Waldbaden – ein Angebot für Seele und Körper

Eine Frau sitzt zwischen großen natürlichen Steinen in einem lichtdurchfluteten Wald.

Foto: erlebe.bayern – Peter von Felbert

Dass gerade Urlaubsgäste auf Bauernhöfen Ruhe, Entspannung und Entschleunigung suchen, kann man aus verschiedenen Befragungen erkennen. Folgt man den Erkenntnissen zum "Resonanztourismus", so möchten die Urlaubsgäste der Zukunft nicht mehr von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten wandern, sie möchten eintauchen in die Region, innerlich “berührt“ werden – vom Urlaubsort, von der Natur, von den Menschen.

Ferienhöfe bieten neben der Übernachtungsmöglichkeit bereits vielfältige Bauernhof- und Naturerlebnisse an, die sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen aus ihrem Alltag herausholen können.
In den letzten Jahren ist verstärkt das Thema Walderlebnis, Waldpädagogik und ganz speziell Waldbaden in den Vordergrund gerückt. 35 Prozent der Bodenfläche in Bayern sind mit Wäldern bedeckt. Ein Großteil der Ferienhöfe besitzt einen Wald. So ist es naheliegend, das Thema Waldbaden im Hinblick auf ein Erlebnisangebot für Feriengäste auf dem Bauernhof zu durchleuchten.

Was versteht man unter Waldbaden, und wie unterscheidet es sich vom herkömmlichen Aufenthalt in der Natur?

Laubbäume mit Herbstlaub spiegeln sich im Wasser.

Foto: erlebe.bayern – Peter von Felbert

Entstanden ist das Waldbaden ("Shinrin Yoku") in den 1980er Jahren in Japan, um für die gestressten, überforderten und überarbeiteten Menschen durch den Kontakt mit dem Wald bzw. der Natur Möglichkeiten der Entspannung und Regenerierung zu schaffen, zumal der Großteil der japanischen Bevölkerung in Großstädten lebt und keinen bzw. wenig Bezug oder Kontakt zur Natur hatte.
Mit dem Begriff “Waldbaden“ ist hier aber nicht nur ein Waldspaziergang gemeint. Es ist auch nicht zu vergleichen mit Wanderungen in der Natur oder in den Bergen, bei denen es um das Ziel, um die Leistung oder Ausdauer geht – möglichst große Strecken zurückzulegen, möglichst viel zu sehen und zu erleben. Es ist vielmehr das bewusste Wahrnehmen des Waldes, der Natur unter Einsatz aller Sinne – Schritt für Schritt – Moment für Moment.

Ein Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes

Waldbaden ist ein Verlangsamen – laut Experten sollte man sich für 300 bis 400 Meter drei Stunden Zeit nehmen. Ziel ist, die Gedanken auszuschalten, sich dem Moment hinzugeben, alles was in diesem Moment um einen ist, wahrzunehmen: die Luft, den Geruch, den Geschmack, das Fühlen des Mooses oder der Tannennadeln, das Vogelgezwitscher, das Rauschen der Bäume, das Summen der Hummel, die Farben des Schmetterlings.
All das beruhigt den Geist, lässt die tausend Gedanken zur Ruhe kommen. Und somit taucht man immer intensiver in die Atmosphäre des Waldes ein.
Durch verschiedene japanische Studien konnten Nachweise erbracht werden, dass ein regelmäßiger Aufenthalt im Wald und in der Natur eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Menschen hat. Intensives Waldbaden kann sich demnach positiv auf das zentrale Nervensystem, auf das Hormon- und Immunsystem auswirken. Die Erforschung therapeutischer Effekte in unseren Wäldern wird auch bei uns in Zukunft vermehrt Thema sein.

Wie kann man sich als Ferienhof für das Angebot Waldbaden qualifizieren?

Zwei Arme halten ein weißes Blatt Papier mit rechteckigem Loch als Rahmen vor sich.

Foto: erlebe.bayern – Peter von Felbert

Dass “Waldbaden“ mehr als ein Waldspaziergang ist, zeigen die Seminarinhalte verschiedener Fortbildungsangebote zu diesem Thema auf, in der vor allem die pädagogischen Inhalte eine große Rolle spielen. Wer seinen Gästen das Angebot “Waldbaden“ bieten will, sollte also auf jeden Fall vor allem eine fundierte Ausbildung dafür absolvieren. Bei verschiedenen Bildungseinrichtungen kann man sich als “Kursleiter, Kursleiterin Waldbaden“, “Waldbademeister, Waldbademeisterin“ oder als “Gsunder Woidguide“ ausbilden lassen.

Folgende Inhalte werden in Theorie und Praxis gelehrt:

  • Wirkungsweise des Waldes auf den Menschen
  • das richtige Verhalten im Wald/Naturschutz
  • Sicherheit
  • rechtliche Grundlagen
  • Marketing/Werbung
  • Methoden im Umgang mit Gruppen
Den Abschluss des Lehrgangs bildet meist eine Projektarbeit.
Je nach Kursangebot beträgt die Lehrgangsdauer in der Regel 5 bis 6 Tage, die Lehrgangskosten liegen zwischen 600 und 1000 Euro plus Reise- und Übernachtungskosten.
    Die Kurse werden in ganz Deutschland, oftmals auch in Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel Volkshochschulen durchgeführt, oftmals auch mit regionalen Besonderheiten und regionalen Bezeichnungen wie zum Beispiel:

    Ausbildung “Gsunder Woid Guide“ Externer Link

    Waldbaden interessant für das eigene Angebot?

    Vier Frauen sitzen zwischen großen natürlichen Steinen in einem mit Licht durchfluteten Wald

    Foto: erlebe.bayern – Peter von Felbert

    Durch die Erweiterung des Angebotsportfolios um das Erlebnis “Waldbaden“ können neue Zielgruppen angesprochen und dadurch Wettbewerbsvorteile und zusätzliche Einkommensmöglichkeiten ohne großen Investitionsaufwand geschaffen werden.
    In der Regel dauert ein Waldbaden-Programm zwei bis drei Stunden. Ist die eigene Arbeitskapazität bereits ausgeschöpft, gibt es die Möglichkeit, durch Kooperationen mit Kursleitern und Kursleiterinnen vor Ort, seinen Gästen das Angebot Waldbaden anzubieten.
    Ein geführtes “Waldbad“ zu erleben, hinterlässt bei den Urlaubsgästen einen bleibenden Eindruck. Dabei kann neben den positiven gesundheitlichen Auswirkungen den Teilnehmern und Teilnehmerinnen auch das achtsame Verhalten im Wald sowie das bewusste Wahrnehmen und die Wertschätzung der Natur vermittelt werden.

      Ansprechpartnerin
      Julia Saller
      Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Agrarökonomie
      Hans-Loher-Str. 32, 94099 Ruhstorf a.d.Rott
      Tel.: +49 8161 8640-5709
      E-Mail: Diversifizierung-IBA@LfL.bayern.de

      Bildnachweis:
      Kopfbild: www.bayern.by – Tobias Gerber