LfL-Jahresbericht 2018: Biodiversität
Werbung für die Artenvielfalt: Ökolandbau

Biene auf violetter Blüte in Nahaufnahme

Foto: Marion Lang

Der Trend zum ökologischen Landbau ist in Bayern ungebrochen. Sein Anteil an der landwirtschaftlichen Fläche liegt hier bei circa zehn Prozent, Tendenz steigend. Mit dem Programm "BioRegio Bayern 2020" setzt sich die Staatsregierung seit 2012 dafür ein, die Erzeugung von Bio-Lebensmitteln in Bayern bis 2020 zu verdoppeln. Auch die LfL hat den ökologischen Landbau zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte gemacht. Definiert als Querschnittsaufgabe werden an allen Instituten der LfL Forschungsprojekte zum ökologischen Landbau in enger Zusammenarbeit mit Praxisbetrieben und der Verbundberatung durchgeführt.

Dr. Klaus Wiesinger, Koordinator Kompetenzzentrum Ökolandbau, im Interview

Den gesamten Wissenstransfer dazu koordiniert das am Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz angesiedelte Kompetenzzentrum Ökolandbau. Ein Thema, das in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat, ist die Biodiversität in der Agrarlandschaft. Fest steht: Ökolandbau bietet beste Voraussetzungen für die Erhaltung der Artenvielfalt.
Interview im Detail

Bio bietet mehr – Artenvielfalt durch mehr Ökolandbau erhalten

Der ökologische Landbau verstand sich immer auch als Landwirtschaft zur Erhaltung der Artenvielfalt. Und tatsächlich, das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg konnte in einer jüngst vorgelegten Auswertung von Literatur aus den gemäßigten Breiten belegen, dass er eine höhere Biodiversität begünstigt. In Bayern engagieren sich viele Biobetriebe für die Biodiversität und gehen damit oftmals deutlich über die Einhaltung der EG-Öko-Verordnung hinaus. So legen Landwirte Hecken zwischen den Feldern neu an, pflegen alte Streuobstanlagen oder legen neue an. Auch für die Erhaltung von Ackerwildkräutern bietet der Ökolandbau besonders günstige Voraussetzungen. Dies liegt am Verzicht auf Herbizide, an der geringeren Intensität der Stickstoffdüngung und der damit verbundenen geringeren Konkurrenz durch Kulturpflanzen.

Wissen bündeln und vermitteln – eine der Aufgaben des Kompetenzzentrums Ökolandbau

Alle neun Institute der LfL wirken an Themen der ökologischen Landwirtschaft mit, sei es beim Pflanzenschutz, bei der Bodenfruchtbarkeit, bei der tierischen Erzeugung oder eben auch beim Bemühen um die Erhaltung der Biodiversität. Es wurden und werden eine Reihe von Forschungsprojekten hierzu bearbeitet. Die Ergebnisse müssen für die Praxis fruchtbar gemacht werden, sie werden auf direktem Weg oder über ein Beraternetz den Landwirten zur Verfügung gestellt. Den Wissenstransfer zum ökologischen Landbau organisiert zu großen Teilen das Kompetenzzentrum Ökolandbau. Es koordiniert die im Vorfeld notwendige Forschung und erarbeitet Inhalte für Schulung und Beratung oder wirkt aktiv mit. Die natürliche Biodiversität in der Agrarlandschaft ist seit Jahren eines der vorrangigen Themen im Rahmen der Wissensvermittlung. Zahlreiche Beratungsmaterialien dienen der Erhaltung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft.

Forschung und Praxis an einem Tisch – der Arbeitskreis Biodiversität

Der Arbeitskreis Biodiversität im ökologischen Landbau ist einer von insgesamt 20 Ökolandbau-Themenarbeitskreisen der LfL, die am Kompetenzzentrum betreut werden. Hier arbeiten Vertreter aus Beratung und Praxis des Ökolandbaus, Wissenschaftler der LfL sowie Vertreter weiterer Forschungseinrichtungen und Organisationen eng auf dem aktuellen Stand des Wissens zusammen. Gemeinsam identifizieren sie vorrangige Themen der Forschung, unterstützen den Start von Forschungs- und Wissenstransferprojekten und begleiten laufende Projekte mit ihrem Fachwissen. Zahlreiche Projekte entwickelten sich aus dem Arbeitskreis Biodiversität Ökolandbau heraus. Beispiele sind die jährliche Bio-Streuobsttagung der LfL (organisiert von der Arbeits-gruppe Kulturlandschaft am Institut), eine Beratungsgrundlage zu Regenwürmern in Bayern, eine weitere zu Laufkäfern, Forschungsprojekte zur Wiederansiedlung seltener Ackerwildkräuter auf Flächen von Biobetrieben sowie ein Forschungsprojekt zur Anreicherung artenarmer und extensiv genutzter Wiesen mit gebietsheimischem Mäh- oder Saatgut.

