Die Ära Milchquotenregelung ist zu Ende - Rückschau auf ein tiefgreifendes agrarpolitisches Instrument

Milch wird vor blauem Hintergrund gegeossen

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Mit Wirkung vom 1. April 1984 wurde vor 31 Jahren in der Europäischen Union die Milchkontingentierung in allen zehn Mitgliedstaaten eingeführt. Ziele waren die Anpassung der Erzeugung an den Verbrauch sowie die Sicherstellung eines ausreichenden Einkommens für die Erzeuger. Die Initiative zur Kontingentierung der Milcherzeugung ging vom damaligen Bundesagrarminister Kiechle aus, der die kleinen Strukturen Süddeutschlands fest im Blick hatte.
Zu Beginn des Regelungszeitraums war die Milchquote an die Fläche gebunden. Dies wurde in vielen Fällen als ungerecht empfunden und führte zu Unzufriedenheit. Auch die eingeführten Härtefalltatbestände konnten dieses Problem letztlich nicht zufriedenstellend lösen. Hohe Preise für den Bezug von Milchquotenmengen wurden zunächst durch eine Flexibilisierung der Quotenübertragung eingedämmt. Die Milchquotenregelung hat einen erheblichen Beitrag zur Markt- und Einkommensstabilisierung in einem Zeitraum geleistet, in dem die notwendigen Absatzmöglichkeiten auf den heute globalisierten Märkten nicht oder nur eingeschränkt vorhanden waren. Allerdings waren damit die Anreize zur betrieblichen Entwicklung in der Milcherzeugung eingeschränkt.
Der freizügige EU-Binnenmarkt und die zunehmende Globalisierung der weltweiten Märkte, verbunden mit dem Rückzug des Staates aus aktiven Markteingriffen, führten letztlich zur Aufgabe der Milchquotenregelung. Dabei hat sich auch die Auffassung durchgesetzt, dass die europäischen und deutschen Milcherzeuger auf den liberalen Märkten bestehen können.

Themen

Sind Bayerns Molkereien schon gerüstet für die Zeit nach der Quote?

Johann Krautenbacher, Bergader Privatkäserei, Waging am See
Der Referent Johann Krautenbacher musste seine Teilnahme kurzfristig absagen. Sein Referat lag den Veranstaltungsteilnehmern in Schriftform vor. Nach seinen Erkenntnissen wird das Milchaufkommen im Einzugsgebiet seiner Molkerei nach Ende der Quotenregelung insgesamt weiter steigen, in manchen Gebieten aber sogar zurückgehen. Seine Molkerei habe in den letzten Jahren auf diese Entwicklung hin viel investiert uns sieht sich im Hinblick auf die quotenlose Zeit auf jeden Fall gerüstet.

Vortrag von Johann Krautenbacher pdf 4,1 MB

Sind Bayerns Molkereien schon gerüstet für die Zeit nach der Quote?

Ludwig Huber, LfL, Leiter Arbeitsbereich Milch-und Molkereiwirtschaft
Ludwig Huber gab in seinem Referat zu bedenken, dass es neben der bisherigen Mengenregulierung eine ganze Reihe weiterer Einflüsse auf den Welt-Milchmarkt gibt: Wettereinflüsse, Zölle, Erstattungen, Wechselkurse, Produktionsauflagen, politische Entscheidungen u.v.m. Die Chancen für die bayerische Milcherzeugung liegen vor allem in der Milchqualität, in der Kompetenz der Molkereien, der Vielfalt der Produkte, den ausgeglichenen Witterungsverhältnissen und der fachlichen Qualifikation der Milchviehhalter.

Vortrag von Ludwig Huber pdf 2,5 MB

Wie die Milchquotenregelung damals auf den Weg gebracht wurde

Dir. i.R. Helmut Kutter, ehemaliger Milchreferent des Bayerischen Bauernverbandes
Als „Zeitzeuge“ und Weggefährte des damaligen Bundeslandwirtschaftsministers Ignaz Kiechle beleuchtete Dir. i.R. Helmut Kutter, damaliger Milchreferent des BBV, den Weg von der Erzeugungsschlacht über die Überschussverwertung hin zur Mengenregulierung. Für Minister Kiechle stand nach seinen Worten neben der Einkommensverbesserung der Milcherzeuger eine sozialverträgliche Gestaltung des Strukturwandels an vorderster Stelle. Viele Details der Quotenregelung, die sich später als unbefriedigend herausstellten, konnten damals nicht geahnt werden.

Anpassungen und Neuregelungen ohne Ende - Der Weg der Quote von 1984 bis 2015

Theo Höller, ehemaliger Milchquotenreferent des BMEL
Theo Höller, 30 Jahre lang Milchquotenreferent im Bundeslandwirtschaftsministerium, berichtete von den Hintergründen für die nie enden wollenden Änderungen und Anpassungen der Milchquotenregung. Die ursprüngliche Festsetzung der einzelbetrieblichen Quote, die verschiedenen Härtefallregelungen, die SLOM-Regelung, die mehrmaligen Milchrentenaktionen, die verschiedenen Möglichkeiten der Übertragung von Quoten waren Inhalt seines Referates. Herr Höller erinnerte, dass die Quotenregelung ursprünglich nur bis zum Jahr 1989 begrenzt war.

Vortrag von Theo Höller pdf 174 KB

15 Jahre Milchbörse: Ergebnisse, Erfahrungen, Erlebnisse

Josef Dick, LfL, Leiter der Milchquotenübertragungsstelle Bayern
Herr Josef Dick, Leiter der Milchquotenübertragungsstelle Bayern und der Berechnungsstelle für den Übertragungsbereich Deutschland West, stellte die Funktion und eine ganze Reihe von Auswertungen aus den Daten des Milchbörsensystems dar. Das zentralisierte, anonymisierte Übertragungsverfahren hat nach seinen Aussagen bestens funktioniert, es war auch preisdämpfend und von den Börsenteilnehmern sehr akzeptiert. Aus den vorhandenen Börsendaten ließen sich sehr wertvolle Analysen und Zahlen ableiten. Die Übertragungsstelle Bayern hat beispielsweise 661 Millionen € von Quotennachfragern eingenommen und ebenso viel an Anbieter ausbezahlt.

Vortrag von Josef Dick pdf 1,4 MB