Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Feldtag auf dem Betrieb Stangl

Besucher am Feldtag Stangl
Trotz dunkler Regenwolken am Himmel konnten sich am 16. Mai 2018 knapp 70 Besucher trockenen Fußes ein Bild von verschiedenen Erbsenbeständen des Betriebes Stangl in Schwarzenfeld machen. Auf dem Betrieb von Josef Stangl werden Erbsen in Reinsaat und als Gemenge angebaut und an die eigene Milchviehherde verfüttert. Die zentralen Fragen des Feldtages waren: Wintererbsen, Sommererbsen oder ein Gemenge? Drill- oder Einzelkornsaat bei Erbsen?
Veranstaltet wurde der Feldtag durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Rahmen des DemoNetErBo in Kooperation mit der Bayerischen Eiweißinititative, dem AELF Cham mit dem Fachzentrum Rinderhaltung, der Erzeugerringberatung Oberpfalz sowie der LKV-Beratung Bayern. Neben interessierten Praktikern konnten auch zwei Berufsschulklassen aus Neustadt an der Waldnaab begrüßt werden.

Pflanzenbau

Motivation und Argumente für den Anbau von knapp 8 Hektar Erbsen und Gemenge mit Erbsen für den Betrieb Stangl:

  • Verbesserung der Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit
  • guter Vorfruchtwert und Auflockerung der getreidebetonten Fruchtfolge
  • Verbesserung der Eigenversorgung in der Fütterung
  • wertvolles Element im Rahmen einer regionalen, GVO-freien Fütterung
  • Teilnahme am KULAP "Vielfältige Fruchtfolge"
"Die Erbse lockert meine Fruchtfolge auf und bringt eine gute Bodenstruktur. Zugleich ist sie ein wertvolles, betriebseigenes Futter für die Milchviehherde. Das passt gut in mein Betriebskonzept, da ich Milch ohne Gentechnik erzeuge", so der Betriebsleiter Josef Stangl.
Anbau von Erbsen und Gemenge
An den Demoflächen des Betriebes wurde der Anbau unterschiedlicher Varianten diskutiert. Betriebsleiter, Projektberaterin Tabea Pfeiffer und Pflanzenbauberater im Erzeugerring Oberpfalz, Maximilian Graml, erläuterten die pflanzenbaulichen Grundlagen und diskutierten offene Fragen mit den Teilnehmern.
Wintererbse oder Sommererbse
Vorteile der Winterungen sind, dass diese bereits im Herbst gesät werden. Damit kann die Feuchtigkeit über den Winter genutzt werden. Das Jahr 2017/18 zeigte aber auch die Grenzen: die Wintererbsen auf dem Betrieb Stangl haben den kalten Winter mit Temperaturen deutlich unter Null Grad Celcius ohne Schneebedeckung nicht überstanden. "Derzeit sind keine Wintererbsensorten am Markt, die Kahlfrösten widerstehen können", so Maximilian Graml vom Erzeugerring. Das Anbaurisiko ist damit relativ hoch. Ein Anbau kann nicht grundsätzlich empfohlen werden.
Erbsen im Gemenge mit Getreide oder Erbse in Reinsaat?
Der Betrieb Stangl setzt auf Erbsen im Gemenge mit Getreide. Für den Gemengeanbau sprechen für ihn in erster Linie die Unkrautunterdrückung durch das Getreide und die bessere Standfestigkeit des Gesamtbestandes, da das Getreide der Erbse als Stützfrucht dient. Das Risiko für einen Totalausfall ist beim Gemenge geringer als bei der Erbsenreinsaat. Da der Betrieb das Gemenge im eigenen Betrieb verwertet, ist die Trennung von Erbsen und Getreide nach der Ernte nicht notwendig. Im Rahmen des KULAP-Programms "Vielfältige Fruchtfolge" werden Leguminosen-Getreide-Gemenge auf den Leguminosenanteil angerechnet.

Als Alternative zum Wintererbsengemenge hat der Betrieb auf den Demoflächen ein Sommererbsengemenge im Vergleich zur Reinsaat angebaut:

