Emmentaler, Bergkäse oder Parmesan wären ohne Heumilch nicht denkbar, da die Heumilch zur Produktion dieser Hartkäse-Spezialitäten ideal, ja sogar Voraussetzung ist. Bereits in den 70er Jahren wurde Heumilch als sog. silofreie Milch gehandelt. Neben den guten Käsereieigenschaften hat die Heumilch mehr zu bieten: So hat Heumilch als Rohmilch getrunken einen vollmundigen Geschmack und verfügt z. B. über wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Aber nicht nur für den Konsumenten hat die Heumilch Vorteile, sondern auch für die Milchkuh, den Landwirt und die Umwelt. Mit Heumilch geht automatisch die Produktion von Belüftungsheu einher, da an der Sonne getrocknetes Heu ein hohes Wetterrisiko birgt und leicht sog. Brökelverluste entstehen. Seit mittlerweile drei Jahren laufen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Forschungsprojekte und Infotage zu diesen Themen.
Milchkühe brauchen wertvolles Eiweiß für die Milcherzeugung.
Bereits mehr als 350 Landwirte und Berater haben bei den LfL-Infotagen zum Thema „Hofeigene Heubelüftungsanlagen“ die Möglichkeit genutzt, sich kompakt und umfassend zu informieren. Moderne Heubelüftungstechnik hat den Vorteil, dass noch leicht feuchtes, und damit für Brökelverluste wenig anfälliges Mähgut, schonend getrocknet wird. Besonders wichtig für die Fütterung der Milchkühe ist das Eiweiß in den Futterpflanzen. Durch die Trocknung mit Warmluft erhält man zusätzlich einen Eiweißschutz, so dass das wertvolle Eiweiß in den Blättern für die Kühe zu rund 40 % direkt im Dünndarm verfügbar ist. Die gute Qualität des Belüftungsheus regt die Futteraufnahme an, dadurch produzieren die Tiere mehr Milch aus dem Grundfutter. Kraftfutter wie z. B. Getreide kann eingespart werden.
Ein weiterer Pluspunkt bei der Gras-Konservierung durch Belüften: Schimmelpilze oder Verderbnis anzeigende Mikroorganismen können sich nicht vermehren. Zudem ist das Futter staubarm, das ist für die Kühe besonders bekömmlich.
Erfolgt die Trocknung mit regenerativen Energien – das wird in Bayern über das Bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft gefördert – profitiert zudem die Umwelt. Der Landwirt kann z. B. die Abwärme der Biogasanlage nutzen, das hält die Kosten für die Belüftung gering und die oft überschüssige Wärme im Sommer wird sinnvoll verwertet.
Insgesamt ist das Verfahren zur Herstellung von Belüftungsheu für den Landwirt aber mit einigen Mehrkosten verbunden, wodurch sich auch erklärt, dass es z. B. für Bio-Betriebe in Bayern eine zusätzliche Flächenprämie für die Erzeugung von Heumilch gibt. In Bayern ist der Heumilchmarkt mit knapp 1 % der bayerischen Milchproduktion noch ein zartes Pflänzchen. Bei der Produktion von Heumilch sind überdurchschnittlich viele Bio-Betriebe aktiv.
Belüftungsheu eignet sich aber nicht nur für die Erzeugung von Heumilch. Ergänzend zu guter Silage kann es gerade in Hochleistungsphasen der Milchkühe ideal eingesetzt werden oder in der Kälberaufzucht Verwendung finden. Somit können alle Milchviehbetriebe von den Forschungstätigkeiten der LfL profitieren und hochwertiges Heu für ihre Tiere produzieren.
Hintergrundinfo Brökelverluste: Lässt der Landwirt das gemähte Gras durch Sonne und Wind direkt auf der Wiese trocknen, geht damit ein hoher Nährstoffverlust einher. Durch die notwendigen mechanischen Bearbeitungsschritte bis hin zum Einfahren in den Heustadel verbleibt ein bedeutender Teil der Blätter, nämlich die am schnellsten abtrocknen, als Brökelverluste auf der Wiese.
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