Tag der offenen Tür 2015: Eiweiß

Das Thema Eiweiß wurde am Tag der offenen Tür in Grub näher beleuchtet. Das Interview bietet dazu einen guten Einstieg.

Interview zum Thema Eiweiß

Gespräch mit Dr. Robert Schätzl, Koordinator des Arbeitsschwerpunkts Eiweißstrategie der LfL.

Bei Eiweiß denken viele nur an Soja und Import aus Regenwaldgebieten. Warum?

Antwort als Text
Von den Eiweißfuttermitteln, die die Landwirte bei uns einsetzen, um das eigene Futter zu ergänzen, spielt Soja die wichtigste Rolle. Das hat zwei Gründe. Zum Einen steht Soja in sehr großen Mengen zur Verfügung, weil Sojaöl als Speiseöl weltweit auch sehr stark nachgefragt wird. Es wird auch für andere Zwecke verwendet, für technische Zwecke, zum Beispiel Treibstoff. Und der andere Grund: Soja passt aufgrund seiner Zusammensetzung sehr gut für den Bedarf unserer Nutztiere. Das Thema Regenwald steht vor allem deswegen oft im Zusammenhang im Soja, weil der größte Teil der Importe an Eiweißfuttermittel aus Ländern wie Brasilien und Argentinien kommt. Wir importieren Soja aber auch aus Nordamerika.

Welche Eiweißfuttermittel außer Soja gibt es noch und wann kommen diese zur Anwendung?

Antwort als Text
Soja ist das wichtigste Eiweißfuttermittel. Darüber hinaus muss man sehen, in fast allen unseren Futtermittel ist Eiweiß enthalten. Es gibt natürlich Futtermittel, die haben mehr Eiweiß. Dies eignen sich ganz gut, den Bedarf an Eiweiß bei Nutztieren auszugleichen. Alternativ zum Sojaschrot könnte man beispielsweise Rapsschrot einsetzen, Ackerbohnen, Futtererbsen und Lupinen. Wobei die Eignung für die einzelnen Tiergattungen unterschiedlich ist. Für Milchkühe und Rinder ist Rapsschrot, Ackerbohnen, Futtererbsen sehr gut geeignet. Da kann man weitgehend problemlos Sojaschrot ersetzen. Bei Schweinen und Geflügel tut man sich etwas schwerer. Weil dort die Zusammensetzung des Eiweißes, Aminosäuren, eine große Rolle spielt. Da erreicht man mit Rapsschrot, Ackerbohnen, Futtererbsen nicht die Qualität wie bei Sojaschrot. Entsprechend kann man bei diesen Tiergattungen nur einen Teil ersetzen, wenn man nicht Einbußen in Zuwachs oder bei der Eigröße haben möchte.

Die LfL forscht im Bereich Eiweiß. Welche Projekte gibt es?

Antwort als Text
Die Forschungsprojekte der LfL sind in einem sehr weiten Feld aufgestellt. Es geht los beim Anbau von Eiweißpflanzen, über den Einsatz von Futtermitteln bei verschiedenen Tiergattungen. Bis zur Frage, inwieweit der Verbraucher überhaupt bereit ist, auch eine heimische Fütterung beim Kauf von Fleisch oder Milch zu honorieren.
Zwei beispielhafte Projekte:
Die LfL hat zusammen mit dem LKV Futterlabor Grub eine Möglichkeit geschaffen, Futterproben sehr schnell zu analysieren. Das für den Landwirt den Vorteil, dass er schnell eine Rückmeldung erhält über die Inhaltsstoffe. Beispielsweise weiß ein Schweinemäster, was ist in seinem Getreide ist, wie es sich zusammen setzt. Und dieser Schweinemäster kann dann sehr gezielt mit Eiweißkraftfutter ergänzen und braucht nur so viel füttern, wie es unbedingt nötig ist. Der Landwirt spart Futtermittel und Geld. Auch die Umwelt profitiert: Schweine fressen weniger, weniger Nährstoffe kommen in die Gülle, das Wasser wird weniger belastet.
Ein Projekt zum Grünland wird von der LfL zusammen mit der landwirtschaftlichen Beratung durchgeführt. Landwirte in ganz Bayern werden unterstützt, die mehr Grünland erzeugen wollen. Hintergrund: mehr Eiweiß vom Grünland, heißt weniger Eiweißkraftfutter ergänzen. Pflanzenbestände auf Wiesen werden angeschaut: wie lückig sind sie, wann ist der richtige Zeitpunkt zum Schneiden und der Ertrag wir untersucht.

Themen am Tag der offenen Tür

Bayerische Eiweißstrategie: Eiweißfuttermittel aus der Region

Rapsschrot auf einer roten Schaufel
Weniger Eiweißfuttermittel importieren und heimische Potentiale nutzen – das hat sich die bayerische Staatsregierung zum Ziel gesetzt. Statt Sojaschrot aus Übersee sind auch heimische Alternativen wie Rapsschrot, Erbsen, Ackerbohnen oder regional erzeugte Sojabohnen für die bayerische Nutztierfütterung geeignet. Die Potentiale und Einsatzgrenzen heimischer Eiweißfuttermittel erkennen, umsetzten und ausbauen, damit beschäftigen sich die Forscher der LfL bereits seit einigen Jahren. Die heimische Erzeugung der Futtermittel fördert den regionale Wirtschaftskreislauf und erfüllt außerdem das vom Verbraucher oft gewünschte Kriterium der Erzeugung „ohne Gentechnik“.

Hintergrund der bayerischen Eiweißstrategie

Vom Gras zur Milch: Was leistet 1 m² Grünland?

Kühe auf einer Wiese
Gras ist nicht gleich Gras. Im Grünland und damit im Grobfutter kann der Eiweißertrag durch ein verbessertes und angepasstes Management noch erheblich gesteigert werden. Die Teilnehmer erfuhren mehr über die verschiedene Grasarten und welche Pflanzen gerne gesehen sind, um den Eiweißertrag der Wiesen zu steigern. Bei der Grünlandkonservierung kommen die verschiedensten Techniken zum Einsatz. Wir stellten Ihnen eine Heubelüftung vor, wie sie in Bayern mehr und mehr in hofeigenen Anlagen eingesetzt wird.

Soja, Lupine & Co: Heimische Eiweißpflanzen kennenlernen

Blume mit lila Blüte
Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen und Soja - die vier Leguminosen sind aus dem ökologischen Landbau nicht wegzudenken und auch in der konventionellen Landwirtschaft sind sie nicht ganz unbedeutend. In den letzten Jahren ist die Sojaanbaufläche in Bayern um ein vielfaches gestiegen. Auch wenn die Gesamtfläche der in Bayern angebauten Leguminosen derzeit weniger als ein Prozent der Ackerfläche einnimmt, bringen diese Pflanzen viele Vorteile mit sich – enge Fruchtfolgen werden aufgelockert, der Unkraut- und Krankheitsdruck verringert sich und die stickstoffsammelnden Pflanzen ermöglichen bei der Folgefrucht einen verminderten Einsatz von Düngemitteln. Heimische Eiweißpflanzen können sowohl für die heimische Fütterung verwendet werden, als auch in der Lebensmittelproduktion Verwendung finden. So werden Lupinen zum Beispiel auch zu Milchersatzprodukten verarbeitet.