Wie wirtschaftlich sind Kleegras und Luzerne?
Rohprotein aus Kleegras und Luzerne – beim Feldfutterbau ökonomisch unschlagbar

Blühende Luzerne

Foto: Jörg Reisenweber

Kleegras und Luzerne sind Spitzenreiter bei der kostengünstigen Erzeugung von Rohprotein im Feldfutterbau. Das macht sie zu einem attraktiven Eiweißfuttermittel, das im eigenen Betrieb erzeugt werden und Zukaufsfutter zumindest teilweise ersetzen kann.

Der Anbau ist daher vor allem für Tierhalter interessant. Je knapper der betriebseigene Wirtschaftsdünger ist, umso mehr kann durch den Leguminosenanbau teurer Mineraldünger eingespart werden. Im Ökolandbau sind die kleinkörnigen Leguminosen unverzichtbar, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Damit ist ihr Anbau in diesem System nicht Konkurrenz, sondern Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau von Marktfrüchten.

KleeLuzPlus soll Anbau besonders fördern

Logo des Projekts Demonet-KleeLuzPlus
Klee und Luzerne gehören zu den Leguminosen. Sie können mit Hilfe von Knöllchenbakterien an ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft fixieren. Diese Besonderheit macht die Pflanzen in vielerlei Hinsicht interessant.
Kleegras und Luzerne werden für die Fütterung und in Biogasanlagen genutzt. Da sie auf Ackerfläche angebaut werden, stehen sie allerdings in Konkurrenz zu anderen Futterbaukulturen wie Silomais, Ackergras und Getreide-Ganzpflanzensilage oder auch zum Marktfruchtbau. Um ihren Anbau besonders zu fördern, wurde 2019 im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie das deutschlandweite Demonstrations-Netzwerk KleeLuzPlus aufgebaut.

Viele pflanzenbauliche und innerbetriebliche Vorteile

Für Grünland gibt es keine andere Verwertung als die Nutzung als Wiese und Weide, in der Regel zur anschließenden Verfütterung an Wiederkäuer. Ackerflächen können dagegen vielfältig genutzt werden. Wenn sie mit Kleegras oder Luzerne bebaut sind, muss unter Umständen auch eine Marktfrucht weichen.

Dennoch hat der Anbau von kleinkörnigen Leguminosen für den landwirtschaftlichen Betrieb viele Vorteile:

  • hochwertiges, eiweißreiches Futter
  • Bindung von Luftstickstoff und damit Einsparen von Mineraldünger
  • Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, gute Durchwurzelung
  • kaum Pflanzenschutzmittel
  • Auflockerung der Fruchtfolge
  • resilientes Anbausystem in Bezug auf den Klimawandel

Im Ökolandbau sind die kleinkörnigen Leguminosen unverzichtbar

Im Ökolandbau ist der Anbau von Kleegras eine wichtige Voraussetzung für die Produktion der nachfolgenden Kulturen und damit die Grundlage, dass dieses Bewirtschaftungssystem langjährig funktioniert.
Kleegras und Luzerne können auch gut in der Biogasanlage verwertet werden. Das Eiweiß reichert sich dabei im Gärrest an, so dass ein hochwertiger Wirtschaftsdünger entsteht, der auch als N-reicher Kopfdünger eingesetzt werden kann.
In Bayern wird überwiegend Kleegras angebaut, welches eine gleichmäßige, ausreichende Wasserversorgung benötigt, um hohe Erträge zu bringen. Die Luzerne braucht zwar auch relativ viel Wasser, kann aber durch ihr tiefreichendes Wurzelsystem Wasservorräte des Bodens besser nutzen. Damit kann sie Trockenheit sehr gut überstehen und ist daher für Standorte in niederschlagsärmeren Gebieten besonders passend. Luzerne ist auch für die Trocknung zur Herstellung von Cobs sehr gut geeignet.