  • 100 % der standortüblichen Aussaatstärke der Sorte Salamanca + 50 % der standortüblichen Aussaatstärke der Sommergerste Marthe
  • Sommererbse Salamanca in Reinsaat, Drillsaattechnik mit 100 % der standortüblichen Saatstärke
Kriterium für die Sortenwahl bei der Erbse war dabei die Standfestigkeit und der Ertrag. Kriterium für den Gemengepartner Getreide ist eine möglichst zeitgleiche Abreife mit der Erbse. "Beim Gemengeanbau in konventionellen Systemen sind im Hinblick auf den Pflanzenschutz enge Grenzen gesetzt", betont Pflanzenbauberater Maximilian Graml. Dies sollte bei der Anbauentscheidung unbedingt beachtet werden. Die Unkrautregulierung erfolgt im Vorauflauf. Die Mittelpalette ist begrenzt. Es ist daher von größter Bedeutung, die Erbse auf einem Standort mit geringem Unkrautdruck und ohne Problemunkräuter anzubauen. Über die aktuellen Möglichkeiten von Pflanzenschutzmaßnahmen im Gemengeanbau informieren die regionalen Erzeugerringe.
Die Erbse in Reinsaat hat den Vorteil, dass sie tendenziell mehr Eiweißertrag pro Hektar bringt. Beim Pflanzenschutz gibt es weniger Schwierigkeiten, das Risiko, dass die Gemengepartner ungleich abreifen, entfällt.
Bietet Einzelkornsaat im Vergleich zur betriebsüblichen Drillsaat bei Erbsen Vorteile?
Um sich ein Bild davon zu machen, ob die Einzelkornsaat am Ende Vorteile bringt, wurde die Drillsaat neben der Einzelkornsaat im Vergleich angelegt. Für die Einzelkornsaat sprechen aus Sicht des Betriebes:
  • gleichmäßige Verteilung der Pflanzen, da gleiche Abstände auch in der Reihe
  • exakte Ablage und ein besserer Feldaufgang
  • Reduktion der Drill-Saatstärke möglich aufgrund des besseren Feldaufgangs.
Bei der Ernte wird sich zeigen, welche Anbausysteme 2018 am besten abschneiden. Pflanzenbaulich wird auch der Blattlausflug beobachtet und bei Überschreiten der Schadschwelle behandelt. Der Erbsenwickler kann zwar große Schäden anrichten (Löcher in den Erbsen). Die Bekämpfung ist jedoch nicht gezielt möglich. Wenn der Regen noch länger ausbleibt, wird das Wasser der begrenzende Faktor für gute Erträge sein, darüber waren sich die Teilnehmer einig.

Heimisches Eiweiß in der Milchviehfütterung

Mit ihren Standortansprüchen passt die Erbse gut in die Region. Der positive Vorfruchtwert kann bei den Folgefrüchten einen Mehrertrag bewirken. Auch wenn der Deckungsbeitrag von Erbsen als Marktfrucht deutlich unter dem anderer Kulturen liegt, so haben sie in der Milchviehration eingesetzt einen höheren Wert als den Marktpreis. Zum Gesamtkonzept des Erbsenanbaus im Betrieb gehört die interne Verwertung.
Der Fütterungsberater der LKV-Beratungsgesellschaft mbH, Georg Wendl, stellte die betriebseigene Ration dar und gab Empfehlungen für den Einsatz der Erbsen in der Milchviehration. Bei der Verwertung der eigenen Ernte empfiehlt er, die Menge über das ganze Jahr zu verteilen, um Rationsumstellungen zu vermeiden. Da die Erbse durch ihren hohen Stärkegehalt nicht als reines Eiweißfuttermittel gesehen werden kann, ist eine Ergänzung mit Rapsextraktionsschrot nötig. Diese beiden Komponenten ergänzen sich jedoch auch hinsichtlich ihrer Aminosäurenzusammensetzung gut, was insbesondere bei hochleistenden Kühen von Bedeutung ist. Mit dieser Ration kann die Forderung der Molkerei nach GVO-freier Fütterung erfüllt werden. Die erprobte Einsatzgrenze der Erbse liegt bei maximal 4 kg pro Kuh und Tag und sollte erst nach schrittweiser Steigerung in dieser Menge gefüttert werden. Bei Verwertung der eigenen Ernte über das ganze Jahr reicht jedoch die Menge i. d. R. nicht, um diese Grenze zu überschreiten. Zur Verfütterung empfiehlt es sich, die Erbsen geschrotet in den Mischwagen einzumischen. Der Schrot der Erbse ist relativ fein und klebt dadurch gut an die feuchte Silage. Die Gefahr einer zu schnellen Anflutung der Stärke im Pansen ist dadurch auch geringer als bei der Verfütterung an einer Abrufstation.
Die Berechnung der Futtermischung basiert auf Futteranalysen der betriebseigenen Futtermittel, um eine möglichst effiziente und ausgeglichene Ration verfüttern zu können, da die Inhaltsstoffe nicht unbedingt den Tabellenwerten entsprechen. Wie Thomas Schütz vom Fachzentrum Rinderhaltung am AELF Cham aufzeigte, ist die Erbse eine Eiweißfrucht mit hohem Energiegehalt. Wird sie in der Ration eingesetzt, können sowohl Eiweiß- als auch Energiekomponenten eingespart werden. Auch der Zukauf von Erbsen kann lohnend sein, da ihr Marktpreis im Vergleich zu ihrer Wertigkeit in der Ration niedriger ist. Die Verfütterung der betriebseigenen Erbsen ist in nahezu jedem Fall sinnvoller, als sie zu verkaufen