Pressemitteilung – 28. Mai 2021, Freising
Die Mähsaison ist für Rehkitze die gefährlichste Zeit des Jahres - Projekt testet Wildtierrettungsstrategien

Für zahlreiche Tierkinder ist das Frühjahr die gefährlichste Zeit des Jahres, denn das hohe Gras kann beim Mähen schnell zur tödlichen Falle werden. Das Verbundprojekt Wildtierrettungsstrategien beschäftigt sich mit Fragestellungen zur Biologie des Rehwilds und bewertet und testet verschiedene Techniken und Maßnahmen zur Wildtierrettung. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) koordiniert das Projekt und arbeitet dabei mit der Technischen Universität München und der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft eng zusammen.

Das Hauptziel des Projekts ist es, erfolgreiche Strategien zur Wildtierrettung zu finden und in die Praxis zu tragen. Der Projektleiter an der LfL, Stefan Thurner erklärt: „Jedes gerettete Rehkitz liegt uns am Herzen, deshalb wollen wir das erarbeitete Wissen bestmöglich weitergeben!“ Der LfL-Mäh-Knigge gibt gute Tipps für tierschonendes Mähen. Diese Basisinformation wollen die Projektbeteiligten weiterentwickeln. Die Politik kann aus dem Projekt notwendiges Wissen zur Gestaltung von Beratungs- und Förderprogrammen gewinnen.

Landwirtinnen und Landwirte oder Lohnunternehmen wollen beim Mähen die versteckten Kitze frühzeitig erkennen und benötigen wirksame Rettungsstrategien. In der laufenden Saison 2021 werden mehrere Methoden zur Rehkitzrettung getestet und bewertet. Eine Maßnahme ist die Vergrämung der Wildtiere von den zu mähenden Flächen mit Scheuchen, eine zweite beschäftigt sich mit dem Aufsuchen und Bergen der Rehkitze durch den tragbaren Wildretter. Eine weitere Maßnahme ist die Suche durch eine Drohne mit Wärmebildkamera. Zusätzlich zum Einsatzschwerpunkt der Wildtierrettungsteams rund um Freising arbeitet ein eigenständiges Drohnenteam der LfL in Nordbayern. Ebenfalls in Nordbayern wird der Sensorbalken SENSOSFAE der Firma Pöttinger bereits jetzt - und damit vor der Markteinführung - getestet. Die Wildbiologenteams der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und der Technischen Universität München sind verstärkt im westlichen Bayern von Mittelfranken bis Schwaben aber auch in Oberbayern unterwegs.

Durch das sehr wechselhafte und kühle Wetter Anfang und Mitte Mai wurden bisher nur wenige Grünland- und Feldfutterbauflächen gemäht. Die Mähereignisse werden sich daher an den nun folgenden, sonnigeren Tagen Ende Mai/Anfang Juni bündeln. Dadurch werden nicht genügend Kapazitäten verfügbar sein, um alle angemeldeten Flächen bedienen zu können.

Aus diesem Grund ist das Projekt besonders in diesem Jahr auf Rückmeldungen all jener angewiesen, die Maßnahmen zur Rehkitzrettung bis Ende Juni selbst durch-führen. Die Praxiserfahrungen sind sehr wichtig, daher gibt es für die einzelnen Techniken und Maßnahmen extra Datenerhebungsblätter. Für die wildbiologischen Fragestellungen werden alle Kitzfundorte benötigt. Ebenso sind Daten zu Flächen ohne Kitzfunde von großer Bedeutung. Alle Datenerhebungsblätter stehen im Wildtierportal Bayern zum Download oder interaktiven Ausfüllen bereit: www.wildtierportal.bayern.de/wildtierrettungsstrategien

Um den Betroffenen vor Ort an die jeweiligen Bedingungen angepasste und optimierte Handlungsempfehlungen geben zu können, ist eine ausreichende Datengrundlage für die Auswertungen am Ende des Projekts unerlässlich. Daher ist es sehr wichtig, bayernweit den Einsatz der Techniken und Maßnahmen zu dokumentieren, genauso wie die Orte, an denen Rehkitze gesichtet beziehungsweise gerettet oder gar keine Rehkitze gefunden wurden. Ziel des Projektes ist es, erfolgreiche Maßnahmen zur Wildtierrettung in die Praxis zu integrieren und eine Handlungsempfehlung für die Jägerschaft, Lohnunternehmen und Landwirtinnen und Landwirte zu erstellen. Die neuen Erkenntnisse sollen in den bereits existierenden LfL-Mäh-Knigge aufgenommen werden.

Um einen deutschlandweiten Kenntnisgewinn zu Maßnahmen zur Rehkitzrettung zu bekommen, führt die LfL zusätzlich eine Umfrage unter Landwirtinnen und Landwirten sowie der Jägerschaft durch: www.lfl.bayern.de/umfragewildtierrettungsmassnahmen

Am 2. Juni wird in der Radiosendung radioreportage auf BR2 ab 11:05 ein Hörfunkbeitrag zum Projekt ausgestrahlt. Hier kann die Radioreportage angehört werden: https://www.br.de/mediathek/podcast/suche?q=radioreportage&episode_page=1&podcast_page=1

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.