Bayerische Eiweißinitiative
Feldtag Lupine in Oberfranken

Besucher am Feldtag Lupine 2018
Lupinen – lohnenswerte Leguminose auch ohne Greening? Dieser Frage gingen bei etwas frischen Temperaturen rund 25 interessierte Besucher Mitte Juli in Helmbrechts in Oberfranken nach. Organisiert wurde der Feldtag von Margarete Mühl, Bayerische Eiweißinitiative zusammen mit dem AELF Münchberg und dem Fachzentrum Rinderhaltung am AELF Münchberg, zu dem sowohl Praktiker, als auch Multiplikatoren aus Beratung, Forschung und Wirtschaft den Weg gefunden hatten. Themenschwerpunkte waren der aktuelle Stand der Forschungsprojekte zum Thema Lupine an der LfL, der Lupinenanbau in der Praxis sowie ihr Einsatz als Eiweißfuttermittel.

Anbaufläche in Bayern

Margarete Mühl stellte zu Beginn der Veranstaltung die Verteilung der Anbaufläche der Lupine in Bayern vor. Ein Blick auf die Bayernkarte machte schnell klar, warum die Wahl der Veranstaltung auf Oberfranken gefallen ist. Mit rund 150 ha stehen ca. 36 % der Gesamtlupinenfläche im nördlichsten Regierungsbezirk Bayerns. Spitzenreiter sind dabei die Landkreise Wunsiedel mit knapp 70 ha und Hof mit ca. 40 ha.

Forschungsprojekte Lupine

Florian Jobst vom Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft stellte den aktuellen Stand der Forschungsprojekte zum Thema Lupinen vor. Das aktuelle Projekt beschäftigt sich mit dem Anbau von Weißer und Blauer Lupine. Folgende Ziele sollen im Projekt erreicht werden:
  • Optimierung der Produktionstechnik (Saattechnik, Reihenabstand, Saatstärke) bei Weißen Lupinen.
  • Prüfung der Anbauwürdigkeit verschiedener Wuchstypen von Blauen Lupinen.
  • Feststellen geeigneter Gemengepartner und Saatverhältnisse für den Gemengeanbau von Blauen Lupinen mit Nichtleguminosen.
In einem früheren Forschungsprojekt erfolgte in Kooperation zwischen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf (LLA) die Evaluierung von anthracnoseresistentem Zuchtmaterial. An den LLA Triesdorf werden aktuell anthracnoseresistente bzw. -tolerante Sorten der Weißen Lupine gezüchtet. Derzeit befinden sich zwei Stämme in der Wertprüfung (Stand Juli 2018).

Pflanzenbau

Martin Taig baut auf seinem Betrieb auf 5,7 ha (Jahr 2018) Blaue Lupinen der Sorte Haags Blaue an. Blaue Lupinen lassen sich in endständige und verzweigte Wuchstypen unterschieden. Die Haags Blaue zählt zum endständigen Wuchstyp. Dieser zeichnet sich durch eine sichere und frühe Abreife sowie eine gute Standfestigkeit aus. Ein Vorteil der Lupine sei laut Frank Stübinger, AELF Münchberg auch, dass sie vom Schwarzwild gemieden wird. Verzweigte Wuchstypen hingegen ermöglichen zwar durch die Bildung von Seitentriebe höhere Erträge und eine bessere Unkrautunterdrückung, mögliche Nachtriebe können jedoch eine ungleichmäßige Abreife und dadurch Probleme bei der Ernte bereiten. Gerade in niederschlagsreichen Gebieten sollte deshalb auf einen endstängen Wuchstyp zurückgegriffen werden. Frank Stübinger betonte, dass die Blaue Lupine durchaus ein Ertragspotential habe, nur die Ertragsstabilität sei nicht gegeben.
Nährstoffbedarf
Blaue Lupinen eignen sich für mittlere bis schwere Böden mit einem pH-Wert von 5,0 – 6,5. Die Standortbedingungen sind dadurch in Oberfranken gegeben. Auf höhere pH-Werte und freien Kalk reagiert die Pflanze mit Kalkchlorosen, die zu Wachstums- und Ertragsdepressionen führen. Eine Kalkung sollte daher immer bereits zur Vorfrucht erfolgen! Den Stickstoffbedarf deckt die Lupine mit Hilfe der Knöllchenbakterien, wodurch eine N-Düngung in der Regel nicht empfehlenswert ist. Wenn gedüngt wird, dann sei von einer zu frühen N-Gabe grundsätzlich abzuraten, da dadurch die Entwicklung der Knöllchenbakterien gehemmt wird. Eine Besonderheit der Lupine ist, dass sie schwer lösliche Phosphate im Boden mobilisieren kann.
Pflanzenschutz
Die Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes seien sehr begrenzt, vorbeugende Maßnahmen daher umso wichtiger, erklärte Frank Stübinger. Die Hauptbehandlung erfolgt im Vorauflauf mit bodenwirksamen Präparaten, im Nachauflauf ist lediglich die Bekämpfung von Gräsern möglich.
Florian Jobst wies darauf hin, dass Lupinen durchaus auch gestriegelt werden können. Der erste Striegeleinsatz kann direkt 3 – 4 Tage nach der Saat erfolgen. Lassen es Witterung und Bodenbedingung zu, kann ein zweites Mal mit dem Striegel gefahren werden. Anschließend sollte gewartet werden, bis die Pflanzen das 2-Blatt-Stadium erreicht haben und fest im Boden verankert sind. Auch auf dem Betrieb Taig wurde schon mit mechanischen Methoden zur Unkrautregulierung experimentiert. Die Erfahrungen zeigten jedoch, dass dazu ein sehr gutes Timing nötig ist.
Impfung
Lupinen müssen vor der Aussaat geimpft werden, um ihnen die benötigten Bakterien zur Stickstoffaneingung zur Verfügung zu stellen. Hierfür stehen unterschiedliche Impfmittel zur Verfügung. Wichtig sei eine zeitnahe Impfung kurz vor der Aussaat.

