Bayerische Eiweißinitiative
Feldtag Luzerne – Anbau, Verwertung und Wirtschaftlichkeit

Teilnehmer Feldtag Luzerne 2018
Bei sonnigem Wetter fanden sich Anfang Juli 2018 rund 70 Besucher zum Feldtag Luzerne im „Haus am Habsberg“ ein. Martin Bauer, Geschäftsführer der Trocknungsgenossenschaft Lengenfeld e.G., Sabine Braun, Bayerische Eiweißinitiative (LfL), Johann Paulus, AELF Neumarkt, und Elisabeth Hüsam, FZ Rinderhaltung am AELF Roth, gingen in kurzen Vorträgen auf Anbau- und Verwertungskonzepte der Luzerne ein. Aus der Praxis berichteten Michael Federhofer und Anton Reisinger. Nach den Vorträgen stellte Michael Beimler, Pflanzenbauberatung ER für Pflanzenbau Oberpfalz e.V., den Luzernebestand am Feld vor. Zu Guter Letzt stand ein Mittagessen bei der Trocknung Lengenfeld an, die im Anschluss besichtigt werden konnte.

Luzernetrocknung

Geschäftsführer Martin Bauer gab einen kurzen Einblick in die Trocknung Lengenfeld. Um Luzernecobs- oder ballen zu erhalten, wird das Grüngut nach der Ernte zur Trocknung transportiert um dort mit Hilfe von Waldhackschnitzeln getrocknet zu werden. Übrig bleibt eine Restfeuchte von ca. 10 %. Sollen die Luzerneballen vermarktet werden, sollte der Luzerneanteil bei mindestens 80 % liegen. Je nachdem, wie die Luzerne nach der Ernte verwertet wird, stehen entweder Rohfaser- oder Eiweißgehalt im Vordergrund. Für den Milchviehbereich wird hauptsächlich strukturierte Luzerne nachgefragt, die unbedingt frei von Unkräutern sein sollte.

Die Vorteile der Trocknung sind

  • Witterungsabhängiges Konservierungsverfahren
  • Gehalt an pansenstabilem Eiweiß steigt
  • Gentechnikfreie und regionale Futtererzeugung
  • Verbesserte Schmackhaftigkeit

Anbau und Verwertung

Sabine Braun stellte zu Beginn ihres Vortrags die Anbauschwerpunkte der Luzerne in Bayern vor. Deutlich sichtbar war, dass in der westlichen Oberpfalz, in Mittelfranken sowie im nördlichen Unterfranken vermehrt Luzerne angebaut wird. Von den Konservierungsmöglichkeiten ist die Trocknung bei der Luzerne am besten geeignet. Silage ist ohne Siliermittel nicht zu empfehlen. Beim Belüftungsheu fallen hohe Bröckelverluste an. Ökonomisch gesehen zeigt sich, dass bei durchschnittlichen Erträgen die Luzerne auch für Marktfruchtbetriebe interessant sein kann. Je nach Rahmenbedingungen, zum Beispiel Entfernung zur Trocknung, kann sich dies anders darstellen.

Nicht in die Deckungsbeiträge eingerechnet sind pflanzenbauliche und weitere Vorteile der Luzerne

  • Tiefe Wurzel und damit relativtrockenheitstolerant und ertragsstabil
  • Bodenstruktur, Humuswirkung und Vorfruchtwirkung
  • Auflockerung der Fruchtfolge
  • Stickstoffeinsparung
Die Einsatzmöglichkeiten von Luzerne sind vielfältig: als Grünfutter im Ökobetrieb, als Cobs mit höheren UDP-Werten oder als Heißluftheu für Hochleistungskühe sowie als Strukturkomponente für Kälber. Vorteile des Luzerneheißluftheus seien die höheren Rohprotein- und Rohfasergehalte verglichen mit Grassilage. Je nachdem wann die Luzerne genutzt wird, ändern sich Inhaltsstoffe und Ertrag. Bei viermaliger Schnittnutzung werden hohe Proteingehalte und –erträge im Futter realisiert. Bei dreimaliger Nutzung kommt es zu den höchsten Massenerträgen, die allerdings eine geringere Qualität aufweisen. Kommt die Pflanze zur Blüte so fallen die Rohproteingehalte ab.

