LfL-Arbeitsrahmenprogramm 2025 – 2029: 5. Zukunftsthemen und Forschungsschwerpunkte (FOSP)
Sieben Zukunftsthemen strukturieren unsere Arbeitsinhalte als langfristige thematische Klammern. Sie adressieren die großen Herausforderungen in der Landwirtschaft und Ernährung und haben dabei Lösungen für die landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern und für eine gesunde, nachhaltige Ernährung im Blick.

Abbildung 1: LfL Zukunftsthemen für die bayerische Landwirtschaft
Forschungsschwerpunkte (FOSP) organisieren, fokussieren und priorisieren die angewandte Forschung und Entwicklung an der LfL. Sie sind institutsübergreifend, zielorientiert und zeitlich begrenzt. Auf diese Weise sichern sie die Qualität, die Umsetzbarkeit und die Akzeptanz von Forschungsergebnissen, sowie die Flexibilität und die Sichtbarkeit der Forschung. Wichtige Ziele von Forschungsschwerpunkten sind die Generierung und der Transfer von gemeinsamen Arbeitsergebnissen, die originär durch die institutsübergreifende Zusammenarbeit entstehen können. Jeder Forschungsschwerpunkt leistet Beiträge zu einem oder mehreren LfL Zukunftsthemen. Die Forschungsschwerpunkte werden schrittweise eingerichtet.
Jeder Forschungsschwerpunkt entwickelt prioritäre Forschungsaufgaben und Fragen, die von der LfL Leitungskonferenz bestätigt und beschlossen werden. Die Forschungsschwerpunkte entwickeln interdisziplinäre Projekte und setzen sie um. Ein Projekt wird organisatorisch nur einem Forschungsschwerpunkt zugeordnet. Projekte und Aufgaben, die einem Forschungsschwerpunkt zugeordnet sind, haben Vorrang vor anderen Forschungsaktivitäten.
Die Forschungsschwerpunkte haben klar geregelte Verantwortlichkeiten. Für die Koordination sind die Forschungskoordinatoren zuständig, die bei der Vizepräsidentin Wissen angesiedelt sind. Jeder Forschungsschwerpunkt hat eine Steuergruppe, deren Mitglieder von den Instituts- und Abteilungsleitern berufen werden. Die Steuergruppe entscheidet über die inhaltliche Ausgestaltung und organisiert die konkreten inhaltlichen Arbeiten.
Forschungsschwerpunkte werden mit folgenden Projektmanagementregeln geführt: Verbindlichkeit, Transparenz, Vertraulichkeit, Controlling, Meilensteine, zeitliche Begrenzung (in der Regel 5 Jahre), Berichtspflichten und Zielvereinbarungen. Genehmigungsorgan ist die Leitungskonferenz, Controllinginstanz ist die Vizepräsidentin Wissen.
Acht Forschungsschwerpunkte sind Anfang 2025 mit von der Leitungskonferenz genehmigtem Steckbrief zum Arbeitsprogramm aktiv:
- Gewässerschonende und nährstoffeffiziente Landwirtschaft
- Nachhaltigkeit im landwirtschaftlichen Betrieb bewerten
- Landnutzung und Agrarkultur im ökologischen Landbau weiterentwickeln
- Nahrungskonkurrenz in der Nutztierhaltung reduzieren
- Systeme für Schweine und Geflügel zukunftsfähig weiterentwickeln
- Systemorientierte Pflanzenschutzstrategien
- Biodiversität in ökologische und konventionelle Betriebe integrieren
- Innovative Lebensmittel vom Acker
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist beschlossen und in inhaltlicher Vorbereitung:
- Milch und Fleisch von Wiesen und Weiden
Die LfL will innerhalb des Arbeitsrahmens 2025 – 2029 im Rahmen ihrer Kapazitäten weitere thematische Schwerpunkte bearbeiten und ggf. als Forschungsschwerpunkte etablieren (Vorschläge, Arbeitstitel):
- Nachhaltige Ernährung: "Bavarian Health Diet"
- Trockenheitstolerante Anbauverfahren – vom Saatgut bis zum Pflanzenbausystem
- Arbeits- und Lebenswirklichkeit Landwirtschaft
- Lebensmittelwertschätzung vom Teller zum Saatgut
- Tiergerechte Systeme für Wiederkäuer
- Innovative Pflanzenbausysteme
- Nachhaltige Fruchtfolgesysteme – langjährig und resilient
- Ganzheitliche Strategien zur Regulierung von Schädlingen und Krankheiten in ökologischen und konventionellen Intensivkulturen
Die Ziele der aktiven von der LfL-Leitungskonferenz genehmigten Forschungsschwerpunkte sind im Folgenden beschrieben. Die Forschungsschwerpunkte sind dynamisch und können ihre Ausrichtung mit Genehmigung der Leitungskonferenz an neue Herausforderungen, geänderte Prioritäten und zur bestmöglichen Nutzung von Synergien anpassen.
