Gesundheitsproblem Ambrosia – erkennen und bekämpfen

Ambrosiapflanze im 6-Blatt-Stadium.

Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), auch Beifuß­blättriges Traubenkraut oder (englisch) Ragweed genannt, ist eine sommer­annuelle Pflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika, hat sich aber mittlerweile in weiten Teilen Europas ausgebreitet. Da die Pollen der Ambrosia ein sehr starker Allergie-Auslöser sind, stellt ihre Verbreitung ein Gesundheitsrisiko dar. Eine Verhinderung der weiteren Ausbreitung und eine Bekämpfung an den bekannten Standorten ist daher eine wichtige Aufgabe im Rahmen der Gesundheitsvorsorge.

Was macht Ambrosia so gefährlich?

Da die Beifußblättrige Ambrosie nur durch Samenbildung überleben kann, produzieren die Blüten eine hohe Zahl an Pollen – Literaturangaben sprechen von bis zu einer Milliarde Pollen pro Pflanze. Das allergene Potential der Ambrosiapollen ist um ein Vielfaches höher als bei Gräserpollen. Durch die späte Blüte im August und September verlängert sich die sonst übliche Pollensaison um zwei Monate.
Für Allergiker verursacht ein vermehrtes Auftreten von Ambrosia daher große Probleme. In der ursprünglichen Heimat Nordamerika stellen die Ambrosiapollen die bedeutsamste Quelle für Allergien im Außenbereich dar.
Im Rahmen der Allergie-Prävention müssen daher bereits Einzelpflanzen erkannt und beseitigt werden.

Wo tritt die Ambrosia auf?

  • Die Beifußblättrige Ambrosie ist ein invasiver Neophyt, der vor etwa 150 Jahren aus Nordamerika eingeschleppt wurde. Stark verbreitet ist die Pflanze in Südosteuropa, wo sie als gefürchtetes Unkraut in landwirtschaftlichen Kulturen gilt.
  • Bei uns tritt die Beifußblättrige Ambrosie vor allem an Straßenrändern und in Gärten auf, dort besonders in der Nähe von Vogelfutterplätzen.
  • Auch auf Schnittblumenfeldern, wo mit Ambrosia-Samen verunreinigtes Vogelfutter als Saatgut ausgebracht wurde, tritt die Beifußblättrige Ambrosie auf.
  • Die Beifußblättrige Ambrosie ist eine konkurrenzschwache Ruderalpflanze und ist deshalb zur Keimung auf unbedeckten, offenen Boden angewiesen. Bei ausreichend Licht und Wärme erfolgt die Keimung ab Mitte April.
  • Kontrollieren Sie besonders Vogelfutterplätze im Garten und Flächen, die mit Vogelfutter begrünt wurden, auf Ambrosia-Vorkommen.

Entwicklung, Biologie, Aussehen

Die doppelt fiederteiligen Blätter sind beidseitig grün. Der stark behaarte Stängel ist zuerst grün und verfärbt sich im Laufe der Vegetationsperiode rötlich. Als Ruderalpflanze benötigt die Ambrosie zur Keimung ausreichend Licht.
Der traubenförmige männliche Blütenstand befindet sich an der Triebspitze; daher auch der Name Traubenkraut. Blühbeginn ist ab Mitte Juli. Die Hauptblütezeit liegt relativ spät in den Monaten August und September.
Einzelpflanzen können stark verzweigen und je nach Konkurrenzsituation bis zu 1,5 m hoch werden.

Beifußblättrige Ambrosie: Erkennungsmerkmale (Poster zum Ausdrucken) pdf 151 KB

Verwechslungsmöglichkeiten

Die Beifußblättrige Ambrosie kann leicht mit anderen Pflanzenarten verwechselt werden. Im Keimblattstadium weisen vor allem Kamille-Arten eine Ähnlichkeit mit Ambrosia artemisiifolia auf. Im weiteren Entwicklungsverlauf sind besonders Verwechslungen mit dem Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) möglich.

