8. Produkttag Spargel 2015

Kirpy-Vollernter im einsatz

Anfang 2015 trafen sich 75 interessierte Spargelerzeuger und -vermarkter sowie Handels- und Verbandsvertreter zum 8. Produkttag Spargel der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft im Landgasthof Vogelsang in Weichering.

Die LfL organisierte diesen Informationstag rund um das beliebte Frühlingsgemüse bereits zum achten Mal. Namhafte Referenten - auch aus dem Nachbarland Österreich - erörterten aktuelle Fragen rund um den Spargelanbau und seine Vermarktung.
Die Bedeutung des Herkunftsschutzes und der Schutz der Verbraucher vor einer missbräuchlichen Verwendung war Thema des Vormittags - ergänzt durch interessante Informationen, Hintergründe und Beispiele für erfolgreiche Marketingstrategien.
Die Optimierung der Spargelerzeugung, -ernte und -aufbereitung waren Thema des „produktionstechnisch“ betonten Nachmittagsprogramms. Dazu zählten die Versuchsergebnisse zum Spargelvollernter sowie neue Erkenntnisse und Möglichkeiten im Folienanbau ebenso wie die Hygiene im Spargelanbau.
Jakob Opperer, Präsident der LfL, wies in seiner Begrüßung auf den Fortschritt im Spargelanbau hin. Während die Spargelsaison noch von 25 Jahren nur gut zwei Monate dauerte, gibt es jetzt heimischen Spargel von Mitte März bis 24.Juni (Johanni). In diesem Zusammenhang erwähnte er auch die gute Zusammenarbeit zwischen LfL und LWG und dankte insbesondere Herrn Peter Strobl für sein langjähriges Engagement und seine Hilfestellung bei allen Fragen rund um die Spargelproduktion.
Die amtierenden Spargelköniginnen Martina I. von Schrobenhausen und Sophia Volkmann von Abensberg wünschten den Anwesenden eine gelungene Veranstaltung und allen Spargelerzeugern eine erfolgreiche, unfallfreie Ernte 2015.

HAL setzt sich für Produkte mit EU-Herkunftsschutz ein

Der Verein "Herkunftsschutz Agrarerzeugnisse und Lebensmittel" (HAL) setzt sich für Produkte mit EU-Herkunftsschutz wie z.B. Schrobenhausener Spargel g.g.A., Abensberger Spargel g.g.A., Bayerisches Bier g.g.A., Hallertauer Hopfen g.g.A., Allgäuer Bergkäse g.U., Bayerisches Rindfleisch g.g.A., Fränkischer Karpfen g.g.A. oder Bamberger Hörlna g.g.A. ein. HAL bündelt die Interessen der Hersteller von solchen geschützten Produkten und trägt ihre Interessen nach draußen, erklärte Geschäftsführerin Dr. Maria Linderer. Durch zahlreiche Werbemaßnahmen schafft der Verein das nötige Verbraucherbewusstsein. Die von der EU geförderte Kampagne "WeltGenussErbe Bayern" informiert über die Besonderheiten des Herkunftsschutzes und über ausgezeichnete bayerische Spezialitäten. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen derzeit fünf von insgesamt 26 bayerischen geschützten Spezialitäten (Allgäuer Bergkäse, Allgäuer Emmentaler, Bayerisches Bier, Nürnberger Rostbratwürste, Bayerischer Meerrettich). Ziel ist, die Bekanntheit der EU-Herkunftszeichen – Produkte mit besonderer Qualität und besonderer Tradition – beim Endverbraucher auszuweiten (vergleichbar mit Champagner, Parmesankäse oder Parmaschinken). „Wir haben in Bayern Lebensmittel, die es wert sind, ein besonderes Augenmerk darauf zu haben“, so Dr. Linderer.
WeltGenussErbe goes Italy
Ab Sommer 2015 soll das WeltGenussErbe auch in Italien bekannt gemacht weren (Messen, Presse). Am italienischen Markt haben sich g.g.A./g.U.-Spezialitäten am stärksten durchgesetzt und werden von den Verbrauchern am besten angenommen. Italien ist außerdem der stärkste Exportmarkt für bayerische Lebensmittel.

