und Fleischbeschaffenheit zu schätzen. Die Datenerhebung wird im Sommer 2022 abgeschlossen.

Nachkommenprüfung bayerischer und spanischer Duroc-Eber

Die Nachfrage nach Duroc-Ebern in Bayern ist leicht zunehmend. Zur Einschätzung der Vererbungseigenschaften von Duroc-Ebern aus dem bayerischen Zuchtprogramm erfolgt ein Vergleich mit Duroc-Ebern aus spanischer Herkunft (Baverico). Dazu werden Nachkommen der verschiedenen Herkünfte in der Prüfstation Grub geprüft.

Evaluierung von Hilfsmerkmalen zur Erfassung des Alters bei Eintritt der Pubertät des männlichen Schweines

Männliche Ferkel werden kastriert, um die Masteignung zu gewährleisten und Ebergeruch zu verhindern. Die chirurgische betäubungslose Kastration ist seit dem Jahr 2021 in Deutschland verboten. Kastration unter Schmerzausschaltung, Immunokastration und Ebermast sind mögliche Alternativen. Jedoch beinhalten die Verfahren Nachteile. Bei der Mast von Ebern kann ein unangenehmer Geruch des Eberfleisches auftreten und es bestehen tierschutzrelevante Verhaltensprobleme. Ebergeruch und Verhaltensänderungen bei unkastrierten männlichen Schweinen treten in Zusammenhang mit der Geschlechtsreifung auf. Die Ermittlung des Eintritts der Geschlechtsreife erweist sich als schwierig. Der Anteil an nicht geschlechtsreifen Mastebern bei Schlachtung ist nicht bekannt.
Projektziel
Das Ziel dieses Projektes besteht darin den Zeitpunkt der Geschlechtsreife bei männlichen Schweinen zu untersuchen und Merkmale, die mit der Geschlechtsreifung in Beziehung stehen zu evaluieren und Parameter zu finden, die mit dem Eintritt der Geschlechtsreife bei Ebern in Beziehung stehen. Die Datenerhebung zu diesem Projekt ist abgeschlossen. Bei 2.961 Ebern verschiedener Rassen wurden Ebergeruchsstoffe sowie Leistungsdaten erhoben und Messungen an Hoden und Bulbourethraldrüsen durchgeführt. Darüber hinaus wurden von 47 männlichen Tieren ((Piétrain x (Deutsches Edelschwein x Deutsche Landrasse)) während der Mast und nach Schlachtung Testosteronkonzentrationen, Präputialspülproben, Leistungsdaten, Ebergeruchsstoffe, Messungen von Hoden und Bulbourethraldrüsen sowie die Histologie von Hoden und Nebenhoden untersucht.
Unter den 47 Kreuzungsebern variierte der Zeitpunkt des Vorhandenseins von Spermien im Präputium beträchtlich. Bei einem Alter von 132 Tagen und einem durchschnittlichen Gewicht von 71,53 kg wiesen bereits zwei Tiere Spermien im Präputium auf. Bis zu einem Alter von 174 Tagen und einem durchschnittlichen Gewicht von 115,18 kg wiesen 8 Tiere noch negative Präputialspülproben auf (Tabelle 1). Bei einem Schlachtalter von 179 Tagen zeigten zwei Tiere (4 Prozent) nach histologischen Untersuchungen keine Spermien in den Nebenhoden und waren vermutlich nicht geschlechtsreif. Die Testosteronkonzentrationen dieser Tiere lagen unter bzw. im Mittel.
Innerhalb der Tiere bestanden keine signifikanten hohen Korrelationen zwischen Ebergeruchsstoffen, Testosteronkonzentrationen und Maßen von Geschlechtsorganen. Die logarithmierte Androstenonkonzentration korrelierte moderat signifikant mit dem Gewicht der Bulbourethraldrüsen (r=0,43; pp=0,002) und der Länge der Bulbourethraldrüsen (r=0,42; pp=0,004). Die Testosteronkonzentration korrelierte moderat mit dem logarithmierten Skatolwert.
In weiteren Schritten sollen genetische Informationen analysiert werden.
Tabelle 1: Anzahl Spülproben des Präputiums mit Spermien nach Untersuchungszeitpunkt, Alter und Lebendgewicht
EntnahmeAlter (Tage)Gewicht (kg)Standardabweichung Gewicht (kg)Anzahl positiver Proben
113271,531,092
213978,571,174
314686,121,2711
415393,191,3716
5160100,391,4523
6167108,871,5128
7174115,181,5939

Verbesserung der Datengrundlage bei den Mutterrassen durch Integration von Ferkelerzeugerdaten