Beifußblättrige Ambrosie: Verwechslungsmöglichkeiten (Poster zum Ausdrucken) pdf 199 KB

Ausbreitung und Vorbeugung

Ausbreitung

Aus den weiblichen Blüten in den Achseln der oberen Blätter können pro Pflanze durchschnittlich etwa 3.000 Samen gebildet werden. Diese weisen mehrere Dornen auf, sind etwa 4 bis 5 mm groß und werden über kurze Strecken mit dem Wind verbreitet. Sobald die Ambrosia-Samen zu Boden fallen, ist ein Standort verseucht. Die Samen bleiben im Boden bis zu 40 Jahre keimfähig. Bei Transport von mit Samen versetztem Boden- oder Aushubmaterial erfolgt eine Verbreitung der Beifuß-Ambrosie über weite Entfernungen.
Bedeutendster Ausbreitungsweg
Der wohl bedeutendste Ausbreitungsweg stellt verunreinigtes Vogelfutter dar. Durch die enge Verwandtschaft mit Sonnenblumen kann die Beifußblättrige Ambrosie auf Feldern mit Sonnen­blumen­anbau nicht bekämpft werden. In den südosteuropäischen Ländern, wo Vogelfutter produziert wird, sind viele Ackerflächen teilweise stark mit Ambrosia verseucht. Im Handel als "Ambrosia controlled" angebotenes Vogelfutter senkt die Gefahr der unfreiwilligen Ambrosia-Aussaat deutlich, eine vollständige Ambrosia-Freiheit ist aber auch nicht garantiert.

Vorbeugung der Ausbreitung

Mit folgenden Maßnahmen kann eine verstärkten Ausbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie verhindert werden:

  • Begrünung von offenen, unbedecktem Boden, wie zum Beispiel Straßenränder und Brachen, sowie Etablierung dichter, geschlossener Pflanzenbestände durch Pflegemaßnahmen und Nachsaat, um die Samenkeimung zu verhindern.
  • Keine "gezielte" Ausbringung von Ambrosia-Samen durch Verwendung von verunreinigten Sonnenblumenkernen (Vogelfutter-Sonnenblumen). Auch bei Anlage eines Schnittblumenfelds nur zertifiziertes Sonnenblumensaatgut verwenden.
  • Zur Brachebegrünung generell nicht wie vereinzelt praktiziert Vogelfutter als billiges Saatgut aussäen.
  • Vogelfutterreste und Abfälle nicht auf landwirtschaftlichen Flächen "entsorgen".
  • Der gezielte Kauf von Ambrosia-freiem Vogelfutter wäre zwar eine ideale Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung, allerdings garantiert auch die Bezeichnung "Ambrosia controlled" kein hundertprozentig Ambrosia-freies Vogelfutter.

Bekämpfungsmöglichkeiten

Für die direkte Bekämpfung von Ambrosia stehen vorrangig mechanische Möglichkeiten zur Verfügung. Durch Verhinderung der Samenproduktion wird der Lebenszyklus der Pflanze unterbrochen. Allerdings sollte eine Bekämpfung bereits vor Blühbeginn erfolgen, um die Pollenbelastung in der Luft zu reduzieren. Schwierigkeiten bereitet der starke Wiederaustrieb der Pflanze, der vor allem nach einer mechanischen Bekämpfung durch Mahd oder Mulchen auftritt und erneut zur Blüte führen kann. Ähnliche Effekte können bei Pflanzenschutzmaßnahmen mit dem nicht-selektiven Wirkstoff Glyphosat auf bereits weiter entwickelte Pflanzen beobachtet werden.

Beifußblättrige Ambrosie: Bekämpfungsmaßnahmen (Poster) pdf 72 KB

Bekämpfung von Einzelpflanzen und kleineren Beständen

  • Jede gefundene Pflanze muss mitsamt der Wurzel ausgerissen, nicht abgerissen werden.
  • Der ideale Termin hierfür ist vor Blühbeginn bis spätestens Mitte Juli.
  • Für diese Tätigkeit sollten Handschuhe getragen werden und bei bereits blühenden Pflanzen zusätzlich eine dicht sitzende Staubmaske. Durch das Tragen von Handschuhen werden mögliche Hautreizungen vermieden.
  • Die ausgerissenen Pflanzen sollten in einen Plastikbeutel gepackt und über die Restmülltonne entsorgt werden. Gelangen die Pflanzen auf dem Komposthaufen oder in die Biotonne, können die Samen noch ausreifen.
  • An der Fundstelle sollte wenige Wochen nach der Bekämpfung kontrolliert werden, ob neue Keimlinge vorhanden sind oder unvollständig entfernte Pflanzen wieder ausgetrieben haben.
  • Die Fundstelle sollte auch in den Folgejahren kontrolliert werden, da sich unter Umständen bereits ein Samenvorrat im Boden etabliert hat.

