Arbeitsschwerpunkt Eiweiß
Rinderfütterung

Kühe auf der Weide

In der Milchviehfütterung wird der größte Teil des Eiweißbedarfs über die Grobfuttermittel, insbesondere durch Grasprodukte, abgedeckt. Wichtig dabei sind neben verlustarmen Ernte- und Konservierungsverfahren, hohe Eiweißgehalte im Ausgangsmaterial zu erzielen. Ein Augenmerk auf eine angepasste Eiweißversorgung zu haben, ist auf Grund steigender Milchleistungen und Kosten für Futtereiweiß sowie der Problematik der N-Ausscheidungen immer wichtiger. Im Kraftfutterbereich gibt es eine Reihe "heimischer" Alternativen zu Sojaextraktionsschrot (SES), wie Rapsextraktionsschrot (RES) und Rapskuchen, Brauerei- und Brennereinebenprodukte sowie Körnerleguminosen. Ob sich eine Umstellung auf heimische Futtermittel rechnet, muss betriebsindividuell entschieden werden.

Wie hoch ist der Anteil an heimischem Futter?

Durch verschiedene Marketingstrategien versuchen sich die Molkereien voneinander abzugrenzen, eine höhere Wertschöpfung am Markt zu generieren und gleichzeitig den Wünschen der Verbraucher gerecht zu werden. Eine mögliche Maßnahme kann dabei die Fokussierung auf Regionalität, zum Beispiel in Form von 'heimischen Futtermitteln', sein. Ein großer Teil der bayerischen Milch wird mittlerweile aus eigenem oder regionalem Futter erzeugt, allerdings gibt es dazu keine genauen Zahlen. Mit Hilfe der Betriebszweigauswertung Milch lässt sich abschätzen, wie hoch dieser Anteil an "heimischem" Futter ist.

Betriebszweigauswertung (BZA)

Grünland - Hochwertiger Eiweißlieferant für die Fütterung

Grünland und Feldfutter stellen eine wichtige Quelle für heimisches Eiweiß dar. Eiweißreiche Futterpflanzen sind Klee und Luzerne, die auch in der Mischung mit Gräsern hohe Proteinerträge liefern. Gerade in der Milchviehfütterung sollte möglichst viel nutzbares Protein (nXP) aus Grasprodukten genutzt werden. Durch eine hohe Grundfutterleistung kann die notwendige Ergänzung mit zugekauftem Kraftfutter reduziert werden. Neben dem Gehalt im Aufwuchs kommt hier der Ausgestaltung der Futterkonservierung und -lagerung eine entscheidende Bedeutung zu.

Eiweiß aus Grasprodukten für die Milchkuh besser nutzen

Großkörnige Leguminosen

Soja, Erbse, Ackerbohne und Lupine - das sind die vier großkörnigen Leguminosen, die in der Fütterung eingesetzt werden können. Während die Soja mit einer Anbaufläche von knapp 15.000 Hektar (Stand: 2019) immer öfter auf den bayerischen Äckern zu finden ist, hängt die Lupine mit etwa 500 Hektar (Stand: 2019) noch deutlich hinterher. Allen gemeinsam aber ist ihr hoher Futterwert.

Gruber Tabelle zur Fütterung der Milchkühe, Zuchtrinder, Schafe, Ziegen (LfL-Information)

Rapsextraktionsschrot – eine Alternative für die Milchviehfütterung?

Wird Sojaschrot durch Rapsschrot ersetzt, ist zu beachten, dass letzteres geringere Energie- und nXP-Gehalte aufweist. Dementsprechend muss der Anteil an Rapsschrot in der Ration etwas höher liegen, wenn energie- und nährstoffäquivalente Rationen erstellt werden sollen. Um hier alles richtig zu machen, ist es empfehlenswert, in jedem Fall die Zusammensetzung der Ration exakt berechnen zu lassen. Für Rapsschrot sprechen leicht höhere UDP-Gehalte von 35 %. Allerdings bringt Rapsschrot auch einen höheren Anteil an Phosphor in die Ration.
Ob Rapsextraktionsschrot (RES) im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot (SES) eine erfolgsversprechende Alternative für hochleistende Milchkühe darstellt, wurde bereits 2011 in einem Fütterungsversuch an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Standort Achselschwang untersucht. Die Ergebnisse des Versuchs zeigten deutlich, dass der Ersatz von Soja- durch Rapsextraktionsschrot in Rationen für Hochleistungskühe ohne Auswirkungen auf Futteraufnahme und Milchleistung möglich ist.

Rapsextraktionsschrot – eine Alternative für die Milchviehfütterung

Veränderung der Erzeugungs- und Rationskosten beim Einsatz von heimischen Eiweißfuttermitteln

Die dargestellt Abbildung 1 zeigt, wie sich der Ersatz von Sojaextraktionsschrot (44 %) durch heimische Eiweißfuttermittel auf die Erzeugungs- und Rationskosten auswirkt. Die Vergleichsgrundlage (Nulllinie) stellen Milchviehrationen mit Sojaextraktionsschrot dar. Der Ersatz von Sojaextraktionsschrot kann in der Regel zu einer Absenkung der Erzeugerkosten führen, ohne den Futterwert zu beeinträchtigen. Insbesondere eine Kombination mit Rapsextraktionsschrot wirkt sich kostenmindernd aus. Auch Sojaprodukte aus heimischem Anbau können bei einer geeigneten Vermarktungssituation eine sinnvolle Alternative darstellen.
Veränderung Erzeugungs- und Rationskosten verschiedener Rationen (Milchviehfütterung)

Abbildung 1

Erfahrung aus der Praxis mit Erbsen und Ackerbohnen

Auf den sechs bayerischen Betrieben des Demonstrationsnetzwerkes Erbse/Bohne, werden Ackerbohen und Erbsen nicht nur erfolgreich angebaut, sondern auch als Eiweißfuttermittel in die Milchviehration gemischt. Werden die eigenen Erbsen verfüttert, ist eine Futteruntersuchung auf die Inhaltsstoffe unerlässlich. Denn diese weichen oft von den Tabellenwerten ab, wodurch eine leistungsgerechte Rationsberechnung nicht möglich ist.

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