Tag der offenen Tür 2015: Regenerative Energien

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Am Tag der offenen Tür 2015 standen unter anderen die Regenerativen Energien im Fokus. Hören und lesen Sie dazu mehr.

Interview zum Thema Regenerative Energien

Gespräch mit Ulrich Keymer, Koordinator des Arbeitsschwerpunktes Regenerative Energien an der LfL.

Was genau versteht man unter Regenerativen Energien und warum ist dieses Thema so wichtig?

Antwort als Text
Regenerative Energien, auch erneuerbare Energien genannt, bezeichnet man Energieträger, die im Gegensatz zu fossilen und fissilen (spaltbar) Energieträgern, nach menschlichem Ermessen unendlich zur Verfügung stehen oder sich verhältnismäßig schnell regenerieren lassen. Dazu zählen die Bioenergie, Erdrwärme, Wind- und Wasserkraft, Meeres- und Sonnenenergie.
Erneuerbare Energien gelten neben höherer Energieeffizienz als wichtigste Säule zu einer nachhaltigen Energiepolitik und sie sind für die Energiewende eine ganz entscheidende Größe.
Gerade deshalb muss sich die Landwirtschaft damit beschäftigen. Vor allem die biogenen Energieträger tangieren die Landwirtschaft in ganz besonderem Maße. Sie ist betroffen über Flächenbereitstellung.

Wie funktioniert eine Biogasanlage und wie entsteht hier Energie?

Antwort als Text
Biogas ist ein Gasgemisch und besteht im Wesentlichen aus dem brennbaren Methan und inertem Co2. Dieses Biogas entsteht bei der Zersetzung von organischen Stoffen unter Luftabschluss in wässriger Lösung. Dieser anaerobe Abbau ist eigentlich ein ganz natürlicher Fäulnisprozess, den wir in der Biogasterminologie als Vergärung bezeichnen. Solche Fäulnisprozesse treten in der Natur sehr häufig auf: zum Beispiel im Schlamm der Meere, in Flüssen und Seen; ebenso in Sümpfen und Mooren, in Mülldeponien, Misthaufen, Gülle und Klärgruben; auch beim Anbau von Mais in starkem Umfang.
In Biogasanlagen machen wir uns diesen natürlichen Fäulnisprozess zu Nutze und versuchen die verschiedenen Mikroorganismen, die den komplizierten Ab- und Umbau der organischen Substanz übernehmen, möglichst optimale Lebensbedingungen zu bieten. Die Haltungsbedingungen dabei müssen natürlich stimmen, sonst können sie keine Leistung bringen.
Ein Biogasanlage besteht im einfachsten Fall aus zwei Töpfen: einen gasdichten Behälter, das ist der Fermenter, in dem die Mikroorganismen leben und hoffentlich möglichst viel Gas erzeugen. Das können Sie aber nur, wenn es dunkel ist und kein Sauerstoff in den Behälter kommt. Es muss sich um ein flüssiges Medium handeln, damit sich die Mikroorganismen wohlfühlen und vermehren können. Und er muss ausreichend warm sein; auch im Winter, weswegen wir eine Heizung benötigen. Zusätzlich muss ständig Futter vorbeischwimmen, denn die kleinen Lebenwesen können ganz schlecht zu Fuß gehen. Und das erzeugte Gas muss austreten können.
Der zweite Behälter ist ein Lagerbehälter für den Gärrest für das ausgefallene Substrat, das auch ein wertvoller organischer Dünger ist.
Zusätzlich brauchen wir bei einer Biogasanlage eine Eintragsvorrichtung für flüssige oder feste Substrate zur Fütterung der Mikroorganismen. Aber es darf auch nicht zu viel auf einmal sein, sonst verschlucken sich die kleinen Lebewesen. Man muss also mehrfach füttern.
Wir brauchen weiterhin einen Gasspeicher, um das erzeugte Gas zwischen zu lagern. Und wir brauchen ein Blockheizkraftwerk, um das Biogas zu verstromen. Ein Blockheizkraftwerk wiederum besteht aus einem Gasmotor, einem Generator, Wärmetauschern. Der Gasmotor verbrennt das Biogas und treibt den Generator an, der Strom erzeugt. Die Wärmetauscher entziehen dem Kühlwasser die Wärme, die bei der Verbrennung entsteht. Diese Wärme kann ihrerseits wieder zu Heizzwecken genutzt werden.

Am Tag der offenen Tür gibt es eine Eiswasserkühlung zu besichtigen. Eis für Kühe? Oder können Sie uns das genauer erläutern?