LiniendiagrammZoombild vorhanden

Anzahl der aus EGZH-Betrieben zugekauften Sauen mit Fruchtbarkeitsleistungen in Ferkelerzeugerbetrieben nach Geburtsjahrgang

Durch die Erfassung der aus der Herdbuchzucht in die Ferkelerzeugerstufe ausgelieferten Jungsauen mittels ihrer Abstammungen wird die Datengrundlage für die Zuchtwertschätzung der Mutterrassen in Bayern deutlich erweitert (siehe Abbildung 1). Dieses bildet die wesentliche Datengrundlage für die züchterische Bearbeitung der Robustheitsmerkmale wie Mütterlichkeit, Geburtsverlauf, Wurfhomogenität, Verbleiberate und Anomalien.
In der Spitze konnten über diesen Erfassungsweg jährlich über 12.000 Sauen (Geburtsjahrgang 2013) zusätzlich zum Herdbuch für die Zuchtwertschätzung auf Fruchtbarkeit und Robustheit miterfasst und ausgewertet werden. Der Rückgang seit dem Geburtsjahrgang 2013 ergibt sich aufgrund des starken Strukturwandels in der Bayerischen Ferkelerzeugung. Bei den Sauen des Geburtsjahrganges 2020 waren zum Erfassungszeitraum Januar 2022 noch nicht alle abgesetzt. Gleichzeitig ergaben sich durch die Einführung eines neuen Sauenplaners beim LKV Bayern Datenverluste bei den Neuerfassungen von Zukaufstieren.
Durch das EIP-Projekt „BayernGO“ werden seit 2020 die Leistungen von Bestandssauen und deren Nachkommen in eigenremontierenden Ferkelerzeugerbetrieben des LKV Bayern e.V. erfasst und in der Zuchtwertschätzung berücksichtigt. Dies erweitert insbesondere die Anzahl von Reinzuchtleistungen erheblich.
Eigenremontierer können mit BayernGO ihre Sauenherde genotypisieren lassen
Mit BayernGO können Eigenremontierer ihre Sauenherde genotypisieren lassen und erhalten Informationen über den züchterischen Wert ihrer Sauen. Der Nutzen für die Züchtervereinigung besteht darin, dass durch die zu erwartende größere Datenbasis aus Herdbuch- und Eigenremontierungsbetrieben sich neben den bisherigen auch weitere wenig erbliche Merkmale (z.B. Verhalten, Anomalien) für die züchterische Bearbeitung erschließen lassen.

Erfassung von Verhaltensmerkmalen über den LKV-Sauenplaner

Die im Rahmen eines Projektes im ökologischen Landbau (ÖkoSauMüt) durchgeführte Erfassung verschiedener Verhaltensausformungen wurden in den 2021 eingeführten Sauenplaner des LKV Bayern auf Betriebsebene integriert. Zum Aufbau einer Datengrundlage hinsichtlich der Beachtung verschiedener Verhaltensausprägungen in der Zuchtarbeit sollen diese auch überbetrieblich ausgewertet werden. Zugleich wird eine Erfassung des Tierverhaltens beim Eigenleistungstest angestrebt. Die notwendige Datenerhebung ist insbesondere im Hinblick auf die geforderten künftigen Bewegungsmöglichkeiten im Deck- und Abferkelbereich anzustreben. Damit sind wichtige Erkenntnisse aus dem Projekt in die Datenerfassung beim LKV Bayern eingeflossen.

Daten der Fleischerzeugerringe als Basis für Untersuchungen zu den paternalen Effekten auf Fruchtbarkeits- und Fitnessmerkmale