Lupine in der Milchviehfütterung

Helmut Schödel, AELF Münchberg, Fachzentrum Rinderhaltung, stellt die Vorzüge und Verwertungsmöglichkeiten der Lupine in der Milchviehfütterung vor. Lupinen sind auf Grund ihres hohen Proteingehaltes und der guten Proteinqualität ein wertvolles Eiweißfuttermittel. Zu beachten ist die geringe Konzentration an essentiellen Aminosäuren. Aus diesem Grund bietet sich die Kombination mit Rapsextraktionsschrot (RES) in der Fütterung an. Helmut Schödel betonte, dass die Inhaltsstoffe der eigenen Ernte jedes Jahr große Schwankungsbreiten aufweisen. Sich auf den Tabellenwert zu verlassen, sei keine Option. Wer also eine ausgeglichene und optimierte Futterration erstellen will, kommt um eine Futteruntersuchung nicht herum. In seiner Milchviehration setzt Martin Teig für eine Milchmenge von 25 kg 1,3 kg FM Lupinen in seiner TMR ein.
Substitutionswert und Deckungsbeitrag
Im Betrieb Taig wird die Lupine in die TMR gemischt. Hätte er die Lupine nicht, würde eine Ration mit Rapsextraktionsschrot (RES) gefüttert. Margarete Mühl stellte dazu den Substitutionswert von Lupinen gegenüber einer Ration ausschließlich mit RES vor. Das heißt, welchen Wert die Lupine in der Ration hat, wenn man sie einem Futtermittel (hier RES), das alternativ zur Lupine gefüttert werden kann, gegenüberstellt. Je größer der Abstand des Lupinen-Erzeugerpreises zum Marktpreis für RES, desto höher der Mehrwert der Lupinen in der Ration. Lupinen zu verkaufen lohne sich bei deren aktuellen Marktpreisen nicht, betonte sie. Wer selber Lupinen anbaut, sollte diese unbedingt verfüttern. Geht man von einem durchschnittlichen Erzeugerpreis der Lupinen von 24 €/dt und einem Marktpreis von 27 €/dt für RES (beides im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016, inkl. MwSt.) aus, hat die Lupine in der Milchviehration des Betriebes Taig einen Substitutionswert von 26,65 €/dt. Dies ergibt einen Mehrwert von 2,65 €/dt (Kosten für das Schroten der Lupine sind mit 1,40 €/dt einkalkuliert). Bei einem durchschnittlichen Ertrag im Betrieb Taig von 35 dt/ha erhöht sich der Deckungsbeitrag bei dieser Betrachtung um gut 90 €/ha. Wird die Lupine zusätzlich noch im Rahmen des KULAP „Vielfältige Fruchtfolge“ angebaut, kommen nochmals 85 €/ha bzw. 120 €/ha (KULAP B44 bzw. B45) hinzu.
Der eigene Deckungsbeitrag Lupinen kann mit dem LfL-Deckungsbeitragsrechner unter folgendem Link selbst berechnet werden:

Deckungsbeitragsrechner - Blaue Lupine Externer Link

Fazit

Wer die Lupine im eigenen Betrieb anbaut, kann von folgenden Vorteilen profitieren:

  • Hat einen Mehrwert, wenn verfüttert, statt verkauft
  • Ist ein eigen produziertes GVO-freies Futtermittel
  • Trägt zur P-Einsparung im Stoffkreislauf des Betriebes bei
  • Kann ein Glied im KULAP B44/B45 „Vielfältige Fruchtfolge“ sein
  • Lockert die Fruchtfolge auf
  • Verbessert die Bodenstruktur