Pressemitteilung – 26. März 2021, Starnberg
Forellen aus heimischen Teichen schonen die Umwelt

Traditionell am Freitag und besonders am Karfreitag steht Fisch ganz oben auf den Speisezetteln. Als schmackhafte und hochwertige Eiweißquelle ist Fisch in allen Zubereitungsformen vom Sushi, über Steckerlfisch, Räucherfilets oder ausgefallene Fischbowls ein wandelbares Gericht. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat in Starnberg in den letzten vier Jahren ein Forschungsprojekt in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) und weiteren Partnern aus Futtermittelindustrie und fischereilicher Praxis durchgeführt. Im Kern geht es um alternative, hochwertige Eiweißquellen für eine umweltschonende und nachhaltige Fütterung vor allem bei den beliebten Lachsen, Forellen und Saiblingen. Das LfL-Institut für Fischerei hat die Eignung von heimischem Eiweißfutter als Ersatz für Fischmehl erforscht. Es ist gelungen, ein Forellenfutter zu formulieren, bei dem regional erzeugte Rapspresskuchen den Fischmehlanteil um 50 % reduziert. Der sogenannte Rapspresskuchen bleibt als Rest bei der Gewinnung von Rapsöl übrig, ein heimisches Produkt vom Acker.

Der Umweltschutz und der Genuss mit gutem Gewissen sind bei vielen Verbrauchern bereits Teil der Kaufentscheidung. Gleichzeitig basiert das Fischfutter in Teichen und Aquakulturen im Wesentlichen auf der Verwendung von Fischmehl. Durch die in den letzten Jahrzehnten stark gestiegene Erzeugung in Aquakulturen ist der Bedarf an Fischmehl stark gestiegen, obgleich die weltweit verfügbare Menge nicht gesteigert werden kann. Und obwohl Fischmehl auch als Nebenprodukt bei der Fischverarbeitung anfällt, stammt der überwiegende Teil aus nicht für den menschlichen Konsum gefangenen Wildfischarten. Jährlich werden etwa 6 Mio. Tonnen Fischmehl produziert und, überwiegend von Südamerika aus, in alle Welt verschifft. Ein wesentlicher Anteil davon wird in der europäischen Salmonidenaquakultur an Lachse, Forellen und Saiblinge verfüttert. Bei Presskuchen handelt es sich um ein sogenanntes Koppelprodukt, das bei der Kaltpressung von Ölsaaten anfällt.

Die schonende Behandlung verleiht den Ölpresskuchen einen hohen Gehalt an natürlichen Inhaltsstoffen. Das hochwertige Eiweißprofil und die gute Verfügbarkeit großer, regional produzierter Mengen machen Ölpresskuchen zu einer interessanten und nachhaltigen Alternative für Fischmehl. Die Herausforderung im Forschungsprojekt waren die Bitterstoffe und unverdaulichen Rohfasern, die die Akzeptanz bei den Fischen stark einschränken. Es zeigte sich, dass es bei einem Anteil von 20 % Rapspresskuchen im Futtermittel zu keinen Leistungseinbußen gegenüber konventionellen Futtermitteln kommt. Die Forellen waren aber nicht nur frohwüchsig, sondern erfreuten sich auch bester Gesundheit. Zum Abschluss des Projektes wurde auf Grundlage der bisherigen Ergebnisse ein Futtermittel designt, bei dem wesentliche Anteile des Fischmehls (50 %) und des Sojaschrots (70 %) durch heimischen Rapspresskuchen ersetzt wurden. Damit stellt die Verwendung von heimischen Presskuchen in Fischfuttermitteln eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Alternative zu Fischmehl und Sojaschrot dar.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.