Im Frühjahr 2017 schließen nach zwei Jahren alle beteiligten Einrichtungen ihre Versuchsreihen zu optimalen Bedingungen in der Milchviehhaltung ab. Ein einmaliger Datenpool steht für die Auswertung bereit, deren Ergebnisse die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) mit Spannung erwartet. Bislang wurden rund 1.100 Tiere genotypisiert, also ihr Erbgut analysiert. Ziel ist es, erwünschte Merkmale, wie gute Stoffwechselstabilität oder hohe Futteraufnahme, mit den Erbinformationen in Verbindung zu bringen, um eine gezielte Zucht auf diese erwünschten Merkmale zu ermöglichen. Die 15 Partner aus Universitäten, Forschungseinrichtungen des Bundes und der Länder sowie Wirtschaftsunternehmen werteten dazu ca. 6.200 Blut- und 2.100 Harnproben aus Laktationen und Trockenstehzeiten aus. Ein Transfer der Versuchsergebnisse in die Praxis, Beratung und das Versuchswesen könnte sowohl in der Tierhaltung als auch in Veterinärmedizin deutliche Fortschritte bringen.
Bemühungen seitens der Wissenschaft auf nationaler und internationaler Ebene, die Futteraufnahme in die Zuchtziele zu integrieren, scheiterten bislang an der mangelnden Datenlage. Das Verbundvorhaben „optiKuh“ vereint nun erstmalig alle zwölf deutschen Versuchseinrichtungen in einem gemeinsamen Projekt mit der Tierzuchtforschung. Die züchterische Selektion auf ausreichende Futteraufnahme und Stoffwechselstabilität soll dem Anspruch an hohe Stoffwechselbelastungen Rechnung tragen. Hierzu ist eine individuelle Erfassung der Futteraufnahme sowie Genotypisierung der Tiere erforderlich. Dieser bislang einmalige Datenpool leistet einen entscheidenden Beitrag zur Ableitung von Merkmalen und zur möglichen Implementierung in die Zucht.
Neben der Erhaltung der Tiergesundheit im Hinblick auf Produktionsbedingungen stellt die Schadgasemission und deren Umweltwirkung ein potentielles Problem der intensiven Nutztierhaltung dar. Die Minderung der Methanemission durch Management und Zucht ist ein Beitrag zu einer umweltgerechten Tierhaltung im Rahmen dieses Projektes. Darüber hinaus prüfen die Projektbeteiligten verschiedene Sensortechniken auf ihre Praxistauglichkeit. Dies entspricht im Herdenmanagement einer ergänzenden Maßnahme zur individuellen Tierbeobachtung.
Das Verbundvorhaben „optiKuh“ ist ein deutschlandweites Verbundprojekt mit dem Ziel, die optimalen Bedingungen für Milchkühe zu erforschen und in der Praxis umzusetzen. Die Bereiche Zucht, Haltung, Futter und Betreuung werden zusammen betrachtet und umfassend untersucht. Das LfL-Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft unter der Federführung von Prof. Dr. Spiekers koordiniert das Projekt, das von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen der Nutztierstrategie gefördert wird. Im Fokus steht die begrenzte Futteraufnahme bei steigender Milchleistung in der Frühlaktation und die hieraus resultierende negative Energiebilanz. Diese erhöht das Risiko von Erkrankungen und kann die Nutzungsdauer mindern. Im Zuge der öffentlichen Diskussion im Hinblick auf Tierwohl, Tiergesundheit, Umweltwirkung und Kostendruck in der Milcherzeugung steigen die Anforderungen an die Tiere und Tierhalter und stellt dabei die Wissenschaft vor neue Herausforderungen.
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„optiKuh“ hat sich zum Ziel gesetzt, durch Innovationen die Grundlagen für eine optimierte Nutztierhaltung zu schaffen. Die regelmäßigen Projekttreffen, wie hier in Kassel im Oktober letzten Jahres, dienten dem Austausch