Tier- und Naturgestützte Angebote im Rahmen von Therapie, Pädagogik und sozialer Arbeit auf dem Bauernhof
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Tier- und naturgestützte Interventionen sind Ansätze, die die positiven Effekte von Tieren und Natur gezielt nutzen, um das Wohlbefinden und die Gesundheit von Menschen zu fördern. Diese Interventionen finden in verschiedenen Kontexten Anwendung, wie in der Pädagogik, Therapie und Prävention. Auf Bauernhöfen finden diese im natürlichen Umfeld statt und erweisen sich als besonders wirkungsvoll.
Tiergestützte Interventionen
Tiergestützte Interventionen (TGI) nutzen gezielt den Einfluss von Tieren, um emotionale und soziale Prozesse der Teilnehmer zu fördern. Durch die Interaktion mit Tieren werden individuelle Zugänge zu persönlichen Themen ermöglicht. Dies hat positive Veränderungen zur Folge. Wesentliche Aspekte dieser Interventionen sind eine fundierte Ausbildung der Fachkraft sowie der richtige Umgang mit den Tieren, deren Training und die Beachtung tierschutzrechtlicher Vorgaben. Damit wird eine respektvolle und sichere Interaktion zwischen Menschen und Tier gewährleistet. Es gibt unterschiedliche Formen der TGI: Tiergestützte Aktivität, Tiergestützte Pädagogik, Tiergestützte Therapie (Einteilung laut der Internationalen Dachorganisation für Organisationen im Bereich der Mensch-Tier-Interaktion – IAHAIO)
Naturgestützte Interventionen
Naturgestützte Interventionen setzen auf die heilende Wirkung der Natur, um Stress abzubauen, Resilienz zu fördern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern. Diese Art der Intervention gewinnt zunehmend an Bedeutung, da durch die fortschreitende Urbanisierung und Technologisierung der Bezug zur Natur immer mehr verloren geht.
Zielgruppen und Nutzen
Zielgruppen dieser Interventionen sind Personen mit und ohne Einschränkungen aller Altersgruppen. Sie bieten sowohl präventive als auch therapeutische Vorteile und fördern eine Vielzahl positiver Effekte, wie die Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung der physischen und psychischen Gesundheit. In herausfordernden Lebenssituationen, wie beispielsweise bei Trauerprozessen, können Tiere und die Natur eine unterstützende und heilende Rolle einnehmen.
Finanzierung
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Die Finanzierung von tier- und naturgestützten Angeboten in der Landwirtschaft gestaltet sich aufgrund der begrenzten Abrechnungsmöglichkeiten über Krankenkassen vielfach als Hürde. Daher kommen oft alternative Finanzierungsquellen zum Tragen. Spenden und Crowdfunding bieten eine wichtige Unterstützung, ebenso wie Kooperationen mit Vereinen und Institutionen. Möglichkeiten zur Zusammenarbeit bestehen zum Beispiel mit Kliniken oder anderen Sozialeinrichtungen aus der Region.
Auch die Kostenübernahme durch private Zusatzversicherungen oder private Krankenkassen kann eine Lösung sein, jedoch bleiben viele Angebote grundsätzlich Selbstzahlerleistungen.
In Ausnahmefällen übernehmen Krankenkassen oder Rehaträger die Kosten, beispielsweise für heilpädagogisches Reiten. Chancen bieten auch die Möglichkeit einer Kostenübernahme durch Jugendämter für spezifische Programme wie die ambulante Hilfe zur Erziehung oder intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung.
Sonstige Finanzierungsquellen sind Stiftungen und spezialisierte Verbände wie Aktion Mensch oder die ARD-Fernsehlotterie.
Voraussetzungen & Weiterbildungsmöglichkeiten
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Aus- und Weiterbildungen im Bereich Tier- und naturgestützte Angebote bieten für Landwirte wertvolle Chancen, sowohl ihr Wissen zu erweitern als auch die Fähigkeiten zur Zusammenarbeit mit Fachkräften wie Sozialarbeitern, Sonderpädagogen und Therapeuten zu entwickeln. Eine Ausbildung zur Fachkraft für tiergestützte Therapie vermittelt das nötige Fachwissen, um TGI in verschiedenen Kontexten anzuwenden.
Neben einer fachlichen Ausbildung ist auch die Fähigkeit gefragt, empathisch und verantwortungsvoll mit Klienten zu arbeiten. Die Auswahl der richtigen Tiere spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle – fast alle Tierarten sind für TGI geeignet, wenn das Einzeltier die passenden Eigenschaften mitbringt.
Wichtig ist zudem die Schaffung von Begegnungsräumen, in denen der Kontakt mit Tieren sicher und barrierefrei gestaltet wird, etwa durch die Anpassung von Stallungen.
Weiterbildungsmöglichkeiten bieten unter anderem der Bundesverband Tiergestützte Intervention e.V., die European Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT) sowie die International Society for Animal Assisted Therapy (ISAAT). Auch Zertifikate wie das Bayerische Waldpädagogik-Zertifikat oder Umweltpädagogische Zertifikate erweitern das Kompetenzprofil und ermöglichen eine fundierte Ausbildung in der naturgestützten Arbeit.
Beispiel aus der Praxis
Rechtliche Grundlagen
Tierschutzrechtliche Erlaubnis bei Besuchsangeboten mit Tieren
Betriebe, die Tiere in Angebote einbinden möchten, müssen unter bestimmten Voraussetzungen eine tierschutzrechtliche Erlaubnis gemäß § 11 Tierschutzgesetz (TierSchG) beantragen. Entscheidend ist dabei, wie und zu welchem Zweck die Tiere eingesetzt werden.
Keine Erlaubnis ist erforderlich, wenn:
- ausschließlich landwirtschaftlich genutzte Tierarten gehalten werden,
- diese Tiere unabhängig vom Besuchsangebot auf dem Hof leben,
- die Tiere in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und nicht gezielt vorgeführt werden.
Eine Erlaubnis nach § 11 TierSchG ist notwendig, wenn:
- Tiere gezielt für pädagogische Programme oder tiergestützte Angebote eingesetzt werden,
- der Kontakt mit den Tieren ein fester Bestandteil des Besuchsprogramms ist.
Beantragung und Voraussetzungen:
- Zuständig ist die Kreisverwaltungsbehörde (Landratsamt) – Bereich Veterinärwesen,
- ein Sachkundenachweis für die eingesetzten Tierarten ist vorzulegen (meist in Form eines Fragenkatalogs),
- die Entscheidung über die Erlaubniserteilung liegt im Ermessen des jeweiligen Veterinäramts.
Es empfiehlt sich, frühzeitig Kontakt mit der zuständigen Behörde aufzunehmen, um die Anforderungen und den Ablauf der Beantragung abzuklären.
§ 11 Tierschutzgesetz
Haftungsrechtliche Grundsätze
Weiterführende Informationen
Literatur, Weiterbildungen und Beratung zur Tiergestützten Intervention bei Andrea Göhring und Stiftung Bündnis Mensch und Tier
Bildnachweis
Kopfbild, Foto: Birgit Freudenstein