Integrierte Kontrollstrategien gegen die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe (Rhizoctonia solani)

verfäulte Zuckkerrüben

R. solani AG2-2IIIB am Zuckerrübenkörper

Die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe, ausgelöst durch Rhizoctonia solani AG2-2IIIB, verursacht in Deutschland seit Anfang der neunziger Jahre Ertragsausfälle und Qualitätsverluste im Zuckerrübenanbau. Die Hauptgründe für die schwierige Bekämpfung des Erregers sind, neben dem breiten Wirtsspektrum des bodenbürtigen Pilz, das nesterweise Auftreten im Boden sowie das Fehlen von chemischen Kontrollmöglichkeiten. Es ist bekannt, dass R. solani in praktisch allen Ackerböden vorkommt und das Auftreten von Schadsymptomen von äußeren Faktoren wie Fruchtfolge, Bodenstruktur, Bodenfeuchte und Temperatur stark beeinflusst wird.
Das komplexe Zusammenspiel dieser Faktoren soll im Rahmen des Projekts an der LfL mit neuesten geo-informatischen sowie molekularbiologischen Methoden untersucht werden.
Es handelt sich um ein gemeinsames Forschungsvorhaben mit dem Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ), der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Zuckerrübenanbaus Regensburg (ARGE) und dem Deutschen Wetterdienst (DWD). Gefördert wird das Projekt durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie durch die Südzucker AG. Das Forschungsprojekt ist in mehrere Teilprojekte untergliedert, nachfolgend werden die von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bearbeiteten Teilprojekte kurz vorgestellt.

Beschreibung der Teilprojekte

Teilprojekt 1: Feldstudie zur Identifikation von Rhizoctonia-Risikostandorten durch Verknüpfung von Geo-, Niederschlags-, Bewirtschaftungs- und Rübenwertminderungsdaten

Ziel des Teilprojekts 1 ist es, im Rahmen einer umfassenden Feldstudie Risikofaktoren für einen Befall mit R. solani zu identifizieren. Dazu werden in neun südbayerischen Landkreisen verfügbare Daten zu Bodeneigenschaften, zum Witterungsverlauf und zur Fruchtfolge von Feldern mit Zuckerrübenanbau ausgewertet. Die Bearbeitung übernimmt die Arbeitsgruppe Bodenphysik, Bodenmonitoring (IAB 1a) des Instituts für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz.

Teilprojekt 2: Quantifizierung des Rhizoctonia-Boden-inokulums

Unter der Verwendung der an der LfL entwickelten R. solani AG2-2IIIB spezifischen qPCR-Quantifizierungsmethode soll an Hand von Bodenproben von identifizierten Risikostandorten (TP1) und den Experimenten im Phytotron (TP3B) und Feld (TP3A + TP4), der Zusammenhang zwischen Symptomausbildung an der Pflanze und der Rhizoctonia-Konzentration im Boden bestätigt und nachverfolgt werden. Die Bearbeitung übernimmt die Arbeitsgruppe Krankheiten in Blattfrüchten und Mais, Schädlinge und Wachstumsregler in Ackerbaukulturen (IPS 3c) des Instituts für Pflanzenschutz.

Teilprojekt 3: Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Umweltfaktoren, Bodenbearbeitungs-strategien und dem Rhizoctonia-Bodeninokulumpotential

Durch Versuche im Feld sowie durch erste Tastversuche im Phytotron werden Hypothesen zum Einfluss physikalischer und chemischer Bodeneigenschaften (u.a. Bodentemperatur, -struktur und -feuchte, Variation durch differenzierte Bodenbearbeitung und -belastung sowie Erntereste) auf das Rhizoctonia-Bodeninokulum überprüft.

Teilprojekt 3A: Einfluss von Bodenstruktur und Witterung auf das Rhizoctonia-Inokulumpotential im Boden und den Rhizoctonia-Befall von Zuckerrüben

Dieses Teilprojekt bearbeitet das Institut für Zuckerrübenforschung Göttingen und ARGE.

Integrierte Kontrollstrategien gegen die Späte Rübenfäule der Zuckerrübe - Teilprojekt Bodenstruktur Externer Link

Teilprojekt 3B: Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Bodendichte, Bodenfeuchte, infizierten Ernteresten und dem Rhizoctonia-Bodeninokulumpotential unter kontrollierten Umweltbedingungen (Phytotron)

Ergänzend zu den Feldversuchen (TP 3A) werden erste Tastversuche unter kontrollierten Umweltbedingungen im Phytotron durchgeführt. Es soll der Zusammenhang zwischen den Umweltfaktoren Bodenfeuchte, Bodendichte, organischer Bodensubstanz und dem Rhizoctonia-Bodeninokulumpotential untersucht werden. Die Rhizoctonia-Befallsdynamik und die Veränderungen des Inokulumpotentials werden mittels qPCR- und Indikatorpflanzen-Assays überwacht. Da Feldversuche stark von jahresspezifischen Umweltbedingungen abhängig sind, wird geprüft inwieweit Versuche unter standardisierten Bedingungen im Phytotron die Feldversuche nachbilden können. Der Vorteil wäre es, witterungsunabhängig und ganzjährig Ergebnisse zur Populationsdynamik von R. solani liefern zu können. Die Bearbeitung übernimmt die Arbeitsgruppe Krankheiten in Blattfrüchten und Mais, Schädlinge und Wachstumsregler in Ackerbaukulturen (IPS 3c) des Instituts für Pflanzenschutz.

Teilprojekt 4: Untersuchung des Einflusses des zunehmenden Anbaus von Kulturen wie Sojabohne und Sorghumhirse auf das Rhizoctonia-Bodeninokulumpotential innerhalb von Zuckerrüben-Fruchtfolgen

In Teilprojekt 4 wird im Rahmen eines dreijährigen Feldversuches geprüft, ob Energie- und Eiweißpflanzen wie Mais, Sorghumhirse und Soja sowie Weizen als Nichtwirtspflanze in Fruchtfolge mit Zuckerrüben das Bodeninokulum von R. solani AG2-2IIIB sowie das Auftreten der Späten Rübenfäule beeinflussen. Die Bearbeitung übernimmt die Arbeitsgruppe Krankheiten in Blattfrüchten und Mais, Schädlinge und Wachstumsregler in Ackerbaukulturen (IPS 3c) des Instituts für Pflanzenschutz in Zusammenarbeit mit der ARGE.

Typische R. solani AG2-2IIIB Schadsymptome

Zuckerrübe

Nesterweises Absterben von Zuckerrüben auf dem Feld

Nesterweises Absterben von Zuckerrüben auf dem Feld

Fäulniss durch R. solani AG 2-2IIIB am Rübenkörper

Fäulniss durch R. solani AG 2-2IIIB am Rübenkörper

Mais

Maislager verursacht von Rhizoctonia

Maislager verursacht von Rhizoctonia

Rhizoctonia an Mais

Rhizoctonia an Mais

Sorghumhirse

Lager bei Sorghumhirse verursacht durch R. solani

Lager bei Sorghumhirse verursacht durch R. solani

R. solani an Sorghumhirse

R an Sorghumhirse bedingt Reduktion des Wurzelköpers

Sojabohne

Sojafläche im Fruchtfolgeversuch mit Zuckerrüben

Sojafläche im Fruchtfolgeversuch mit Zuckerrüben

R. solani an Sojabohne

R. solani an Sojabohne

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