Luzerne in der Milchviehfütterung

Johann Paulus beleuchtete in seinem Vortrag die Wirtschaftlichkeit von Luzerne. Die Einsatzmöglichkeiten von Luzerne sind vielfältig: als Grünfutter im Ökobetrieb, als Cobs mit höheren UDP-Werten oder als Heißluftheu für Hochleistungskühe sowie als Strukturkomponente für Kälber. Vorteile des Luzerneheißluftheus seien die höheren Rohprotein- und Rohfasergehalte verglichen mit Grassilage. Er stellte die Vorteile der guten Strukturwirkung und den hohen ß-Carotingehalt heraus. Die höheren UDP-Gehalte im Vergleich zu Silagen emöglichen eine höhere Effizienz der Eiweißverwertung. Paulus wies darauf hin, dass dies auch im Hinblick auf die Nährstoffbilanzierung immer wichtiger werde. Je nach Produktionsziel ist die Häufigkeit der Nutzung anzupassen. Bei viermaliger Schnittnutzung werden hohe Proteingehalte und –erträge im Futter realisiert. Bei dreimaliger Nutzung kommt es zu den höchsten Massenerträgen mit guter Strukturwirkung. Die Kosten der Trockenprodukte sind relativ hoch. Im Rahmen eines Gesamtbetrieblichen Konzeptes können sie trotzdem eine sinnvolle und wirtschaftliche Ergänzung sein. Die Nähe zur Trocknung spielt hier ebenfalls eine Rolle. Programme wie das KULAP Vielgliedrige Fruchtfolge können zudem Anreize bieten.
Elisabeth Hüsam stellte den Einsatz der Luzerne in der Milchviehfütterung vor. Ab der zweiten Woche kann Luzerneheu (Häcksellänge 2,5 cm) als Strukturfutter den Kälbern vorgelegt werden. Dies fördert das Wachstum der Pansenzotten und sei wichtig für die Steigerung des Pansenvolumens. Die Erzeugung von Silage sieht sie auf Grund des hohen Eiweiß- und geringen Zuckergehaltes ebenfalls kritisch. Besser sei eine Trocknung. Hierdurch wird nicht nur die Schmackhaftigkeit erhöht, sondern ebenfalls die UDP-Gehalte. Dieser Aspekt sei insbesondere für die Öko-Betriebe wichtig, betonte sie. Darüber hinaus liefert die Luzerne Beta-Carotine und Vitamin E.
Beispielrationen (Quelle: Elisabeth Hüsam, FZ Rinderhaltung am AELF Roth)
Sommerfütterung mit Luzerne grün
(Öko-Milchviehbetrieb)
Anteil TM (kg)
Mischung
Kälber-Trocken-TMR mit Luzerne und StrohAnteil FM (%)
Luzerne grün (22 % RP, 5,8 MJNEL)3,5Stroh Gerste10
Maissilage (7,0 MJNEL)3,5Luzerne, heißluftgetrocknet8
GPS Triticale (10 % RP, 6,0 MJNEL)3,0Gerste20
Kleegrassilage (19 % RP, 6,0 MJNEL)4,0Körnermais30
Stroh0,3Rapsextraktionsschrot8
Körnermais + Gerste4,1Sojaextraktionsschrot6
Mineralfutter + Salz0,14Melasse8
Futteraufnahme18,0 kgErgänzer10