WeltGenussErbe Bayern Externer Link

Welche Möglichkeiten hat HAL, Erzeuger von Lebensmitteln mit geschützten Herkunftsangaben zu unterstützen?

Geschützte Herkunftsangaben vor denkbaren Verletzungshandlungen wie der Verwendung falscher Produkte oder einer Illegalen Verwendung von eingetragenen Wort-/Bildmarken zu schützen, macht sich HAL ebenfalls zur Aufgabe. Zunächst müssen die Betroffenen Kenntnis vom illegalen Handeln Dritter erlangen, um entsprechende rechtlicher Schritte dagegen einleiten zu können. Die zeitliche Verzögerung von der Aufforderung zum Abstellen des illegalen Handelns bis zu einer ggf. gerichtlichen Entscheidung steht beim Produkt Spargel einer kurzen Ernte- und Vermarktungssaison gegenüber und ist daher - in ein und derselben Saison - kaum zielführend. Bei etwaigen Missbrauchsfällen helfen daher nur schnell wirksame rechtliche Schritte wie ein einstweiliger Rechtsschutz (z.B. Vermarktungsverbot). Vor dem Hintergrund dieser Problematik bietet Herr von Butler, Generalsekretariat des Bayerischen Bauernverbandes, folgenden Lösungsansatz:
  • Die Kenntnisnahme von Verletzungshandlungen im Herkunftsschutz muss sofort an eine zentrale Anlaufstelle - unter Beifügung verlässlicher Informationen - und gemäß eines schematisierten Laufzettels, den HAL für die betroffenen Erzeuger entwickelt und zur Verfügung stellt, weitergeleitet werden.
  • Die Zentralstelle muss den Verletzter unverzüglich zur Beendigung der Verletzung auffordern - unter kürzester Fristsetzung (auch hier muss ein entsprechendes Muster zum Einsatz kommen).
  • Nach erfolglosem Ablauf der Frist müssen unverzüglich rechtliche Schritte eingeleitet werden. Hierbei gilt es, das rechtswidrige Handeln Dritter schnellstmöglich einzustellen. die Beauftragung einer Rechtsanwaltskanzlei für derartige Tätigkeiten ist schon im Vorfeld sinnvoll.
HAL kann in einer Rahmenvereinbarung mit einer Anwaltskanzlei Laufzettel, Musterschreiben und sofortige Tätigkeit für den Fall, dass rechtliche Schritte erforderlich werden, sicherstellen.

Regionaler Spargel in Österreich - Was braucht es für eine erfolgreiche Vermarktung?