Koordination: Julius Tischer
Eine gewässerschonende und nährstoffeffiziente Landwirtschaft erfordert eine gesamtbetriebliche Betrachtung und somit eine enge Verzahnung der einzelnen Akteure und fachlichen Ansatzpunkte. Gleichzeitig bestehen weitere große Herausforderungen beim Ressourcenschutz durch die Landwirtschaft. Die Landwirtschaft muss sich hierzu zunehmend erklären und sucht nach Verbesserungen. Daraus ergeben sich folgende Ziele für einen Schwerpunkt, der thematisch Nährstoffhaushalt und Gewässerschutz beinhaltet:
- Aufdeckung von Schwachpunkten in den Nährstoffkreisläufen und Entwicklung gesamtbetrieblicher Lösungsansätze für eine gesellschaftlich anerkannte Landwirtschaft.
- Die erfolgreichen Ansätze beim operativen Rahmenziel zur Absenkung der N- und P-Gehalte in der Schweinemast sind zu übernehmen.
- Initiierung neuer Forschungsprojekte zu der Thematik unter Beteiligung mehrerer LfL-Institute und weiterer Forschungseinrichtungen (LfU, Hochschulen und Universitäten, etc.); insbesondere auch im Bereich Digitalisierung.
- Intensive Umsetzung zusätzlicher freiwilliger Maßnahmen zum Gewässerschutz und zur Steigerung der einzelbetrieblichen Nährstoffeffizienz neben den rechtlichen Vorgaben zum weiteren Abbau der nachgewiesenen Defizite.
- Synergien zu weiteren Schwerpunkten im landwirtschaftlichen Ressourcenschutz (z.B. Biodiversität, Bodenschutz, Klimaschutz) konkretisieren und nutzen.
- Beschleunigung und Erhöhung der Effizienz im Wissenstransfer und intensiver Austausch mit Mitgliedern des Wasserpaktes, der Beratung und vorbildlichen und innovativen Landwirten.
- Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit zu den einschlägigen Aktivitäten der LfL (Internet, Fachzeitschriften, Presse) einschließlich Sensibilisierung der Landwirte zu den Folgen einer chemisch-physikalischen und biologischen Gewässerbeeinträchtigung und Deposition.
- Maßnahmen an Ergebnissen messen; neuere Methoden wie in "Demonstration Farms" nutzen.
Koordination: Dr. Robert Schätzl
Nachhaltigkeit kann als ein Prinzip des ökologischen, ökonomischen und sozialen Handelns verstanden werden, das zukünftigen Generationen gleichwertige oder bessere Lebensbedingungen im Vergleich zu den aktuellen Verhältnissen sichern soll. Eine nachhaltige Bewirtschaftung und Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe ist sowohl für die Unternehmerfamilien als auch für die Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Die Bewertung der Betriebe anhand verschiedener Nachhaltigkeitskriterien bildet hierfür eine wichtige Grundlage. Für die Auswahl der Bewertungskriterien und deren methodische Ausgestaltung bedarf es einer breiten fachlichen Basis sowie einer Akzeptanz in der Gesellschaft.