Aus der Praxis

Michael Federhofer setzt in seinem konventionellen Betrieb seit mehreren Jahren erfolgreich 1,4 kg Heißluftheu in der Teil-TMR (19 kg Mais, 15 kg Gras) sowie 4 kg Luzerneheu in der Trockensteherration ein. Er bestätigte, dass die Luzerne sehr gerne gefressen wird. Besonders positiv zeigt sich in seinem Betrieb Luzerne in der Kälberaufzucht. Die Kälber sind gesünder, seit er Luzerne einsetzt. Für ihn steht die Strukturwirkung im Vordergrund.
Anton Reisinger baut auf seinem Ökobetrieb Luzerne in Mischung mit Kleegras (2 – 3 Jahre Nutzung) an. An die Milchviehherde werden Cobs, an die Kälber Heu verfüttert. Dabei steht für ihn der Eiweißgehalt, die hohen UDP-gehalte im Vordergrund. Im Unterschied zu konventionellen Betrieben ist Rapsextraktionsschrot im Ökobetrieb nicht erlaubt. Trocknungsprodukte sind im Ökobetrieb die Futtermittel mit den höchsten Gehalten an UDP. . Vorteile der Trocknung sind für ihn zudemdie Wetterunabhängigkeit und die Zeitersparnis nach der Ernte. Denn Mähen und Schwaden erledigt er selber, Abfuhr und Transport übernimmt die Trocknung.

Pflanzenbau

Nach den Vorträgen erläuterte Michael Beimler am Feld alles Wichtige rund um das Thema Luzerneanbau. Luzerne braucht relativ viel Wasser, ist aber in der Lage durch die tiefereichende Pfahlwurzel die Wasservorräte des Bodens besser zu nutzen als andere Pflanzen. Sie wächst sehr gut auf kalkhaltigen Böden mit einem pH-Wert von mindestens 6,5 – 7 auf schweren Böden und 6,2 – 6,5 auf leichten Böden. Eine Kalkung ist, wenn notwendig, im Jahr davor, bzw. dann, wenn die Fläche befahrbar ist durchzuführen. Als Aussaattermin empfiehlt Herr Beimler für die Region das Frühjahr, da die Luzerne insbesondere im jungen Stadium empfindlich auf zu niedrige Temperaturen reagiert. Wichtig ist darauf zu achten nur Saatgut zu verwenden, das in Landessortenversuchen geprüft wurde, mahnte Michael Beimler. An das Klima angepasste Sorten haben auch im Hinblick auf Auswinterungsrisiko Vorteile. Die Schnitthöhe ist entscheidend für die Regeneration der Pflanze. Die Speicherorgane sind in ca. 10 cm Höhe. Kein zu tiefer Schnitt ist entscheidend für einen kräftigen und überdauernden Bestand.
Aussaatverfahren
Folgende Verfahren bieten sich für die Aussaat an: Saat unter Grünfutter-Deckfrucht, Blanksaat (ohne Überfrucht) im Frühjahr, Saat unter Körner-Deckfrucht, Blanksaat im Spätsommer nach der Getreideernte (nur in sommerfeuchten Gebieten). Nach längerer Anbaupause ist eine Impfung mit Knöllchenbakterien zu empfehlen. Luzerne ist mit sich und anderen Leguminosen unverträglich, wodurch Anbaupausen von mindestens 5 – 7 Jahren eingehalten werden sollten.
Nutzungsregime
Die erste Nutzung sollte vor dem Ende der ersten Blüte erfolgen, um der Pflanze ausreichend Zeit für ein ausgeprägtes Wurzelwachstum zu geben. Wie oft der Bestand in einem Jahr genutzt wird, hängt ganz davon ab, auf welche Parameter Wert gelegt wird. Sind Energie und Eiweiß wichtig, sollte dann gemäht werden, sobald gelbe Blätter im unteren Teil des Bestands gesichtet werden. Zwischen dem vorletzten und letzten Schnitt sollten 8 Wochen Zeit liegen. Dies wirkt sich positiv auf Winterhärte und Ausdauer aus.

Luzerne: Anbau - Konservierung - Verfütterung (LfL-Information)