Vorerhebungen in den bayerischen Fleischerzeugerringen zur Wurfhomogenität beim Absetzen der Ferkel zeigten die Problematik einer subjektiven Beschreibung zu diesem Zeitpunkt auf. Seit 2016 wird daher die Wurfhomogenität zum Geburtszeitpunkt erhoben. Hierbei wird der Anteil der Ferkel unter 1 kg Geburtsgewicht erfasst. Dies soll insbesondere auch als Merkmal für „paternale Wurfhomogenität“ der Rasse Piétrain dienen. Zudem wird die Anzahl der tot geborenen Ferkel erfasst (siehe Tabelle 2).
Die Erfassung der tot geborenen Ferkel ist insgesamt als gut zu bezeichnen. In allen Fleischerzeugerringen wird, von wenigen Ausnahmen abgesehen, bei einem hohen Anteil der Würfe die Erfassung durchgeführt. Sowohl der Anteil der Würfe mit tot geborenen Ferkeln als auch der Anteil der tot geborenen Ferkel liegen über die Ringe in einem (fast) vergleichbaren Bereich.
Bei der Erfassung der untergewichtigen Ferkel gibt es noch Verbesserungspotential: Während die Anzahl tot geborener Ferkel bei knapp 80 Prozent der Würfe erfasst werden liegt bei den zu leicht geborenen Ferkel der Anteil nur bei etwa 17 Prozent der Würfe. Positiv ist allerdings zu werten, dass die Qualität der beurteilten Würfe gut ist, was Vergleiche mit der Herdbuchstufe bestätigen. Für die Zuchtwertschätzung sind weniger Daten aber mit hoher Qualität wertvoller als viele Datenmengen, deren Zuverlässigkeit nicht gegeben ist.
Das Institut für Tierzucht führt derzeit Untersuchungen zur Bedeutung der paternalen Effekte auf Fruchtbarkeits- und Fitnessmerkmale durch. Auch die Ausweisung von Zuchtwerten für diese Merkmale ist geplant.
Tabelle 2: Erfassung von tot geborenen Ferkeln (TGF) und zu leicht geborenen Ferkeln (ZLF) in organisierten Ferkelerzeugerbetrieben
MerkmalFerkelerzeuger
Würfe gesamt34.895
Anteil der Würfe mit Angabe zur Anzahl TGF77,9 %
Anteil der Würfe mit TGF51,9 %
Gesamt geborene Ferkel je Wurf14,3
TGF je Wurf1,07
Anteil TGF an den gesamt geborenen Ferkel7,5 %
Anteil der Würfe mit Angabe zur Anzahl ZLF16,7 %
Anteil der Würfe mit ZLF24,7 %
Lebend geborene Ferkel je Wurf13,5
ZLF je Wurf0,57
Anteil ZLF an den lebend geborenenFerkeln

Zucht auf E. Coli Resistenzen im Blickfeld

E. Coli F18-Bakterien sind der Auslöser der Ödemkrankheit. Tiere, die am FUT1-Locus den Genotyp A/A aufweisen, sind jedoch gegenüber der Ödemkrankheit resistent. Diese Tiere bilden keine Rezeptoren für die F18-Fimbrien auf der Darmschleimhaut aus, so dass die Enterotoxinabgabe über den Darm durch E. Coli F18-Bakterien nicht möglich ist.
In gleicher Weise ist die Resistenz gegenüber dem Bakterium E. Coli F4 zu sehen. E. Coli F4 ist ein Auslöser für Saugferkeldurchfall.
Wichtig ist, dass sowohl bei E. Coli F18 als auch F4 nur homozygote Tiere resistent sind. Daher ist es erforderlich, dass beide Elternteile der Mastendprodukte zumindest das Resistenzallel beinhalten. Damit alle Nachkommen resistent sind, müssen beide Eltern in diesen Merkmalen reinerbig sein.
Frequenzen des positiven A-Allels beim Deutschen Edelschwein weitaus bester Wert
Die Rasse Deutsches Edelschwein (DE) hat mit einer Frequenz des positiven A-Allels von 0,75 für Coli F 18 den weitaus besten Wert der durch die EGZH betreuten Rassen (Basis sind die Tiere des Geburtsjahres 2020). Dies ist sicherlich durch die enge Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen SUISAG zu erklären, welches schon seit längerer Zeit auf Coli F18-Resistenz züchtet. Um den Resistenzanteil in der bayerischen DE-Population weiter zu erhöhen, wurde die DE-Basisherde der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf zu 100 % auf Coli F18-Resistenz umgestellt.
Frequenzen der züchterisch erwünschten Variante A bei der Deutschen Landrasse
Bei der Deutschen Landrasse beträgt die Frequenz der erwünschten Variante A nur 19 Prozent. Dennoch sind auch bei dieser Rasse Bemühungen um eine Erhöhung erforderlich, wenn man resistente Mastschweine mit der Kreuzungssau erzeugen will. So beträgt die Genfrequenz des erwünschten Allels 47 Prozent beim Geburtsjahrgang 2020 der Besamungseber. Unter anderem wurde auch ein Projekt am LVFZ Kringell eingeleitet, da aufgrund der Vorgaben in ökologischen Haltungsbedingungen resistente Tiere Vorteile bieten. Im Bestand des LVFZ Kringell wird wie auch in allen anderen Zuchtbetrieben weiter versucht, die Resistenz bei der Rasse DL anzureichern. Da aber in Bayern nun seit Ende 2019 reinerbig für das Coli F 18 Allel resistente Landrasseeber mit überdurchschnittlichen Gesamtzuchtwerten zur Verfügung stehen, schreitet die Sanierung nun deutlich stärker voran.
Bei der Coli F 4 Resistenz ist beim Edelschwein mit einer Frequenz von aktuell 74 Prozent ein konstantes Niveau zu verzeichnen. Bei der Landrasse hingegen ist ein Absinken der Frequenz von 80 auf 69 Prozent für die Geburtsjahrgänge 2019 auf 2020 festzustellen. Dies liegt wohl an negativen Korrelationen zu Merkmalen des Gesamtzuchtwertes der Landrasse. Dem wird mit einer gezielten Eberauswahl und der stärkeren Verbreitung des F4-Genstatus in den Arbeitslisten der Züchter begegnet. Im aktuellen Geburtsjahrgang 2021 beträgt die Frequenz bereits 78 Prozent. Auf Grund noch geringen Tierzahlen des Jahrgangs ist jedoch dieser Wert nur als Tendenz zu betrachten.
Die Rasse Piétrain ist mit einer Frequenz des F4-Resistenzalleels von 80 Prozent bereits auf einem sehr hohen Niveau. Einigermaßen positiv ist mit 30 Prozent auch die Häufigkeit des F18-Resistenzallees zu bewerten. Die bayerische Piétrainzucht ist dadurch in der Lage, ihren Kunden resistente Eber anbieten zu können. In den bayerischen Besamungsstationen Bayern-Genetik und Neustadt-Aisch stehen aktuell etwa 200 F4- und 40 F18-resistente Eber zur Verfügung.
Zucht auf Coli-Resistenzen in allen Zuchtprogrammen wird weiter forciert
Die Zucht auf Coli-Resistenzen wird in allen Zuchtprogrammen weiter forciert. Dies ist insbesondere auf Grund der konsequenten Genotypisierung der bayerischen Populationen (etwa 8.000 Tiere pro Jahr) möglich. Bei jeder Genotyisierung wird automatisch der Coli F4- und F18-Status bestimmt. Die Züchter berücksichtigen bei den Anpaarungen den Resistenzstatus der Elterntiere. Jungeber und Jungsauen können schon bei der Selektion auch auf die Coli-Resistenzen beurteilt werden.