Im Forschungsschwerpunkt werden die Ressourcen der LfL gebündelt, um auf der Ebene landwirtschaftlicher Betriebe die Nachhaltigkeit bewerten zu können. Die Bewertung erfolgt auf wissenschaftlicher Grundlage und berücksichtigt die Anforderungen aus der landwirtschaftlichen Praxis. Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes soll das Tool "LfL Klima-Check Landwirtschaft" zu einem umfassenden Tool zur Bewertung der Nachhaltigkeit weiterentwickelt werden. Neben den bereits enthaltenen Indikatoren zur Ökonomie und zu Treibhausgasemissionen soll dieses Tool schrittweise um weitere Nachhaltigkeitsindikatoren ergänzt werden. Zu denken ist dabei beispielsweise an Indikatoren zur Biodiversität, zum Tierwohl, zur Nahrungskonkurrenz, zum Humuserhalt, zur Anpassung an den Klimawandel und zu sozialen Kriterien. Die Bewertung erfolgt auf Ebene des landwirtschaftlichen Betriebes unter Verwendung betriebsindividueller Daten. Um das Tool nutzerfreundlich zu gestalten, werden offene Schnittstellen geschaffen, an die andere Software-Anwendungen, wie z. B. Farmmanagementsysteme andocken können. Die Indikatoren stammen aus aktuellen und neuen Forschungsprojekten, aus Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen sowie aus der Literatur. Deren Berechnung erfolgt unter Umständen in eigenständigen Tools. Dies gilt insbesondere auch für Indikatoren mit Raumbezug. Die Ergebnisse werden dann im "LfL Klima-Check Landwirtschaft" zusammengeführt. Mit dem Tool sollen außerdem die Auswirkungen einzelner Maßnahmen, auf Ebene von Produktionsverfahren oder auf Betriebsebene, in Bezug auf Nachhaltigkeit bewertet werden können. Neben der Weiterentwicklung des Tools und der Erarbeitung von Indikatoren sollen im Forschungsschwerpunkt auch weitere institutsübergreifende Aktivitäten im Themenfeld Nachhaltigkeit gebündelt werden.
Koordination: Dr. Barbara Eder
Der ökologische Landbau gilt als das nachhaltigste und am stärksten dem Tierwohl verpflichtete Landbewirtschaftungssystem. Er erbringt nachweislich höhere Umweltleistungen im Bodenschutz, im Gewässerschutz, bei Klimawandelminderung, Klimaanpassung und bei der Erhaltung der Biodiversität. Dennoch weist das System ökologischer Landbau noch an vielen Stellen Schwächen auf und birgt weiteres Optimierungspotential. So sind die Potentiale in der Biodiversität bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Bei tiergerechten Haltungsverfahren gibt es großen Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Die Pflanzenbausysteme des Ökolandbaus sind auf Auswirkungen des Klimawandels – z. B. steigende Regenerosivität und die zunehmende Trockenheit – anzupassen. Das Ertragspotential des ökologischen Pflanzenbaus sollte weiterentwickelt werden – unter Beibehaltung der hohen Umweltleistungen.
Ziel ist, die Landnutzungs- und Betriebssysteme des ökologischen Landbaus gesamtheitlich zu analysieren und Konzepte für ihre nachhaltige Weiterentwicklung im Sinne der oben genannten Analyse zu erstellen. Dabei stehen die agrarsoziologischen (externe Expertise erforderlich) und ökonomischen Rahmenbedingungen im Fokus, ebenso wie die Wertschöpfungsketten vom Saatgut bzw. von der Tierzucht bis zum "Point of sale". Für die Lösung einzelner produktionstechnischer Fragen in Pflanzenbau oder Tierhaltung sei auf die anderen Forschungsschwerpunkte verwiesen. Der – in der Literatur oft unterschiedlich verwendete – Begriff der Agrarkultur bedarf einer Klärung im Sinne der Operationalisierbarkeit für die Arbeit des Forschungsschwerpunktes. Dieser wurde von der Steuergruppe erarbeitet:
Der Begriff "Agrarkultur" definiert die Gesamtheit der kulturellen, sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekte, die sowohl die landwirtschaftliche Produktion als auch das ländliche Leben prägen. Sie umfasst landwirtschaftliche Praktiken, Traditionen, technologische Entwicklungen sowie die Werte und Normen ländlicher Gemeinschaften. Agrarkultur trägt zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Stabilität der Ernährungssicherung bei, indem Sie das Wissen über Bodenbewirtschaftung, Tierhaltung und Lebensmittelproduktion erhält und weiterentwickelt. Menschen spielen hier eine zentrale Rolle, da ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen für die Agrarkultur essenziell sind. Betroffen ist die gesamte Gesellschaft, auch wenn es in Zeiten des Überflusses nicht unmittelbar zu spüren ist.