Bekämpfung von größeren Beständen

  • Mahd oder Mulchen des Bestandes kurz nach Blühbeginn etwa Mitte Juli bis Anfang August.
    Dabei sollte bei blühenden Bestände unbedingt eine Staubmaske getragen werden!
  • Kontrolle des Standorts nach ca. 3 bis 4 Wochen, ob Wiederaustrieb bzw. Neuauflauf vorhanden ist, dann Wiederholung der Mahd bzw. des Mulchens.
  • Nach erfolgreicher Bekämpfung von größeren Beständen sollten die entstandenen Lücken durch Ansaat von Konkurrenzpflanzen geschlossen werden.
  • Nachkontrolle im Folgejahr, ob Ambrosia wieder neu aufgelaufen ist.
  • Bei chemischen Bekämpfungsmaßnahmen ist folgendes zu beachten:
    • Eine sichere Bekämpfung durch den Einsatz von Herbiziden ist bei großen Pflanzen und weiter fortgeschrittener Entwicklung nicht möglich.
    • Generell müssen die rechtlichen Regeln des Pflanzenschutzes beachtet werden.
    • Auf Flächen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden, dürfen Pflanzenschutzmittel nur mit einer Sondergenehmigung nach § 12 Abs. 2 des Pflanzenschutzgesetzes eingesetzt werden. Zuständig sind die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit besonderer Zuständigkeit im Bereich Pflanzenschutz.

Verbreitung in Bayern

Ambrosia-Meldewesen seit 2007

Im Rahmen des bayerischen Aktionsprogramms zur Bekämpfung der Ambrosia artemisiifolia (Ambrosia) wurden in Bayern in den Jahren 2007 bis 2022 insgesamt 618 Bestände mit mehr als 100 Pflanzen gemeldet. Die Meldungen stammen von dem im Auftrag des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege bayernweit tätigen Experten Dr. Nawrath, von den Fachkräften der Kreisverwaltungsbehörden sowie zum Teil auch von Privatpersonen.

Regionale Verteilung

Schwerpunkte der Ambrosia-Verbreitung liegen in den Regierungsbezirken Oberbayern und Mittelfranken sowie teilweise in Niederbayern. In Schwaben ist erst in den letzten Jahre eine Zunahme vor allem im Großraum Augsburg im Bereich der Bundesstraßen 2 und 300 zu beobachten. Die Bezirke Unterfranken, Oberfranken und Oberpfalz können dagegen weiterhin als eher schwach betroffen eingeschätzt werden. Aufgrund einer vermutlich relativ hohen "Dunkelziffer" nicht entdeckter Ambrosia-Vorkommen geben diese Angaben allenfalls eine Tendenz wieder und sind nicht als absolut zu verstehen. Berücksichtigen sollte man auch den Zusammenhang zwischen der Aktivität und der Motivation der Beteiligten und der Fundhäufigkeit – nach dem Motto "Wer viel sucht, der viel findet".

Bayernkarte mit allen Ambrosia-Fundorten mit mehr als 100 Pflanzen von 2007 bis 2220

Ambrosia-Standorte 2007 bis 2022

Bayernkarte mit allen Ambrosia-Fundorten mit mehr als 100 Pflanzen an Fernstraßen von 2007 bis 2022

Ambrosia an Fernstraßen

Bayernkarte mit allen Ambrosia-Fundorten mit mehr als 100 Pflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen (inkl. Schnittblumenfelder) von 2007 bis 2022

Ambrosia auf Ackerflächen

Bayernkarte mit allen aktiven Ambrosia-Standorten mit mehr als 100 Pflanzen im Jahr 2022

Aktuelle Standorte 2022

Verbreitung entlang von Fernverkehrsstraßen

Mittlerweile stellen Funde entlang der Grünstreifen von Autobahnen, Bundesstraßen und weiterer überregionaler Fernstraßen den häufigsten Standorttyp dar. Seit 2007 wurden insgesamt 261 Ambrosia-Funde an Fernstraßen registriert, was gut 40 % der Gesamtstandorte entspricht. Die ersten Funde dieser Art betrafen die von der österreichischen Grenze ausgehenden Autobahnen A8 und A3. Mittlerweile gibt es jedoch auch größere Funde, zum Beispiel rund um München an den Autobahnen A8, A9, A92 und A99, in Nordbayern an A3, A6, A9, A73 und A93 sowie an der B16 zwischen Ingolstadt und Rain am Lech und der B2 und B300 nördlich von Augsburg. Die Ursache dieses Befalls entlang von Fernstraßen ist noch nicht vollständig geklärt. Neben dem Sameneintrag über an Fahrzeugen anhaftendem Erdmaterial kann auch der Verlust von Transportmaterial (zum Beispiel Futtermittel, Saatgut) als Ursache in Frage kommen. Vor allem durch den Salzeintrag im Winter kann sich am Straßenrand keine geschlossene Pflanzendecke bilden, so dass immer wieder offener Boden für die Keimung der Ambrosia entsteht. Dieser zum Teil großflächige Befall ist ein großes Problem für die zuständigen Stellen, das sicher nicht kurzfristig zu lösen sein wird.