Mit Wiener Charme und Witz machte Prof. Dr. Siegfried Pöchtrager vom Institut für Marketing & Innovation an der Universitär für Bodenkunde (Wien) den Anwesenden klar, wie wichtig es ist, den Kunden und seine Bedürfnisse genau zu kennen. Er zeigte auch die Unterschiede in Spargelproduktion und -verbrauch zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz auf. Der deutsche Verbraucher verzehrt jährlich 1,4 kg Spargel, der österreichische dagegen nur 0,6 kg. Der Konsument von heute will Sicherheit, glaubwürdige Produkte und Nachhaltigkeit und vor allem "in den Erzeugern Personen finden, die dafür stehen", so der Marketingfachmann. Die Zunahme der Singlehaushalte in Großstädten und ein immer geringeres Wissen über die Zubereitung von Spargel erfordern eine intensive Kommunikation mit dem Konsumenten. In Österreich werben die AMA (Agrarmarkt Austria) und der Verein "GenussRegionen Österreich" für regional produzierte und verarbeitete Lebensmittel und das einzigartige Zusammenspiel von Natur- und Kulturlandschaft, so auch für den Marchfeldspargel g.g.A.. Die Leitprodukte aus allen GenussRegionen Österreichs stehen für Herkunft, Sicherheit und Kontrolle. Zur erfolgreichen Marketingstrategie für Spargel gehören neben Gütesiegeln und Zertifizierung auch Hoffeste und -läden, Schaubetriebe, Kooperationen wie "Spargel und Wild" oder "Spargel und Wein", Bio-Angebote, attraktive Internetauftritte sowie eine breite Produktpalette bis zur Spargelschokolade oder dem Spargelpesto und nicht zuletzt kreative Spargelrezepte. Für jede Aktivität ist die jeweilige Zielgruppe entscheidend. "Wer soll mein Kunde sein?" frägt der praxiserfahrene Dozent, "danach wird die gesamte Arbeit ausgerichtet".
Produktgestaltung – Preisgestaltung – Auswahl der Vertriebswege – und eine intensive – Kommunikation nennt Pöchtrager die vier Säulen zum Erfolg. Für den Handel bedeutet Qualität v.aHaltbarkeit und Aussehen ("Produkt muss sich selbst verkaufen"), für den Konsumenten dagegen Frische, Geschmack und ggf. der Grad der Aufbereitung (Convenience). Zur Preisgestaltung verriet er ein paar Tipps: Nicht zu billig starten (eine Preiserhöhiung ist immer schwierig) Ein Einführungspreis ist möglich, muss aber dann als solcher sichtbar gemacht werden. Ist die Ware zu rasch verkauft, war der Preis zu niedri.g Zu stark genutzt ist zu billig. Der Preis darf nie diskutiert werden. Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Packung und je kürzer die Dienstleistung, desto teurer ist der Inhalt.
Jedes Produkt muss mit entsprechender Verpackung, Kennzeichnung und Image am Markt erfolgreich positioniert werden. Passen Produkt- und Dienstleistungsqualität, Menge und Preis, muss das Produkt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Dabei unterscheidet der Referent als Vertriebswege in der Direktvermarktung den Hofladen, Bauernladen, Verkaufsstand an der Straße, Shop in Shop, Fahrbaren Verkaufsladen, die Gastronomie und nicht zuletzt den Handel. Für alle genannten Vermarktungswege muss das Produkt entsprechend präsentiert werden."Die beste Ware lässt sich nicht verkaufen, wenn der Kunde sie nicht wahrnimmt ."

Ausführliche Präsentation: "Regionaler Spargel in Österreich - Was braucht es für eine erfolgreiche Vermarktung?" (zum Ausdrucken) pdf 811 KB

Spargelvollernter Kirpy - 5 Jahre im Versuchseinsatz

Vergleich von Hand- und Maschinenernte bei Spargel

Die Handernte von Spargel ist sehr zeitintensiv. Ein wesentlicher Anteil der Produktionskosten für Spargel (ca. 40%) entfällt deshalb auf die Lohnkosten der zur Ernte notwendigen Arbeitskräfte, erklärte Martin Schaser von der LfL. Nach den Herstellerangaben der Firma ai-solution war mit der KIRPY ab 2009 eine Maschine auf dem Markt, die der Handernte deutlich überlegen ist. Im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten finanzierten und von Verbänden unterstützen Forschungsprojekts wurden vom Referenten und Versuchsbetreuer von 2011 bis 2014 dazu folgende Ergebnisse erarbeitet:
Bei rein maschineller Ernte wurde ein Marktertrag von etwa 70 % des Ertrags bei Handernte erreicht. Bei der kombinierten Maschinen- und Handernte wurden 75 % des Marktertrags der Handernte erzielt. Da bei der mechanischen Ernte der gesamte Damm abgetragen wird und alle Spargel abgeschnitten werden, setzt sich das Erntegut aus Stangen verschiedener Länge zusammen. Der Anteil von Spargelstangen mit einer Länge zwischen 6 und 16,9 cm betrug bei ausschliesslich mechanischer Ernte 30 Prozent, bei der Kombination von Maschinen- und Handernte nur 20 Prozent. Bei der Ernte von Hand fällt der Anteil kurzer Stangen nicht ins Gewicht.
Positiv wirkt sich der KIRPY-Einsatz hinsichtlich der Pflanzengesundheit im Feld aus. Besonders der Anteil berosteter Stangen lässt sich durch die maschinelle Ernte signifikant reduzieren Ein überbetrieblicher Einsatz des Kirpy-Vollernters bei 1-2 Erntegängen ist deshalb sinnvoll, so Schaser.
Zusammenfassend stellte er fest:
  • Ein überbetrieblicher KIRPY-Einsatz ist bei 1 bis 2 Erntegängen sinnvoll.
  • Einsatz des Kirpy verbessert die phytosanitäre Situation auf dem Feld.
  • Hohes Aufdämmen und tiefes Unterschneiden der Dämme optimiert den Ertrag.
  • Technisches Entwicklungspotential ist weiterhin vorhanden.