Geringere Masseerträge, aber höhere Eiweißerträge als Silomais

Die Erträge sind maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit der Verfahren. Im Ansaatjahr von Kleegras und Luzerne kann je nach Aussaatzeitpunkt kein oder nur ein niedrigerer Ertrag als in den Folgejahren erzielt werden. In Tabelle 1 sind die Erträge im ersten Folgejahr nach der Ansaat zusammengestellt. In den weiteren Jahren sinken die Erträge wieder, so dass sich die optimale Nutzungsdauer bei den kleinkörnigen Leguminosen auf 2-3 Jahre beschränkt.
Da es sich bei Kleegras und Luzerne wie auch im Grünland nicht um Verkaufsfrüchte handelt, werden die Erntemengen in den landwirtschaftlichen Betrieben in der Regel nicht gewogen, so dass genaue Durchschnittserträge nicht vorliegen. Die Ertragswerte für die folgenden Berechnungen basieren daher auf Angaben des Instituts für Agrarökologie der LfL für einen günstigen Standort in Bayern.
Tabelle 1: Erträge verschiedener Futterpflanzen 1)
ErträgeEinheitKleegrassilage öko und konv.Luzernesilage öko und konv.Grassilage konv.Öko-Grassilage2)SilomaisÖko-Silomais
Trockenmasseertrag dt TM/ha98938573164139
EnergiekonzentrationMJ NEL/kg TM5,75,26,06,06,696,69
Eiweißkonzentrationg XP/ kg TM1801751741748282
EnergieertragMJ NEL/ ha 3)55.90048.40051.00043.800109.70093.000
Eiweißertragdt XP/ha 3)181615131311
1) im ersten Folgejahr nach Ansaat, Blanksat im Herbst, günstiger Standort in Bayern, 35% Trockenmassegehalt
2) Düngung unter Bedarf
3) gerundet

Je mehr Leguminosen, desto weniger Düngebedarf

Generell gilt: Je höher der Leguminosenanteil ist, umso besser ist die N- Fixierung und umso geringer der Düngebedarf. Der Masseertrag nimmt aber bei zunehmendem Leguminosenanteil ab. Im Vergleich zu einer intensiven Dauergrünland-Wiese lassen sich bei der Grünfuttererzeugung auf dem Acker leicht höhere Erträge erzielen, weil die Pflanzen nach der Neuansaat schnell in ihre Hochertragsphase kommen und sich die besonders ertragreichen Sorten über die kürzere Nutzungsdauer nicht herausselektieren.
Für die Erträge im Ökolandbau wurde bei Kleegrassilage und Luzernesilage in Tabelle 1 kein Abschlag vorgenommen. Da sie einen hohen Leguminosenanteil haben und sich nicht im Höchstertragsniveau befinden, ist davon auszugehen, dass die N- Fixierung aus der Luft und ggf. etwas Wirtschaftsdünger ausreicht und der Stickstoff damit im Gegensatz zu den anderen Verfahren des Ökolandbaus kein ertragsbegrenzender Faktor ist. Beim Grünland mit unterbilanzierter Düngung und insbesondere bei der Silomaisproduktion ist der Ertrag im Ökolandbau geringer.
Im Vergleich der Produktionsverfahren wird deutlich, dass der Anbau von Kleegras und Luzerne hohe Erträge liefert, die im ersten Folgejahr über dem intensiv genutzten Grünland liegen. Hinsichtlich Trockenmasseertrag und Energiekonzentration ist der Silomais nach wie vor weit überlegen. Die Eiweißkonzentration ist bei Kleegras und Luzerne mehr als doppelt so hoch wie beim Silomais und auch der gesamte Eiweißertrag in dt Rohprotein pro Hektar übertrifft den Silomais deutlich.

Große Bandbreite der deutschlandweiten Ertragsergebnisse aus KleeLuzPlus

Das Projekt KleeLuzPlus ist ein Demonstrationsnetzwerk, an dem 72 Betriebe mitwirken. Diese sind über ganz Deutschland verteilt und stehen in Austausch zu ihren Anbauergebnissen. In den untenstehenden Abbildungen sind Ergebnisse aus KleeLuzPlus aus dem Nutzungsjahr 2022 dargestellt. Dabei wurden die Erträge von verschiedenen Schlägen auf unterschiedlichen Standorten in ganz Deutschland ermittelt. Auch die Verwertungsform ist unterschiedlich. Dies begründet die relativ große Bandbreite der Ergebnisse. Sowohl beim Kleegras als auch bei Luzerne und Luzerne-Kleegras-Gemisch unterscheiden sich die Erträge deutlich, und zwar hinsichtlich Masse- und Rohproteinertrag.
Die in den KleeLuzPlus-Betrieben ermittelten Erträge für Kleegras, Luzerne und Luzerne-Kleegras im Anbaujahr 2022 streuten stark und waren im Durchschnitt niedriger als die langjährigen Werte auf den günstigen Standorten in Bayern (Abbildungen 1).
Grundlegende Informationen zum Demonstrationsnetzwerk sowie Hinweise zu Anbau, Nutzung und Ökosystemleistungen von Klee und Luzerne sind auf der Internetseite des Projektes zu finden:

Abbildungen 1: Trockenmasse- und Rohproteinertrag von Kleegras, Luzerne und Luzerne-Kleegras in Projektbetrieben Im Nutzungsjahr 2022 (Boxplot mit Median, 50 Prozent-Quantile, Minimum und Maximum, Datengrundlage: Kleegras konventionell, 10 Schläge, Luzerne konventionell, 15 Schläge, Luzerne-Kleegras öko, 8 Schläge, Ansaatjahre 2017-2021)
Die Streuung der Erträge für Kleegras aus dem Projekt KleeLuzPlus

Ertrag Kleegras

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Die Streuung der Erträge für Luzernegras aus dem Projekt KleeLuzPlus

Ertrag Luzernegras

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Die Streuung der Rohproteinerträge für Kleegras aus dem Projekt KleeLuzPlus

Rohproteinertrag Kleegras

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Die Streuung der Rohproteinerträge für Luzerne aus dem Projekt KleeLuzPlus

Rohproteinertrag Luzerne

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Die Streuung der Rohproteinerträge für Luzernegras aus dem Projekt KleeLuzPlus

Rohproteinertrag Luzernegras

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Variable Kosten je Kilogramm Rohprotein bei Kleegras und Luzerne deutlich niedriger

Um die Wirtschaftlichkeit insgesamt beurteilen zu können, müssen bei mehrjährigen Kulturen die Durchschnittserträge über die gesamte Nutzungsdauer angesetzt werden. Den Leistungen des Klee- und Luzerneanbaus muss dann noch die Kostenseite gegenübergestellt werden. Im Folgenden werden dazu die Deckungsbeiträge von Kleegras und Luzerne für die Silagenutzung im Vergleich zur Grassilage und Silomais kalkuliert. Da aufgrund der in der Regel innerbetrieblichen Verwendung keine Marktleistung erzielt wird, sind die Deckungsbeiträge in Futterbauverfahren negativ. Sie entsprechen der Summe der variablen Kosten.
Tabelle 2: Wirtschaftlichkeit von Futterbauverfahren im Vergleich 1)
KennzahlenEinheitKleegrassilageLuzernesilageGrassilage, 4 SchnitteSilomais
Trockenmasseertrag2)dt TM/ha868985,4164
EnergiekonzentrationMJ NEL/kg TM5,75,25,966,69
Eiweißkonzentrationg XP/kg TM18017517482
EnergieertragMJ NEL/ha48.84845.83550.898109.850
Eiweißertragkg XP/ha1.5481.5581.4861.346
Variable Kosten
Saatgutkosten€/ha829233246
Dünger€/ha9807311.3031.176
Pflanzenschutz€/ha009135
Silounterhalt€/ha30323053
Variable Maschinenkosten - Ernte€/ha284258270240
Variable Maschinenkosten - Transport€/ha175187174254
Variable Maschinenkosten- Sonstige€/ha1228948159
Hagelversicherung€/ha00026
Summe variable Kosten€/ha1.6731.3891.8652.287
Variable Kosten je Energieeinheitct/10 MJ NEL34303721
Variable Kosten je kg Rohprotein€/kg XP1,080,891,261,70
Deckungsbeitrag€/ha-1.673-1.389-1.865-2.287
1) inkl. 9,0 % MwSt., Schlaggröße 5 ha, günstige Standorte, Betriebsmittelpreise aus 2023, Berechnung mit LfL- Deckungsbeitragsrechner, Stickstofflieferung nach Leitfaden für die Düngung von Acker- und Grünland der LfL und eigenen Berechnungen
2) bei 35% TM