Antwort als Text
Eine schnelle und effiziente Milchkühlung ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Milchqualität. Hier in Grub wird die Milch in einem dreistufigen System gekühlt: zuerst mit Brunnenwasser, Stufe 1, anschließend mit Eiswasser, Stufe 2, über einen Plattenkühler auf Lagertemperatur heruntergebracht, Stufe 3. Das Besondere ist die Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Während die Sonne scheint, gibt diese Anlage Strom für die Kühlung und es wird Eiswasser produziert. Scheint keine Sonne, wird direkt gekühlt, Stufe 3.
Diese Kombination hat eigentlich zum Ziel: Erstens mehr Erfahrungen über die Eigenverbrauchsmöglichkeiten von Strom aus Photovoltaikanlagen zu bekommen. Und sie kann Lastspitzen verschieben. Das heißt, dass Strom nicht unbedingt in den Zeitpunkt des Verbrauchs auch produziert werden muss, sondern auch tagsüber, wenn die Sonne scheint und Eiswasser erzeugt, das zu einem späteren Zeitpunkt zur Kühlung verwendet werden kann. Das ganze System geht noch sehr viel weiter: Wärmegewinnung, Spülung der Milchtanks und Melkanlage. Natürlich haben wir hier zukünftig noch vor, dass wir, falls wir die Photovoltaikanlage nicht nutzen können, die Abwärme der Biogasanlage zur Warmwasserbereitung heranziehen.

Themen am Tag der offenen Tür

Eiswasserkühlung: Kalte Milch mit Sonnenenergie

Grub Solarzellen Milchviehstall
Nutzung von Solarenergie zur Milchkühlung
Mit dem Einsatz von Stromspeichern kann die Verwendung eigen erzeugter regenerativer Energie erhöht werden. Die Eiswasserproduktion ist eine Möglichkeit Solarstrom zu speichern und bedarfsgerecht zu nutzen.
Die Energieerzeugung der Photovoltaikanlage (44 kWp) und der Energieverbrauch der Milchkühlung werden an der Versuchsstation Grub erhoben und ausgewertet. Mit exakten und zeitlich aufgelösten Messwerten (¼ h - Messintervalle) können neben absoluten Verbrauchswerten auch Last- und Leistungsprofile erstellt, sowie Spitzenlastzeiten erkannt werden. Daraus können energetische Optimierungsmöglichkeiten entwickelt und Empfehlungen für die Praxis erstellt werden.
Gebäude mit elektrischen Kästen an der Wand

Wechselrichter und PV-Module mit unterschiedlicher Zelltechnologie

Rohre in einer Art Tauchbecken

Blick ins Innere des Eiswasserspeichers

Gerätschaft

Vorkühler

Die neue Biogasanlage in Grub unter die Lupe genommen

Biogasanlage in Bau
Seit Mitte 2014 ist am Versuchszentrum Grub eine Forschungsbiogasanlage im Praxismaßstab in Betrieb. Dort wird überwiegend die im Betrieb anfallende Rindergülle und Festmist vergoren, um daraus Strom und Wärme zu gewinnen. Wärme und Strom werden in den Gebäuden vor Ort verwertet. Um in Zukunft auch dem am Standort fluktuierenden Stromverbrauch gerecht zu werden, soll demnächst ein zusätzliches Spitzenlast-BHKW installiert werden. Im flexiblen Betrieb kann dann Strom aus Biogas nach Bedarf erzeugt werden.
Düngung mit Biogasgärresten – Auswirkungen auf Bodentiere?
Versteckt unter der Oberfläche verrichten im Boden unzählige Organismen ihr Werk und sorgen für fruchtbare Böden. Vor allem die kleinen, oft unauffälligen Tierarten erreichen hier eine überraschend große Vielfalt, die den Abbau von Ernteresten beschleunigen. Allseits bekannte und wichtige Bewohner des Bodens sind die Regenwürmer. Ihre eindrücklichen Leistungen, z.B. zur Einmischung von organischer Substanz in den Boden und zur Bildung von Makroporen zeigen mit Boden befüllte Terrarien.
Oft gestellte Fragen zur Wirkung der Düngung mit Biogasgärresten auf Bodentiere wurden Besuchern anhand von Ergebnissen fünfjähriger Feldversuche beantwortet. Beispielsweise welche Regenwurmbestandsdichte mit Gärresten gedüngte Äcker im Vergleich zu mineralisch oder mit Rindergülle gedüngten erreichen.

Alternativen zu Mais als Rohstoff für Biogas

Menschen stehen auf einem Feld
Der Anbau des ertragsstarken Silomais zur Energiegewinnung bietet eine effiziente Flächennutzung. Daneben können aber auch eine Vielzahl von weiteren etablierten Kulturen und neuen Energiepflanzen als Rohstoff genutzt werden. Vielseitig und nachhaltig bereichern sie die Substratproduktion mit ökologischen Vorteilen und tragen mit positiven Effekten auf die Bodenfruchtbarkeit langfristige zur Ertragssicherheit bei.
Der Tag der offenen Tür bietet Informationen rund um die Vielfalt der pflanzlichen Rohstoffe, unter anderem bietet ein Memory die Möglichkeit die Kulturen spielerisch kennen zu lernen.

Pflanzenbau Biogas