Wirtschaftlichkeit des Kirpy-Einsatzes

Technische Entwicklungen für eine teil- oder vollautomatische Ernte von Spargel gab es bereits im Jahr 2003. Untersuchungen durch die Forschungsanstalt Geisenheim sowie vom Institut für Agrartechnik in Bornim zeigten keine wirtschaftlichen Vorteile dieser Technik, so Peter Strobl vom Amt für Landwirtschaft in Pfaffenhofen. Mit dem Kirpy der Firma ai-solution im Jahr 2009 kam eine weitere Neuentwicklung der maschinellen Ernte im Spargel auf den Markt. Bundesministerin Aigner hat in der Kategorie "Technik" dem Kirpy, der die schwere und zeitintensive Arbeit der Spargelernte wesentlich erleichtern soll, 2010 den Deutschen Innovationspreis für Gartenbau verliehen.
Da die Meinungen von Anbauern, Beratern und Wissenschaftlern hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit der maschinellen Ernte sehr kontrovers diskutiert wurden, sollte das Forschungsvorhaben objektive Daten und Fakten für die Praxis in Bayern und darüber hinaus liefern. Neben der LWG als zuständiges Institut war bei dem sehr aufwendigen komplexen Versuch (2010 – 2014) die LfL (Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte, Institut für Landtechnik) sowie die Fachberatung beteiligt. Durchgeführt wurde der Versuch auf dem Spargelerzeugerbetrieb Wolfgang Kügel in Abensberg, finanziert durch das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Wirtschaftliche Bewertung der maschinellen Ernte im Vergleich zur Handernte
Auf Grundlage der Versuchsdaten (Erträge und Qualitäten) wurde der erzielte Gewinn der drei Varianten Hand-, Maschine- und Kombination Maschinen-/Handernte miteinander verglichen. Bei dieser Berechnung sind wichtige Parameter wie Stundenlohn, Marktpreis, Erntekosten, Ertragsverlust bei der maschinellen Ernte zu berücksichtigen.
Bei derzeitigem Lohnniveau und erzielbaren Spargelpreisen hat sich eine negative Gewinnveränderung bei der Maschinenernte gegenüber der Handernte ergeben, weshalb der Maschineneinsatz nicht generell als unwirtschaftlich gelten muss, erklärte der versierte Spargelfachmann. Bei der Kombination beider Verfahren kann es - unter Ausnutzung der Vorteile der Maschine, nämlich der Erntesteuerung und Qualitätsverbesserung - u.U. sogar zu einer Gewinnoptimierung kommen.

Ausführliche Präsentation: "Wirtschaftlichkeit - Spargelernte Forschungsvorhaben – Kirpy in Bayern- 2011 - 2014" (zum Ausdrucken) pdf 687 KB