Der größte Kostenblock ist der Dünger

Die Düngerkosten sind der größte Kostenblock innerhalb der variablen Kosten. Dabei wurde die Nährstoffabfuhr ermittelt und die N-Fixierungsleistung der Leguminosen gegengerechnet. Der Saldo des Nährstoffbedarfs wurde dann mit den Reinnährstoffkosten zu Düngerpreisen aus dem Jahr 2023 bewertet. Die N-Fixierungsleistung von Kleegras ist mit 1,65 kg/dt TM angesetzt. Auf ökologisch bewirtschaften Flächen ist sie jedoch höher. Sie hängt außerdem vom Kleeanteil am Gesamtbestand ab. Je mehr Leguminosen im Pflanzenbestand sind, umso höher ist die N-Fixierungsleistung. Dies zeigt sich bei der Luzerne, die in obigem Beispiel in Reinkultur angebaut wurde. Hier können bei intensiver Wirtschaftsweise 3,25 kg/dt TM erreicht werden, was selbstverständlich auch bei Klee in Reinkultur in ähnlichem Umfang möglich ist. Für Leguminosen in Reinkultur ist kein Düngerbedarf für Stickstoff vorhanden, Nährstoffbedarf ergibt sich bei ihnen nur für Phosphat und Kali.

Produktionskosten bei Luzerne und Kleegras geringer

Beim Vergleich der Deckungsbeiträge liegt die Luzerne vorne, gefolgt vom Kleegras. Diese Verfahren weisen deutlich niedrigere Produktionskosten pro ha auf. Aufgrund seines hohen Energieertrages hat der Silomais mit 21 ct/10 MJ NEL allerdings die niedrigsten Kosten je Energieeinheit. Dies gilt jedoch nicht für die Kosten je kg Rohprotein. Hier sind die kleinkörnigen Leguminosen vorne, insbesondere wenn sie in Reinsaat angebaut werden wie die Luzerne im obigen Beispiel. Lässt man den entgangenen Nutzen unberücksichtigt, der ggf. durch die Verdrängung eines Hektar Markfruchtbau entsteht, sind die kleinkörnigen Leguminosen dabei auch kostengünstiger zu produzieren als die Grassilage vom Grünland.

Wirtschaftlichkeit abhängig von Betriebsverhältnissen - bei Nährstoffknappheit und Klimawandel nimmt Anbau zu

Kleegras und Luzerne liefern hohe Masseerträge, die über denen des Dauergrünlands liegen, allerdings vom Silomais deutlich übertroffen werden. Hinsichtlich der Eiweißerträge sind sie jedoch die Spitzenreiter im Feldfutterbau.
Sie haben zudem einen niedrigeren Düngebedarf im Vergleich zu anderen Futterbauverfahren. Dies wirkt sich insbesondere bei hohen Düngerpreisen wirtschaftlich positiv aus. Der Kostenvorteil beim Dünger kann im Vergleich zu Grassilage und Silomais bis zu 400-600 € pro Hektar betragen, sofern kein betriebseigener Wirtschaftsdünger vorhanden ist.
Aus wirtschaftlicher Sicht sind Kleegras und die Luzerne attraktive Eiweißfuttermittel, die im eigenen Betrieb erzeugt werden und Zukaufsfutter zumindest teilweise ersetzen können. In Zeiten von Nährstoffknappheit und Klimawandel bekommt der Anbau von Kleegras und Luzerne eine größere Bedeutung, die auch hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit mehr und mehr zum Tragen kommen wird. Das Demonstrationsnetzwerk KleeLuzPlus leistet hierzu einen wertvollen Beitrag, indem es diese Entwicklung deutschlandweit fördert.

Einzelbetriebliche Kalkulationen
Die vorliegenden Berechnungen wurden mit dem Internetdeckungsbeitragsrechner der LfL für günstige Standortverhältnisse in Bayern durchgeführt. Wer für seine Standortverhältnisse und sein Ertragsniveau betriebsindividuell kalkulieren möchte, kann das mit der kostenlosen Internetanwendung „LfL Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten“.

Ansprechpartner
Gerlinde Toews-Mayr und Mohamad Allaf
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Straße 54
80638 München
Tel.: 08161 8640-1471
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

Foto Gerlinde Toews-Mayr

Gerlinde Toews-Mayr

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Mohamad Allaf