Stärkung der bayerischen Ferkelerzeugung durch nachhaltigkeits- und tierwohlorientierte Selektionsmaßnahmen in eigenremontierenden Ferkelerzeugerbetrieben (Bayern-GO)

Ziel des Projektes ist es, eigenremontierenden Ferkelerzeugern mit Hilfe der genomischen Selektion auch einen Zuchtfortschritt auf der Sauenseite zu ermöglichen. Gleichzeitig soll in den Betrieben das Auftreten von Erbfehlern vermindert und die genetischen Resistenzen gegen bestimmte Produktionskrankheiten erhöht werden. Es handelt sich um ein Projekt im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri).
Das Projekt startete 2020 mit 10 Betrieben und im Laufe des Jahres 2021 kamen weitere vier Betriebe dazu, die der Überführung des Projektes in die Fläche dienen. Bis auf drei Betriebe sind alle Mitglieder des LKV Bayern. Wesentliche Änderung im Jahr 2021 war die Einführung der Anpaarungsplanung und die Modelländerung im Merkmal von der Sau abgesetzte Ferkel, das durch die Berücksichtigung der Versetzungen nunmehr die Ferkelverluste wesentlich widerspiegelt.
Bei den beprobten Tieren handelt es sich zumeist um Landrassetiere. Auftretende Abstammungskonflikte können aufgrund der SNP-daten zumindest auf der Vaterseite korrigiert werden.