Richtiges Folienmanagement durch temperaturabhängige Steuerung

Dr. Ludger Aldenhoff vom Beratungsdienst Spargel und Erdbeeren Bruchsal erörterte zunächst physiologische Grundsätze der Foliensteuerung. Je wüchsiger die Pflanze, desto früher ist sie zwar erntbar, gleichzeitig steigt aber das Risiko für die Ausbildung hohler Stangen. Eine Neigung zu sog. "Aufblühern" bzw. zur Riefenbildung ist im Frühjahr bereits vorhersehbar, über ein "Temperaturmanagement" aber beeinflussbar, so Aldenhoff.
In 2013 und 2014 angelegten Versuchen zur temperaturgesteuerten Folienabdeckung wurde eine ehemals 3-fach-bedeckte Spargelfläche am 15. bzw. 18. April mit einer jeweils 4 x 10m Minitunnel-Folie ganztägig aufgezogen („Tunnel drauf“). Im ersten Versuchsjahr wurde die Folie von ca. 9.00 bis 18.30 Uhr („Tunnel gesteuert“), im zweiten Versuchsjahr von ca. 11.00 bis 15.00 Uhr abgelassen (4 Std. "ohne Tunnel“), am Folgetag beerntet und bewertet.
Nach dem ersten Versuch zeigte sich, dass hohle Stangen innerhalb von 3-10 Tagen nach großen Temperaturdifferenzen auftreten und kurzfristige Temperaturspitzen den Ertrag sogar reduzieren können (geringeres Wachstum bei Hitze; mehr Aufblüher und Riefige).
Als Resümée seiner Versuche zur Foliensteuerung gab Aldenhoff konkrete Empfehlungen:
Bei Kälte und Sonne und besonders zu Beginn der Saison (Unterboden ist noch relativ kühl) alle Tunnel bis ca. 10.00 Uhr aufdecken, ab ca. 15.00 Uhr erneut abdecken. So entstehen keine Temperaturspitzen und folglich verbrannte Köpfe, auch keine unnötige Abkühlung während der Nacht.
Sein Fazit zum Folienmanagement : Temperaturmanagement bleibt immer auch eine Gefühlsfrage, da viele Faktoren mitspielen (Bedarf, Menge, Wettervorhersage, Zeitpunkt in der Saison). Eine Vorgehensweise nach „Schema F“ ist sicher häufiger falsch als die Kombination aus Temperatursteuerung und „Bauchgefühl".

HACCP und Lebensmittelhygiene
Anforderung an die Hygiene bei der Spargelaufbereitung

Laut Dr. Martin Geyer vom Leibniz-Institut für Agrartechnik in Potsdam nehmen die hygienischen Anforderungen an Obst Gemüse ständig zu, dies gilt insbesondere für geschälten Spargel . Zur Verringerung des Hygienerisikos durch Eintrag von Mikroorganismen (MO) bei der Aufbereitung wird die Verwendung von Desinfektionsmitteln bzw. von Bioziden zunehmend diskutiert. Wird die Kühlkette eingehalten, geht von diesen Mikroorganismen normalerweise keine Gefahr aus. Kritisch wird es, wenn fäkalkoliforme Bakterien (Darmbakterien aus Fäkalien) ins Spiel kommen oder wenn sich Verderb oder Fäule auslösende Keime stark vermehren können. Das Problem bei MO ist, dass sie sich bei günstigen Temperaturen rasend schnell vermehren. Kritisch sind in der Aufbereitungskette von Spargel alle Stellen, wo Spargelstangen mit schmutzigem Wasser oder schmutzigen Oberflächen in Berührung kommen. So ist Waschwasser, welches aus Kostengründen im Kreislauf geführt, selten gewechselt wird und dadurch stark organisch belastet ist ein hervorragender Nährboden für Bakterien. Deshalb sollten die bekannten HACCP-Konzepte (Aufspüren der kritischen Stellen, Gegenmaßnahmen entwickeln, durchführen und dokumentieren) auch bei der Spargelaufbereitung und insbesondere beim Schälen stärker berücksichtigt werden. Dr. Geyer empfiehlt die Einhaltung der Kühlkette, häufigen Wasserwechsel und regelmäßiges hydraulisches (Wasser), mechanisches (Bürste) und chemisches (geeignete Reinigungsmittel) Reinigen der Maschinen und Behälter. Desinfizieren von schmutzigen Oberflächen und von organisch belastetem Waschwasser ohne Reinigung und Wasserwechsel funktioniert nicht und ist sinnlos, so der Referent. Geschälter Spargel ist weitgehend keimfrei, besitzt jedoch eine riesige verletzte Oberfläche, die eine perfekte Eintrittspforte für MO bildet. Zudem ist der austretende Zellsaft ein hervorragendes Futter für MO. Wird die Schälmaschine nur selten und nur mit Leitungswasser abgespritzt und landet der geschälte Spargel nach dem Schälen in trübem, ungekühltem Spülwasser, ist der schnelle Verderb vorprogrammiert.
Zulassung und Verwendung von Desinfektionsmitteln und Bioziden beim Spargel nennt der Referent einen gesetzlichen Graubereich. Bevor Chemie am Produkt eingesetzt wird, sollten zuerst alle anderen Hygienemaßnahmen in der gesamten Produktionskette ausgereizt werden, fasst Dr. Geyer abschließend zusammen, "Schmutz läßt sich nicht desinfizieren".

