Betriebswirtschaftliche Analyse zur ökologischen Karpfenerzeugung

Teiche von oben

Betriebswirtschaftliche Grundlagen für den ökologischen Landbau und für die Umstellungsentscheidung

Die traditionelle Karpfenteichwirtschaft ist eine sehr naturnahe Form der Aquakultur. Deshalb ist der Karpfen prädestiniert für eine Erzeugung nach ökologischen Maßstäben. Derzeit liegen in Deutschland keine Publikationen über die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Umstellung von Betrieben der Karpfenteichwirtschaft auf ökologische Wirtschaftsweise vor. Auf Grundlage von Deckungsbeitragsrechnungen der konventionellen Erzeugung werden betriebswirtschaftliche Konsequenzen der Umstellung der Karpfenerzeugung auf ökologische Wirtschaftsweise abgeleitet, um Entscheidungsgrundlagen für umstellungsinteressierte Betriebe zu schaffen.
Abstract
In Europe carp farming has a long and successful history. Especially in central Europe carp farming has always been an extensive, sustainable, nature-related business. In Bavaria carps have been mainly grown in a way that was similar to organic principles. Therefore this fish species is perfectly suited to be a leading product for organic aquaculture. However, the conversion of conventional carp farms into organic carp farms has not yet been investigated in Germany. Especially in terms of business management the conversion to organic production has to be investigated. The research project will describe the change to organic production and its economic impacts on the basis of break-even analyses of conventional carp farms. This approach should provide guidelines to companies considering the conversion of their fish farms.

Einleitung

Neben der Forelle (Jahresproduktion in der BRD etwa 22.000 t Speiseforellen) ist der Karpfen die Hauptspeisefischart in der deutschen Aquakultur bei einer jährlichen Erzeugung von ca. 12.000 t. Die Nachfrage nach Biofisch wächst ständig und kann derzeit bei Weitem nicht aus der heimischen Aquakultur gedeckt werden. Der Karpfen wird sehr naturnah gehalten. Die Erzeugung findet meist in Jahrhunderte alten Erdteichen statt, die in verschiedenen Regionen die Kulturlandschaft prägen. Sie sind an manchen Orten die letzten bestehenden Flachwasserzonen in der Natur und bieten daher für viele seltene Tier und Pflanzenarten Heimat. Die traditionelle Karpfenteichwirtschaft ist im Vergleich zu anderen Verfahren der Aquakultur eine naturnahe und extensive Form der Fischhaltung.
Der Eiweißbedarf des Karpfens wird in der Regel ausschließlich durch die im Teich sich bildende Naturnahrung (Zooplankton, Benthos etc.) gedeckt. Zugefüttert wird in der Regel nur Getreide oder gelegentlich auch Hülsenfrüchte. Es fallen selten weite Strecken zum Transport von Produktionsmitteln oder auch bei der Vermarktung der erzeugten Produkte an. Auch der Energieaufwand bei der Erzeugung wird beinahe ausschließlich durch das in die Teiche einfallende natürliche Sonnenlicht gedeckt. Diese Vorzüge der Karpfenproduktion werden mittlerweile von verschiedenen Seiten anerkannt. Von Greenpeace (MENN 2008) und WWF wird der Konsum von Karpfen auch aus der konventionellen Karpfenteichwirtschaft empfohlen bzw. die Erzeugung als unproblematisch gesehen.
Die Wirtschaftlichkeit der Erzeugung in der konventionellen Teichwirtschaft in Deutschland, sowohl für die kleinbäuerlich strukturierten Betriebe Bayerns als auch für die größeren Haupterwerbsbetriebe Sachsens, ist aufgrund niedriger Erzeugerpreise sehr schlecht. Auch der Konsum liegt mit einem jährlichen Verbrauch von 160 g Karpfen pro Bundesbürger auf einem sehr niedrigen Niveau und ist seit Jahren stagnierend.
Aufgrund der naturnahen Erzeugung ist der Karpfen prädestiniert für eine Erzeugung nach ökologischen Maßstäben. Durch das Angebot von Biokarpfen könnten neue Verbraucher gewonnen und somit auch neue Märkte erschlossen werden. Dies kann Grundlage sein, der traditionellen Karpfenteichwirtschaft wieder wirtschaftliche Impulse zu geben.

Stand des Wissens

Bislang wirtschaften in Deutschland von den 192 Haupterwerbs- und den insgesamt 11.643 Neben- und Zuerwerbsbetrieben (BRÄMICK 2008) nur wenige nach anerkannt ökologischen Kriterien. Im Gegensatz hierzu wurde die Erzeugung von Biokarpfen in Österreich mittlerweile auf über 20 % der Teichfläche ausgedehnt, mit steigender Tendenz. Die teilnehmenden Teichwirte sind dort aufgrund der zu erzielenden Marktpreise sehr zufrieden. Neue Käuferschichten (junge Verbraucher) werden erreicht. Eine Ausdehnung auf die Vermarktung in Supermärkten steht bevor (MÖßMER 2008).
Weder in Deutschland noch in Österreich existieren derzeit Publikationen über die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen einer Umstellung eines Betriebes der Karpfenteichwirtschaft. Zusätzlich wird die Notwendigkeit einer Untersuchung durch die aktuelle Dynamik, sowohl in der Nachfrage nach Biofisch als auch auf den Futtermittelmärkten, verschärft.

Zielstellung

Ziel der Studie ist es, die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen einer Umstellung der Wirtschaftsweise von der konventionellen Erzeugung auf die Erzeugung nach ökologischen Gesichtspunkten aufzuzeigen. Die Studie soll konventionellen Karpfenerzeugern als Entscheidungsgrundlage bei den Überlegungen zu einer Betriebsumstellung dienen.

Material und Methoden

Es erfolgt eine Analyse der betriebswirtschaftlichen Konsequenzen der Umstellung der Karpfenerzeugung auf ökologische Wirtschaftsweise. Hierzu werden als Grundlage bestehende Deckungsbeitragsrechnungen für konventionell wirtschaftende Betriebe herangezogen. Unter Zugrundelegung der Richtlinien von verschiedenen Verbänden des Ökolandbaues werden Deckungsbeiträge für ökologisch wirtschaftende Betriebe errechnet und den Deckungsbeiträgen in der konventionellen Teichwirtschaft gegenüber gestellt. Es werden Fallbeispiele für verschiedene Betriebsgrößen (2 ha, 10 ha, 50 ha) in den wichtigsten bayerischen Teichgebieten (Aischgrund, Oberpfalz) dargestellt. Zusätzlich werden die Deckungsbeiträge entsprechend für einen durchschnittlichen sächsischen Haupterwerbsbetrieb (Betriebsgröße 150 ha) ermittelt. Grundlage sind Gespräche mit Experten (Vertreter der Öko-Anbauverbände, Erzeuger und Fischereifachleute). Daneben werden Einflüsse der Umstellung auf weitere betriebliche Prozesse (Vermehrung, Fütterung, Bewirtschaftung von Nebenfischen, Zukauf und Erzeugung von Satzfischen, Auswirkungen auf Vermarktung) erörtert.

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