Koordination: Dr. Stefanie Ammer
Die Sicherstellung der globalen und lokalen Ernährungssouveränität, ohne die zur Verfügung stehenden planetaren ökologischen Grenzen zu überschreiten sowie die vorhandenen Ressourcen optimal und nachhaltig zu nutzen, ist von wachsender Relevanz in den aktuellen Prozessen des Agrar- und Ernährungssystems. So nimmt die weltweit pro Kopf verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche stetig ab. Grund dafür ist ein steigender Bedarf an Lebensmitteln, der durch die wachsende Weltbevölkerung sowie einem global steigenden Wohlstand entsteht. Gleichzeitig führen Entwicklungen, wie zunehmende anderweitige Nutzungsformen von Fläche, aber auch z. B. Fehlnutzung in der Bewirtschaftung oder Auswirkungen des Klimawandels zu einem Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Auch Krisen, wie Kriege oder Finanzkrisen, können zu einer Verschärfung dessen führen. Aus diesen Gründen stehen die verschiedenen Nutzungsformen in Konkurrenz zueinander. Auch in Deutschland fehlen bei der derzeitigen Bewirtschaftung bereits jetzt Flächen, da es bei Gemüse, Obst und teilweise auch Tierfutter auf Import aus dem Ausland angewiesen ist. Eine möglichst effiziente Erzeugung von Lebensmitteln auf der Agrarfläche ist deswegen hierzulande und weltweit von großer Bedeutung. Landwirtschaftliche Nutzfläche wird grundsätzlich in Grünland und Ackerland unterteilt. Die auf Ackerland angebaute Biomasse kann direkt zur Lebensmittelproduktion genutzt werden, indirekt über die Erzeugung von Futtermitteln für Nutztiere sowie für Bioenergie. Die Aufwüchse vom weltweit flächenmäßig überwiegenden Grünland werden immer indirekt als Futtermittel für Nutztiere oder die Bioenergie verwendet. Mit steigender Konkurrenz um Ressourcen, darunter Biomasse und Fläche und steigendem Bewusstsein für die Umweltwirkungen der Erzeugung, ist die Pflanzenproduktion und die Nutztierhaltung auf eine angepasste Landnutzungsstrategie auszurichten. Dabei ist die Nutztierhaltung ein unverzichtbares Element des Agrarsektors und des ländlichen Raums. Die Organisationsstrukturen über die gesamte Kette der Nutztierhaltung beeinflussen die Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Betriebe und die Umsetzung regionaler und überregionaler Strategien.
Das Ziel des Forschungsschwerpunktes ist es, Nahrungs- und Flächenkonkurrenz in der Land- und Ernährungswirtschaft unter bayerischen Bedingungen zu bewerten sowie Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, die zu einer Reduktion der Konkurrenz auf der Agrarfläche führen. Diese Strategien und Maßnahmen führen entweder direkt oder indirekt zu freiwerdender Ackerfläche, die einer alternativen Nutzung, vor allem für die Erzeugung von pflanzlichen Lebensmitteln, zur Verfügung steht. Eine effiziente, optimierte Nutzung von Flächen und darauf angebauter Biomasse, die die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft verfolgen, stehen dabei im Zentrum. Die Arbeit des Forschungsschwerpunktes umfasst das gesamte System der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft. Die vielfältigen Strukturen und Bedingungen der bayerischen Landwirtschaft sollen hinsichtlich ihrer standortangepassten Bewirtschaftung bewertet werden, um das Produktions-Potenzial mit reduzierter Nahrungskonkurrenz anhand der vorhandenen Gegebenheiten zu analysieren. Die verfügbaren Ressourcen entlang der gesamten Nutzungskaskade sind bestmöglich auszuschöpfen und handlungsfähige Strukturen im Wirtschaftssektor zu schaffen.
