Strategie gegen Kartoffelkäfer

Kartoffelkäferlarven auf einem Blatt

Die Schadensrelevanz des Kartoffelkäfers ist vor allem bei trocken-warmer Frühjahrs- und Sommerwitterung hoch. Unter diesen Witterungsbedingungen werden zwei und manchmal sogar drei Generationen gebildet. Üblich ist dagegen unter unseren Klimabedingungen nur eine pro Jahr. Deshalb entscheidet die Witterung, ob es zu ertragsrelevanten Fraßschäden durch die Larve kommen kann oder nicht.

Schadensentwicklung durch den Kartoffelkäfer

Vom Ei zur Larve

Kartoffelkäfer kriechen zur Zeit des Auflaufens der Kartoffel (ab 15 Grad Bodentemperatur) aus dem Boden von Kartoffelschlägen des Vorjahres. Nach einem Reifungsfraß von etwa zehn bis 14 Tagen legen die Weibchen im Laufe von zwei Monaten etwa 400 orangerot gefärbte Eier in Gelegen von zirka 20 Stück an der Blattunterseite ab. Der Schlupf erfolgt in Abhängigkeit von der Temperatur zehn bis 14 Tage nach der Eiablage. Bei sehr kühler Witterung auch deutlich später. Nach dem Schlupf fressen die Larven zunächst ihre Eihülle, bevor sie dann mit der Nahrungsaufnahme an den Fiederblättern beginnen. Die ersten beiden Larvenstadien (L1 und L2) verursachen durch ihre Fraßtätigkeit praktisch noch keinen Schaden. Die beiden letzten Stadien (L3 und L4) sind die eigentlichen Schädiger und können bis zum Kahlfraß führen, wo nur noch dickere Stängelteilchen an der Kartoffelpflanze übrig bleiben.

Von der Larve zum Jungkäfer

Im Laufe ihrer Entwicklung frisst eine Larve bis zu 40 Quadratzentimeter Blattfläche, weit über die Hälfte davon im L4-Stadium. Allein aus dieser Tatsache heraus wird deutlich, dass zu einer Schadensverhütung vor dem Erreichen des L3- bzw. L4-Stadiums eine Insektizidmaßnahme erfolgen muss, sofern der Schädling über der Bekämpfungsschwelle von 15 Junglarven je Pflanze auftritt. Das Larvenstadium dauert drei bis vier Wochen. Anschließend verpuppen sich die Tiere in etwa 10 cm Bodentiefe. 14 Tagen später schlüpfen die Jungkäfer. Vor allem bei einem schönen Spätsommer und warmen Herbst kann sich eine weitere Generation an Kartoffelkäfern entwickeln. Die Käfer selbst verursacht in Kartoffeln keine Schäden, sondern nur seine Larven.

Insektizide gegen den Kartoffelkäfer

Jahrelang waren Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide (siehe Übersicht) Standard bei der Bekämpfung des Schädlings. Seit rund zehn Jahren besteht jedoch in allen bayerischen Anbaugebieten bei Kartoffelkäfer-Larven eine Resistenz oder zumindest eine Minderwirkung gegen diese Wirkstoffgruppe. Glücklicherweise stehen seit einigen Jahren eine ganze Reihe Präparate aus anderen Wirkstoffgruppen zur Bekämpfung der Larven zur Verfügung. Von diesen Insektiziden weist z.B. Danjiri und Mospilan SG auch eine gute Wirkung gegen Läuse auf.

Integrierte Strategie sichert langfristigen Erfolg

Bei der Kartoffelkäferbekämpfung, dass zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, darf neben dem kurzfristigen Ziel, den Schädling im aktuellen Jahr sicher zu bekämpfen, das mittel- und langfristige Ziel, die möglichst lange Erhaltung der Wirksamkeit der vorhandenen Insektizide beziehungsweise das Hinauszögern von Resistenz, nicht aus dem Auge verloren werden.

Deshalb sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:

  • Bekämpfungsmaßnahmen nur durchführen, wenn die Schadensschwelle von 15 Junglarven pro Kartoffelpflanze erreicht ist. Dazu sind im Feld ab dem Auftreten der Kartoffelkäfer regelmäßig 25 Kartoffelpflanzen blattunterseitig auf Larvenbesatz zu kontrollieren
  • Frühzeitige Behandlung: Für eine ausreichende Insektizidwirkung muss sich die Masse der Larven im L1- bis L2-Stadium befinden. Sollen biologische Insektizide (NeemAzal T/S) eingesetzt werden, muss deren Einsatz aufgrund ihrer schwächeren Wirkung früher geschehen als bei synthetischen Präparaten. Der optimale Zeitpunkt liegt hier beim ersten Erscheinen von L1-Larvenstadien
  • Sind mehrmalige Behandlungen notwendig, nicht nur das Mittel, sondern auch die Wirkstoffgruppe wechseln. Auf den Einsatz von Pyrethroiden ganz verzichten, weil sie keine ausreichende Wirkung auf den Kartoffelkäfer mehr zeigen.
  • Tagestemperaturen über 20 Grad und welke Bestände: Nur in den frühen Morgenstunden behandeln, weil der Schädling in dieser Zeit am meisten frisst und dadurch viel Wirkstoff aufnimmt. Maximale Anwendungshäufigkeit beachten
  • Wasseraufwandmenge und Fahrgeschwindigkeit: mindestens 400 l/ha und höchstens 5 bis 6 km/h schnell fahren
  • Insektizidaufwandmenge: keine Reduzierung sowie Spritzabstand der Wirkungsdauer anpassen (temperaturabhängig); eine eventuell notwendige Zweitbehandlung sollte wiederum zum Massenauftreten der L1/L2-Larven stattfinden

Internet-Warndienst

Es wurde schon angesprochen, wie wichtig der optimale Behandlungszeitpunkt für den Bekämpfungserfolg ist. Mit einem rechtzeitig zur Saison abrufbaren Kartoffelkäfer-Warndienst unterstützt der amtliche bayerische Pflanzenschutzdienst den Praktiker bei der Entscheidungsfindung. Das Vorhersagesystem basiert zum einen auf Befallserhebungen von über 50 Praxisschlägen, organisiert durch die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und zum anderen auf dem Prognosemodell SIMLEP. Bei diesem Modell wird anhand von Witterungsdaten der Entwicklungsverlauf vom Ei bis zu den Larven berechnet. Darauf aufbauend erhält der Landwirt Hinweise zum Massenauftreten von Eigelegen und Junglarven sowie zum Spritztermin. Die Seiten sind interaktiv gestaltet, das heißt, der Praktiker gibt das Datum ein, an dem er zum ersten Mal ein Eigelege auf seinem Feld gefunden hat und das Modell errechnet den optimalen, schlagspezifischen Behandlungszeitraum. Die Prognoserechnung hat eine Vorlaufzeit von zirka einer Woche, so dass genügend Zeit bleibt, um die Insektizidspritzung zu planen.

Bildergalerie Kartoffelkäfer

Eigelege vom Kartoffelkäfer

Eigelege vom Kartoffelkäfer

Eigelege und Larven des Kartoffelkäfers

Eigelege und Larven des Kartoffelkäfers

Kartoffelkäferlarven

Kartoffelkäferlarven im L2 - Stadium

Skelletierfraß

Skelletierfraß an Kartoffelstaude, verursacht durch L3 und L4-Larven

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