Biodiversität in der Praxis – Bildungsangebote (nicht nur) für Biobauern

Zeichnung einer Biene
Bei der Aus- und Fortbildung der bayerischen Landwirte an der 2013 im Rahmen von "BioRegio Bayern 2020" gegründeten Akademie für Ökologischen Landbau Kringell spielt die Biodiversität eine große Rolle. Bis Ende 2018 war die Akademie in der Trägerschaft der LfL und ging dann auf die Bayerischen Staatsgüter über. Das Kompetenzzentrum Ökolandbau war von Anfang an stark beim Aufbau der Akademie engagiert. Gemeinsam wurde das Fortbildungsseminar "Biodiversität und Naturschutz im ökologischen Landbau" konzipiert und weiterentwickelt, das bereits dreimal angeboten werden konnte. Ausgewählte Themen der Biodiversität stehen außerdem im Rahmen des jährlich stattfindenden Öko-Feldtages der LfL im Fokus.
Zusätzlich finden seit dem Jahr 2015 Fachexkursionen zu aktuellen Themen des ökologischen Landbaus statt. Organisiert werden diese Exkursionen in enger Zusammenarbeit mit den Öko-Erzeugerringen im Landeskuratorium für Pflanzliche Erzeugung (Bioland, Naturland, Biokreis und Demeter). 2018 führte die Fachexkursion Biodiversität in den Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Themen waren u.a. die Vermehrung und Wiederansiedlung seltener und gefährdeter Ackerwildkräuter, die Anlage von autochthonen Säumen und die Entwicklung und Umsetzung einzelbetrieblicher Naturschutzkonzepte. Die Angebote zum Wissenstransfer Ökolandbau von LfL und der Akademie richten sich nicht allein an Biobauern. Mehr und mehr konventionell wirtschaftende Bäuerinnen und Bauern besuchen die Veranstaltungen zu Ökolandbau und Biodiversität.

Die Biodiversitätskampagne 2019/2020, eine Plakatserie für die breite Öffentlichkeit

Im Rahmen der Biodiversitätskampagne hat die LfL gemeinsam mit der staatlichen Führungsakademie eine Plakatserie für die Öffentlichkeitsarbeit der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erarbeitet. Am LfL-Institut für Agrarökologie wurden die Beiträge zu Hecken, Wildlebensräumen und Streuobstwiesen wurden zum Beispiel die Beiträge erstellt. Ein vom Kompetenzzentrum Ökolandbau konzipierter Beitrag zeigt die positiven Auswirkungen des ökologischen Landbaus auf das Schutzgut natürliche Biodiversität in einer plakativen und einfach verständlichen Form. Die Serie besteht aus sechs Plakaten und beschreibt die Grundsätze des Ökolandbaus, den Schutz von Ackerwildkräutern, die Vorteile vielfältiger Fruchtfolgen oder den Schutz von Tagfaltern über den Erhalt und die Pflege von Streuobstwiesen.

Impressionen und Infos

Blick in ein Feld

Ackerwild-kräuter

eine Gruppe von Menschen steht an einem Getreidefeld

Wissenstransfer am Feldtag

Feld

Knollenplatt-erbse

Grafik

Plakat-Aktionen

"Der Biolandbau hat das Thema Biodiversität schon vor Jahren angeschoben."

"Das hat sicher stark mitgeholfen, dass diese Zukunftsfrage mittlerweile in der gesamten Landwirtschaft angekommen ist."

"Biodiversität ist in der Ökolandbau-Forschung der LfL eines der großen Zukunftsthemen. Wir organisieren institutsübergreifend wichtige Maßnahmen des Wissenstransfers."