Maßnahmen, die Synergien zwischen verschiedenen Nutzungen (im Wesentlichen Lebensmittel, Futtermittel, Energie) schaffen, Wege des Recyclings ermöglichen, effiziente Verwertung von anfallenden Koppel- und Nebenprodukten aufzeigen oder auftretende Verluste entlang der gesamten Kette der Produktion bis zum Produkt minimieren, sollen bearbeitet werden. Dabei sollen die konkreten Potenziale für praxisrelevante Maßnahmen bewertet sowie für eine erfolgreiche Umsetzung auf landwirtschaftlichen Betrieben untersucht werden.
Die zentrale Bedeutung der Nutztierhaltung in der landwirtschaftlichen Erzeugung, aber auch in der Reduktion der Flächen- und Nahrungskonkurrenz wird in der Arbeit des Forschungsschwerpunktes gleichermaßen umgesetzt. Die für die Landwirtschaft Bayerns wesentlichen Nutztierarten sollen Berücksichtigung finden. Das Thema der Energieerzeugung ist nicht zentral, aber wird dennoch im Sinne einer optimierten Kreislaufwirtschaft mit beachtet. Alle untersuchten Maßnahmen werden für ihre Praxistauglichkeit auch hinsichtlich ihrer ökonomischen Auswirkungen bewertet.
Eine wesentliche Aufgabe des Forschungsschwerpunktes wird der Transfer sowohl von bereits bekannten Maßnahmen als auch neu entwickelten Verfahren in die landwirtschaftliche Beratung und Praxis. So kann beispielsweise über eine neu erstellte Unterrichtseinheit zum Thema oder eine Demonstration der Maßnahmen über Pilotbetriebe, Wissen in die Breite kommuniziert werden. Nicht zuletzt sollen Empfehlungen an die Politik eine erfolgreiche Reduktion der Nahrungs- und Flächenkonkurrenz in der Land- und Ernährungswirtschaft umsetzen.
Koordination: Dr. Stefanie Ammer
Zukunftsfähige Systeme für Schweine und Geflügel erfordern es in einem hohen Maß die Ansprüche der Tiere zu berücksichtigen und zugleich die Umweltwirkungen zu minimieren, die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu sichern und die Arbeitsumgebung der Landwirte attraktiv zu gestalten. Derzeit stehen die gängigen Haltungs- und Produktionsbedingungen sowohl von Seiten der Gesellschaft, der Politik als auch der Wissenschaft verstärkt in der Kritik. Insbesondere in der Schweine- und Geflügelhaltung wurden systematische, grundlegende Defizite festgestellt sowie alternative Haltungsstandards gefordert (siehe z.B. Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung, Gutachten WBAE, 2015). Wesentliche Kritikpunkte betreffen einerseits Haltungsumgebungen, die das Wohlbefinden, die Tiergesundheit und das Ausleben von vielfältigen Verhaltensweisen beeinträchtigen, andererseits aber auch die Auswirkungen der Tierhaltung auf die Umwelt, wie Emissionen und den Ressourcenverbrauch.
Die Systeme, Haltungsverfahren und Produktionssysteme für Schwein und Geflügel, umfassen dabei ganzheitlich die Bereiche des Stallbaus, der Stalltechnik, der Fütterung, der Zucht, des Managements sowie der Arbeitswirtschaft.
Ein vertieftes Verständnis der Bedürfnisse und Ansprüche von Schweinen und Geflügel ermöglicht es, Defizite bestehender Produktionsweisen abzubauen und neue Entwicklungen im Spannungsfeld Tiergerechtheit - Ressourceneffizienz & Umweltwirkung - Wirtschaftlichkeit erfolgreicher bewerten, vorantreiben bzw. initiieren zu können. Die Einführung neuer Verfahren im Bereich der Nutztierhaltung erfordert Anpassungen im gesamten betrieblichen Geflecht.