Verbreitung auf landwirtschaftlichen Flächen

Vor allem zu Beginn des Ambrosia-Monitorings wurden viele Ambrosia-Vorkommen auf Schnittblumen­feldern zur Selbstpflücke gemeldet. Mittlerweile ist dieser Anteil rückläufig, insgesamt gab es in Bayern 44 dieser Fälle, was 7 % der Gesamtfunde ausmacht. Der Ausgangsbefall dieser Schnittblumenflächen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Regel auf mit Ambrosia verunreinigtes Saatgut bzw. Vogelfutter, das zur einfachen Ansaat von Sonnenblumen verwendet wurde, zurückzuführen. Gleiches gilt für extensiv bewirtschaftete "Wildäcker", die mit Saatgutmischungen, die Futter und Deckung für Wildtiere liefern sollen, eingesät wurden. Eine gewisse Zunahmen von Ambrosia-Funden auf Ackerflächen gab es in den letzten Jahren auch durch die Anlage von ein- oder mehrjährigen Blühflächen, die in die normale landwirtschaftliche Fruchtfolge integriert wurden. Darüber hinaus treten großflächige Ambrosia-Bestände auf mit herkömmlichen Fruchtfolgen bewirtschafteten Ackerflächen in Bayern weiterhin selten auf.

Weitere typische Standorte

Außer den oben genannten Fernstraßen sind weitere Verkehrsflächen typische Ambrosia-Fundorte. Im kommunalen Bereich tritt Ambrosia zum Beispiel immer wieder auf Verkehrsinseln, Parkplätzen oder auf neu angelegten Straßenbanketten auf. Hier wurde Ambrosia häufig mit im Zuge von Bauarbeiten eingebrachtem Erdmaterial eingeschleppt. Ein weiterer Schwerpunkt sind Freiflächen, die über einen längeren Zeitraum ohne dauerhaften Bewuchs bleiben, zum Beispiel unbebaute Grundstücke innerhalb des Siedlungsbereichs, Erdlager oder Ruderalstandorte in der Landschaft wie Steinbrüche oder Sandgruben. Meistens nur temporär sind Ambrosia-Funde in Neubaugebieten, wo die Pflanzen nach Fertigstellung der Gebäude und Außenanlagen keinen Lebensraum mehr finden. Gleiches gilt für in der Regel durch Vogelfütterung hervorgerufene Bestände in Hausgärten, die meistens vom Gartenbesitzer zeitnah wieder entfernt werden.

Kreisdiagramm mit Verteilung der Ambrosia-Funde in Bayern nach Regierungsbezirken

Regionale Verteilung

Kreisdiagramm mit Verteilung der Ambrosia-Funde in Bayern nach Flächentypen

Flächentypen

Kreisdiagramm mit Verteilung der Ambrosia-Funde in Bayern nach Art des Befallsursprungs

Befallsursprung

Kreisdiagramm mit Verteilung der Ambrosia-Funde in Bayern nach ihrem aktuellem Befallsstatus

Aktueller Befallsstatus

Dokumentation des Bekämpfungserfolgs

Sobald die Ambrosia auf geeigneten Standorten ein nachhaltiges Samenpotential aufgebaut hat, sind die Voraussetzungen für eine bestandsbildende Entwicklung gegeben.
Seit dem Jahr 2010 wird auch der Bekämpfungserfolg auf den seit 2007 gemeldeten Flächen mit mehr als 100 Ambrosia-Pflanzen dokumentiert. Von allen zwischen 2007 und 2021 gemeldeten 582 Beständen konnten 2022 immerhin 238 (= 41 %) als Ambrosia-frei bezeichnet werden. Davon gelten 152 (26 %) als nachhaltig bekämpft, während 86 (15 %) Standorte weiterhin beobachtet werden.
Bei weiteren 115 (20 %) Standorten wurde eine Verringerung auf weniger als 100 Pflanzen erreicht. Dies bedeutet auf der anderen Seite, dass 223 (38 %) der gemeldeten Standorte trotz oft jahrelanger Bekämpfungsmaßnahmen weiterhin über 100 Ambrosia-Pflanzen aufwiesen. Vor allem bei den Ambrosia-Vorkommen an Fernstraßen ist die Dokumentation oft schwierig und der Bekämpfungserfolg eher gering.