Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Feldtag auf dem Betrieb Kürzinger
Knapp 80 Besucher konnte Tabea Pfeiffer, Projektberaterin Bayern des Demonstrationsnetzwerks Erbse/Bohne (DemoNetErBo) am 6. Juni 2018 auf dem Betrieb der Familie Kürzinger in Waldmünchen begrüßen. Veranstaltet wurde der Feldtag unter dem Titel „Greening konformer Sommererbsenanbau mit mechanischer Unkrautregulierung“ von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) im Rahmen des DemoNetErBo in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Eiweißinitiative. Bei sommerlichen Temperaturen konnten sich die interessierten Teilnehmer, darunter zwei Fachschulklassen aus Weiden und Cham, rund um das Thema Erbsenanbau und –verfütterung im Milchviehbetrieb informieren. Georg Dietl, Leiter des Fachzentrums Rinderhaltung am AELF Cham, Josef Auburger, Fütterungsberater der LKV-Beratung Bayern und Maximilian Graml, Pflanzenbauberater des ER Oberpfalz gaben als kompetente Referenten ihr Fachwissen an die Praktiker weiter.
Warum Erbsen anbauen?
Die Gründe, Erbsen anzubauen, sind für Wolfgang Kürzinger:
- eigene Produktion heimischer, GVO-freier Futtermittel für seine Milchviehherde
- hohe Akzeptanz und Wertschätzung in der Öffentlichkeit
- deutliche Verbesserung der Bodenstruktur
- gute Vorfruchtwirkung
„Im letzten Jahr hatten wir genau 10 dt Mehrertrag bei der Wintergerste, die nach Sommererbse stand“, so der Betriebsleiter. Durch seine gute Flächenausstattung kann er es sich auch „leisten“, die Erbse anzubauen, ohne Fläche für andere Früchte zu verlieren. Georg Dietl wies darauf hin, dass die Erzeugung zudem ohne spezielle Technik möglich sei und somit die auf dem eigenen Betrieb vorhandene Sätechnik gut verwendet werden kann.
Warum Erbsen verfüttern?
Erbsen haben einen ähnlich hohen Energiegehalt wie Weizen oder Körnermais bei gleichzeitig rel. hohen Rohproteingehalten (60 % von Rapsschrot, 45 % von Sojaschrot), so Georg Dietl. Ein vergleichsweise geringer Gehalt an Phosphor wirkt sich positiv auf die Einhaltung der Grenzen innerhalb der neuen Düngeverordnung aus. Als GVO-freies Futtermittel entspricht sie der Anforderung vieler Molkereien, die ihre Produkte „ohne Gentechnik“ vermarkten. Georg Dietl betonte auch, dass Erbsen ohne Aufbereitung des Korns an Rinder verfüttert werden können. Man kann sie auch in aller Regel durchaus trocken dreschen und anschließend einlagern. Außerdem sind sie ein günstiges Futtermittel, das die Rationskosten senkt. Da Erbsen zu sehr geringen Preisen gehandelt werden, wäre es durchaus sinnvoll, Erbsen zuzukaufen, wenn man sie nicht selbst anbaut. Ihr Wert in der Ration ist nämlich höher anzusetzen als der Marktpreis.
Wie Erbsen verfüttern?
Bei der Verfütterung von Erbsen muss der hohe Stärkegehalt beachtet werden, da ansonsten die Gefahr einer Acidose (Pansenübersäuerung) steigt. Außerdem können sie nicht als alleiniges Eiweißfuttermittel eingesetzt werden. Die Gründe dafür sind, so Dietl, eine deutlich geringere N-Lieferung für die Pansenmikroben als durch Rapsschrot und eine hohe Proteinabbaubarkeit im Pansen (UDP-Wert gering). Der Anteil am eingesetzten Kraftfutter wird für 10 bis 20 % empfohlen, wobei grundsätzlich immer eine Rationsberechnung anzuraten ist, um eine ausgeglichene Ration mischen zu können. Sowohl Unter- als auch Überversorgungen der Kühe sind zu vermeiden und auch auf ausreichende Rohfaseranteile ist zu achten. Zur Verfütterung empfiehlt es sich, die Erbsen geschrotet in den Mischwagen einzumischen. Der Schrot der Erbse ist relativ fein und klebt dadurch gut an die feuchte Silage. Die Gefahr einer zu schnellen Anflutung der Stärke im Pansen ist dadurch auch geringer als bei der Verfütterung an einer Abrufstation.