Das Ziel dieses Forschungsschwerpunktes ist es, die umfassende Weiterentwicklung der konventionellen und ökologischen Schweine- und Geflügelsysteme in der derzeitigen Transformation der Nutztierhaltung für bayerische Betriebe erfolgreich umzusetzen. Die schweine- und geflügelhaltenden Betriebe sollen bei den aktuellen Herausforderungen und der Umsetzung der gesellschaftlichen Erwartungen unterstützt werden.
Dabei soll die Tiergerechtheit der Haltungsverfahren und Produktionssysteme für Schweine- und Geflügel sowie die Gesunderhaltung und Resilienz sowie Robustheit der Tiere durch Maßnahmen der Züchtung, der Ernährung, der Haltung und des Managements gesteigert werden. Diese Maßnahmen (sowohl innovative als auch aus anderen Studien bekannte) sollen im Rahmen des Forschungsschwerpunktes entwickelt, untersucht und bewertet sowie für die praktische Umsetzung optimiert werden. Zugleich sind eine wettbewerbsfähige, ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit sowie ressourceneffiziente Produktionsweise anzustreben. Die Umweltwirkung und der Ressourcenverbrauch der Maßnahmen und Verfahren werden bewertet und verbessert. In der Verfolgung beider Zielrichtungen sind Synergien zu nutzen und Spannungsfelder zu bearbeiten.
Die Entwicklung und Bewertung der Verfahren müssen in der Bearbeitung des Forschungsschwerpunktes im gesamtbetrieblichen Kontext erfolgen. Über eine regelmäßige Beteiligung von Praxis und Beratung, Stakeholdern, Wirtschaftspartnern und Züchtern bei konkreten Forschungsfragen sowie spezifischen Projekten in variablen Formaten soll eine partizipative Bearbeitung umgesetzt werden. Der Wissenstransfer der Ergebnisse soll zielgruppenspezifisch aufbereitet und gezielt an Praxis & Beratung, Fachlehrer, Partnerorganisationen oder Politik weitergegeben werden.
Koordination: Julius Tischer
Der Bereich des Pflanzenschutzes steht vor zahlreichen Herausforderungen! Der Verlust an effektiven Wirkstoffen, die zunehmenden Schaderregerresistenzen gegen Pflanzenschutzmittel, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung neuer Schadorganismen, sowie die Ansprüche von Politik und Gesellschaft an eine umweltverträglichere Produktion stellen neue Aufgaben an die Landwirtschaft. Der bisherige "einfache" Lösungsansatz in der landwirtschaftlichen Praxis, mit dem vorrangigen Einsatz verfügbarer Pflanzenschutzmittel (PSM), phytosanitäre Probleme einfach und vermeintlich kostengünstig zu lösen, wird deutlich komplizierter. Hierbei war die Anwendungspraxis häufig durch ein nicht unerhebliches Versicherungsdenken in der Einsatzintensität geprägt. Angesichts der neuen Herausforderungen und gesellschaftlichen Anforderungen gewinnt die Erforschung systemorientierter Pflanzenschutzstrategien im konventionellen und ökologischen Landbau zunehmend an Bedeutung. Diese Ansätze berücksichtigen die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Schadorganismen und Umweltfaktoren, um langfristig effektive und umweltschonende Maßnahmen zu entwickeln.
Orientiert am Leitbild des Integrierten Pflanzenschutz sollen ganzheitliche und ressourcenschonende Pflanzenschutzstrategien entwickelt werden, die die Gesundheit der Pflanzen, die Biodiversität und die Resilienz und Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe fördern.
Koordination: Dr. Barbara Eder
Auf landwirtschaftlichen Betrieben bzw. in der Agrarlandschaft soll die Biodiversität gefördert und erhalten werden. Seit dem Volksbegehren 2019 ist dies im bayerischen Naturschutzgesetz verankert sowie in der Agrarförderung und Beratung verstärkt worden. Die Implementierung innovativer und integrierter Maßnahmen in die betrieblichen Abläufe und Produktionsverfahren und der Nachweis der Wirksamkeit brauchen wissenschaftliche Unterstützung. Für eine erfolgreiche Umsetzung wird gebraucht:
- Partizipation (Einbindung von Beratung, Erzeugung, Akteure der Wertschöpfungsketten)
- schneller zielgerichteter Wissenstransfer
- innovative Ansätze
- agrarsoziologische Begleitung
- Beratung
- Ausbildung in den Grünen Berufen (z.B. Landwirtschaft, Gartenbau, Fischerei, Pferdewirt)
- Fort- und Weiterbildung (Landwirtschaftsverwaltung, Verbundberatung)
Über interaktive bzw. transdisziplinäre Ansätze werden innovative Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft entwickelt und auf Praxistauglichkeit und Wirksamkeit geprüft. Die Ergebnisse fließen in einen handlungsfördernden Wissenstransfer, in die Beratung, in Aus- und Fortbildung sowie in entsprechende Planungs- und Honorierungstools ein.