Entwicklung der Schweinezucht in Bayern

Vaterrassen - Genetische Trends Pi-Sauen

Tabelle 3 zeigt den aktuellen genetischen Trend bei den Sauen vom Geburtsjahr 2019 auf 2020. Der genetische Trend liegt aktuell mit + 18 Punkten im GZW deutlich über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Neben der Verbesserung der Merkmale des Schlachtkörperwertes (Muskelfleischanteil +0,41 und Bauchfleischanteil +0,33 Prozent-Punkte) zeigte sich mit + 13 g ein guter genetischer Trend bei den täglichen Zunahmen. Auch in der Rückenmuskelfläche wurde mit +1,21 cm2 ein guter Zuchtfortschritt erreicht. Bei der Schlachtkörperlänge war der genetische Trend stagnierend, was aber auf Grund der stark positiven Entwicklung in den letzten Jahren gewollt ist. Erfreulicherweise wurde, wie auch schon im letzten Jahr, beim Futteraufwand eine gute Entwicklung erreicht. Der genetische Trend liegt mit +0,02 kg/kg bei diesem wichtigen Merkmal über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre. Der Tropfsaftverlust, das Merkmal für das Wasserbindungsvermögen des Schweinefleisches, und der Intramuskuläre Fettgehalt stagnieren.
Züchter setzen in ihrer Zuchtarbeit die Vorstellung eines modernen Piétrain-Ebers konsequent um
Die Züchter setzen damit in ihrer Zuchtarbeit die Vorstellung eines modernen Piétrain-Ebers konsequent um: Gute Nährstoffeffizienz, gute Zunahmen bei einer hervorragenden Schlachtkörper- und Fleischqualität. Ihnen gebührt Dank und Anerkennung im Namen der gesamten bayerischen Schweineproduktion.
Tabelle 3: Zuchtwerte der geprüften Pi-Sauen (Si ≥ 35 %) nach Geburtsjahr und der daraus resultierende genetische Trend (Stand März 2022)
 GZWTZFVWSKLRMFLFLANBAFLTSV
GJ 2019108100,010,090,440,130,13-0,01
GJ 2020126230,030,031,640,530,45-0,02
Trend+18+13+0,02-0,06+1,21+0,41+0,33-0,01
Nachfolgend sind die genetischen Trends für die wichtigsten Merkmale für Besamungseber der Rasse Piétrain (≥ 67 % Sicherheit) dargestellt.

Genetischer Trend - Gesamtzuchtwert - Piétrain-Eber

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Gesamtzuchtwert – Piétrain-Eber

Der Gesamtzuchtwert, welcher das bayerische Zuchtziel 2020 beschreibt, zeigt einen guten genetischen Trend von + 11 Punkten. Ziel ist der rahmige, wachstumsstarke Piétrain-Eber mit guter Länge, einer sehr guten Fleischleistung und Fleischqualität.

Mutterrassen - Genetische Trends für die Deutsche Landrasse

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Gesamtzuchtwert - Eber der Deutschen Landrasse

Die Gesamtschau zeigt, dass die Einkaufspolitik der Besamungsstationen bei den Landrasseebern auf die Zuchtzielfestlegung mit dem Gesamtzuchtwert ausgerichtet ist. Diese wird wesentlich durch die verschärfte Vorselektion mittels der Genomik seit 2016 erreicht. Die Besamungsstationen und die Züchter setzten das stärker auf die Aufzuchtleistung ausgerichtete Zuchtziel um, was auch ein Maß für die Geschlossenheit der bayerischen Herdbuchzucht darstellt.

Aktueller Stand Anomalienprüfung

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Verteilung der Anomalien bei den betroffenen Ferkeln von PI-Ebern in FE-Betrieben (01.02.2021 bis 01.02.2022)

Insgesamt sind nur 0,8 Prozent der geborenen Ferkel von Anomalien betroffen. Am häufigsten sind Binneneber; diese treten bei 47 Prozent der von Anomalien betroffenen Ferkel auf. Dann folgen Hodenbrüche (29 Prozent) und Grätscher (14 Prozent). Einige der Anomalien sind auch tierwohlrelevant, da sie mit Schmerzen für das Tier verbunden sind. Den Ferkelerzeugern entstehen zugleich durch Missbildungen wirtschaftliche Schäden, denn diese können die Vermarktungsmöglichkeiten für Ferkel einschränken oder sogar Totalverluste verursachen. Im Jahr 2013 entwickelte die LfL eine Zuchtwertschätzung zur Bekämpfung von Anomalien. Der daraus errechnete Anomalienwert eines Ebers entspricht dem zusätzlichen Gewinn pro Wurf, der bei Verwendung dieses Ebers gegenüber einem durchschnittlichen Eber erzielt wird. In diesem neuen System der Anomalienprüfung wird bei Würfen von jungen Besamungsebern im LKV-Sauenplaner der Betriebe vermerkt, ob und, falls ja, welche Anomalien beobachtet wurden. Hierbei unterstützen das LKV Bayern und die Ringberater der Fleischerzeugerringe enorm. Derzeit werden in Bayern etwa 7.400 Würfe pro Jahr anomaliengeprüft.

Mehr zum Thema

Integrierte genomische Forschung und Anwendung in der bayerischen Schweinezucht (InGeniS)

In diesem Forschungsprojekt sollen gleichzeitig eine Routine für die Nutzung der genomischen Selektion beim Schwein in Bayern aufgebaut werden und wichtige Forschungsarbeiten zu Merkmalen durchgeführt werden, die sich bisher als schwierig bzw. sehr kostenaufwendig dargestellt haben. Insbesondere gehören hierzu die Bereiche Anomalien und Ebergeruch. Mehr