Fütterungsberater Josef Auburger zeigte auf, dass die Kraftfuttermischung für die Milchkühe auf dem Betrieb Kürzinger um über 3 €/dt FM (ohne MwSt.) günstiger ist, als eine vergleichbare Ration mit Sojaextraktionsschrot (GVO-frei) und ohne Erbsen. Die Verfütterung von Erbsen ist also auch hinsichtlich einer Produktion von Milch ohne Gentechnik wirtschaftlich sinnvoll. Da sich die Inhaltsstoffe in den Futtermitteln – sowohl Grund- als auch Kraftfuttermitteln – z. T. stark vom Tabellenwert unterscheiden und auch große Schwankungsbreiten der Inhaltstoffe zwischen den Erntejahren und Betrieben herrschen, sind Futteruntersuchungen unbedingt anzuraten.
Heimische Eiweißfuttermittel in der Milchviehfütterung
„Futteruntersuchungen sind enorm wichtig!“, so Josef Auburger
Nur so kann das Potential der Leguminosen bzw. aller Futtermittel ausgeschöpft und die Effizienz gesteigert werden. Ein Über- oder Unterschätzen der Inhaltsstoffe kann so ausgeschlossen und Einsparpotentiale aufgedeckt werden. Deshalb rät er auch dazu, die Mineralstoffe wie Calcium und Phosphor analysieren zu lassen. Denn nur so kann das passende und im Zweifelsfall günstigere Mineralfutter ausgewählt werden.
Greening konformer Erbsenanbau
Die Erbsen des Betriebes Kürzinger sind ökologische Vorrangflächen (ÖVF) und tragen somit zur Erfüllung der Greeningauflagen bei. Da seit 2018 auf diesen Flächen keinerlei Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mehr erlaubt ist, versucht er sich als konventionell wirtschaftender Betrieb in der mechanischen Unkrautbekämpfung. Unterstützt wird er dabei durch einen benachbarten Bio-Landwirt, der seine Flächen für ihn striegelt. Beim Striegeln der Erbsen ist auf eine etwas erhöhte Saattiefe zu achten und eine langsame Fahrgeschwindigkeit. Ein mehrmaliges Nachjustieren der Striegeleinstellung zu Beginn ist nach Aussage des Bio-Landwirts, Matthias Eiber, unbedingt nötig. Der passende Zeitpunkt ist dafür im Vorauflauf und in dem Zeitfenster zwischen Nachauflauf und dem Verranken der einzelnen Pflanzen. Grundsätzlich sind für den Anbau Flächen mit geringem Unkrautdruck auszuwählen. Die Erbse auf dem Betrieb Kürzinger steht in diesem Jahr nach Mais und hatte dadurch gute Startbedingungen. Auch die lang anhaltende Trockenheit verringert den Unkrautdruck, was gut an der Demoparzelle ohne Unkrautbekämpfung zu sehen war. Die Trockenheit wirkt sich jedoch gegenteilig auf den Blattlausbefall aus, der heuer laut Pflanzenbauberater Graml extrem hoch ist. Die Grüne Pfirsichblattlaus ist wie der Erbsenwickler hauptsächlich in trockenen Jahren ein Problem. Doch auch, wenn damit evtl. Ertragsrückgänge einhergehen, kann im Hinblick auf die Erfüllung der Greeninganforderungen die mechanische Unkrautregulierung für den ein oder anderen auch ökonomisch sinnvoll sein.
Effekte auf die Knöllchenbakterien
Um der Erbse genug Anreiz zu geben, Knöllchen für die Stickstoffbindung aus der Luft zu bilden, ist ein niedriger N-min-Gehalt im Boden wichtig. Auch Schwefel ist für die Bildung der Knöllchen förderlich. Nach den Erbsen ist der Anbau von N-zehrenden Pflanzen zu empfehlen, um den angesammelten Stickstoff durch diese nutzen zu können. Im Rahmen des Greenings ist der Anbau einer Winterung oder Zwischenfrucht nach Erbsen verpflichtend.
Anbaupausen zwischen Erbsen und sonstigen Leguminosen von 5, besser 6 Jahren sind einzuhalten, um einer sog. Leguminosenmüdigkeit vorzubeugen. Der Nachbau der eigenen Erbsen muss als kritisch gesehen werden, da die Keimfähigkeit stark verringert ist, sei es durch Bruch, Risse oder Schädlingsbefall.
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Erbsen bevorzugen leichte, durchlässige Böden mit einem neutralen bis schwach sauren pH-Wert. Speziell zur Blüte benötigen sie ausreichend Wasser. Trockene Abreifebe-dingungen begünstigen die Ernte. In dieser LfL-Information findet man alle Informationen zu Anbau, Pflanzenschutz, Ernte und späterer Verwendung.
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