Koordination: Dr. Robert Schätzl
In der Ernährung der Bevölkerung verlieren tierische Produkte an Bedeutung. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Produkten auf pflanzlicher Basis, die bisher nur eine untergeordnete Bedeutung hatten (z. B. Tofu, Tempeh, Drinks und Desserts aus Sojabohnen, Lupinen und Hafer, Seitan). In dieser Entwicklung liegen Chancen, unter anderem für die Wertschöpfung aus dem Pflanzenbau, die es zu nutzen gilt.
Ziele
- Bereitstellung von Informationen: Qualitätseigenschaften von Sorten zur Verarbeitung zu innovativen Lebensmitteln, Anbautechnik (ökologisch und konventionell) bei bisher wenig verbreiteten Pflanzenarten / für bisher wenig verbreiteten Verwertungsrichtungen, Wert in der Ernährung
- Züchtung auf Qualitätseigenschaften, die bei der Verwendung für Lebensmittel wichtig sind (Sojabohne, Weiße Lupine, evtl. weitere)
- Ermittlung der Anforderungen an pflanzliche Rohstoffe für Akteure entlang der Wertschöpfungskette
- Gesamtbetriebliche Betrachtung einschließlich der Verwertung der Nebenströme.
Koordination: Dr. Stefanie Ammer & Julius Tischer
Bayern ist geprägt durch eine vielfältige Agrarlandschaft, in der das Grünland eine zentrale Rolle spielt. Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Dauergrünland. Dieses Dauergrünland kann intensiv oder extensiv genutzt werden. Die herausragende Bedeutung von Grünland zeigt sich in seiner Multifunktionalität. Um die Ökosystemleistungen zu optimieren, die gesellschaftlichen Anforderungen zu adressieren und gleichzeitig die Futtergrundlage des Grünlands verstärkt für Wiederkäuer zu nutzen, sollte die Grünlandwirtschaft effizient und ressourcenschonend ausgerichtet sein.
Die Nutzung von Grünland in Bayern steht vor mehreren Herausforderungen. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Klimawandel und die veränderten Anforderungen der Märkte und der Gesellschaft stellen traditionelle Wirtschaftsweisen zunehmend unter Druck. Gleichzeitig wachsen die Erwartungen an nachhaltige Produktionsmethoden und die Sicherstellung regionaler Wertschöpfungsketten. Die Heterogenität der Standortbedingungen in Bayern bedingt regional angepasste Nutzungssysteme. Die Akzeptanz und Umsetzung auf dem landwirtschaftlichen Betrieb erfordert praxisnahe und ökonomisch attraktive Nutzungskonzepte.
Ziele (Entwurf)
- Das standortabhängige quantitative und qualitative Nutzungspotential ausschöpfen und entsprechend angepasste Fütterungsstrategien aller Wiederkäuer fördern.
- Die Biodiversität durch Bewirtschaftungsmaßnahmen und die ökologische Stabilität der Weideflächen stärken.
- Grünlandbasierte Produktionssysteme entwickeln, die robuste und klimaresiliente Produktionsketten sicherstellen.
- Regionaler Produktions- und Vermarktungsstrukturen für Milch und Fleisch aus Grünland durch Forschung stärken.
- Die sozioökonomischen Auswirkungen von Änderungen in der Grünlandbewirtschaftung erforschen.
- Praxisnahe, standortangepasste Nutzungskonzepten entwickeln, die ökonomisch mit herkömmlichen Wirtschaftsweisen konkurrieren können.