Ausführliche Präsentation: "Anforderungen an die Hygiene bei der Spargelaufbereitung - HACCP und Lebensmittelhygiene -" (zum Ausdrucken) pdf 1,0 MB

Betriebsvorstellung unter Berücksichtigung des Markenschutzes
Spargelernte mit System – im Hinblick auf den Mindestlohn

Franz Peter Allofs von der Spargelbaugenossenschaft Walbeck stellte seinen Betrieb vor: 1930 hat sein Großvater erstmals 0,5 ha Spargel angebaut. 1949 übernahm sein Vater den (Misch-)Betrieb und erweiterte den Spargalanbauauf 4,0 ha. 1979 übernimmt Franz Peter Allofs den Betrieb und stellt ihn auf Bullenmast (mit 5,0 ha Spargel) um, die er schließlich 1993 aufgibt und den Spargelanbau auf 10 ha vergrößert. Seit 2012 führt Sohn Michael Allofs den Betrieb, der heute 42 ha Spargel im Ertrag, 7 ha Spargelpflanzenvermehrung und 14 ha Rettich aufweist. Von seinem Spargel im Ertrag baut Allofs gute 27 ha unter Schwarz-Weiß-Folie, 9,5 ha im Minitunnel. 31 ha werden mit 21 Spargelspinnen geerntet, die restlichen Flächen von Hand. Eine Spargelsortiermaschine, eine Spargelschälmaschine und eine automatische Schalenverpackung erleichtern die Aufbereitung, der vermarktungsfähige Spargel wird alle 4 Std. abgeholt. Dabei unterstützen ihn 70 polnische Erntehelfer und sechs Spargelschälerinnen, 12 Verkäuferinnen und neun Aushilfsfahrer (Saisonarbeitskräfte). Unter "Spargelernte mit System" versteht Allofs den optimalen Einsatz seiner Arbeitskräfte. Dafür hat er drei Erntesysteme ausprobiert und verglichen. Nach seiner Einschätzung schneidet dabei das System mit einem Arbeitseinsatz von max. 4 Std. am Stück am Besten ab. Diese Variante ist für die Saisonarbeitskräfte wesentlich Kräfte sparender, unnötiges Laufen entfällt. Zudem kann die Erntemmaschine schneller fahren, was sich eindeutig positiv auf die Ernteleistung auswirkt. Allerdings kann die einseitige Haltung auch Schmerzen im Hüft- und Wirbelsäulenbereich verursachen, die Handgelenke sind einer stärkeren Belastung ausgesetzt.

Ausführliche Präsentation: "Spargelhof Allofs" (zum Ausdrucken) pdf 6,6 MB

Nachmittagsmoderator Oskar Kreß von der LWG in Veitshöchheim bedankte sich bei Spargelfachberater Peter Strobl, der im Frühjahr 2015 seinen wohl verdienten Ruhestand antritt, für die langjährige Unterstützung.
Institutsleiter Dr. Peter Sutor forderte dieTeilnehmer der Veranstaltung abschließend auf, in der Vermarktung besser zusammen zu stehen und sich an den bestehenden Angeboten zur Imagesteigerung zu beteiligen, sei es bei den geschützten Herkunftsangaben oder am Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm Geprüfte Qualität - Bayern. Darüber hinaus empfahl er das Mitmachen im Regionalportal für eine bessere Vernetzung eigener Internet- mit Verbandsseiten.

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7. Produkttag Spargel 2014

Damit Spargel ein hochwertiges Qualitätsprodukt bleibt, muss alles stimmen: Von der richtigen Sortenwahl über eine sorgsame Erzeugung bis zum erfolgreichen Marketing mit einer gelungenen Präsentation in Handel und Gastronomie. Mit den Themen des 7. Produkttages Spargel wurden von den Referenten auch in diesem Jahr aktuelle Fragen rund um den Spargelanbau vorgestellt und diskutiert.
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