Milchreporte Bayern

Braunvieh-Kühe im Stall beim Fressen

Das Institut für Agrarökonomie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt den jährlich erscheinenden "Milchreport Bayern". Er dient für Landwirte und Berater als Informationsquelle und gibt Hilfestellung bei betrieblichen Entscheidungen.

Die Betriebszweigabrechnungen werden seit 2011 mit dem Programm BZA OFFICE nach der DLG-Systematik erstellt. Sie wird von Beratern zusammen mit dem Landwirt erstellt und liefert eine Vollkostenbetrachtung auf Betriebszweigebene. Datengrundlage sind der BMEL-Buchführungs­abschluss, das Herkunfts- und Informationssystem Tier (HIT) und das Milchleistungsprüfungsergebnis des LKV Bayern. Für eigene Arbeit, Fläche und Kapital erfolgt ein Lohn-, Pacht- und Zinsansatz.

Milchreport Bayern 2021

Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung (BZA) Milchproduktion 2020/21

Das BZA-Ergebnis 2020/21 der teilnehmenden bayerischen Milchviehbetriebe ist beim Saldo auf Vollkostenebene mit -2,7 ct/kg Milch noch einmal knapp über dem 12-jährigen Mittelwert und auch wieder nur auf Höhe des Vorjahrs (-2,6 ct/kg). In den letzten 12 Jahren war einzig und allein das Jahr 2017/18 aus unternehmerischer Sicht befriedigend.

Mit 113 Kühen und bald 1,1 Million kg erzeugte Milch sind die BZA-Betriebe deutlich größer als der bayerische Durchschnitt – und haben trotzdem keine Vollkostendeckung und damit auch nicht die vorbelegte Faktorentlohnung für gebundene Unternehmerarbeitszeit, -fläche und kapital erreicht.

Deutlicher Strukturvorteil im bayerischen Vergleich

Die Gruppe der BZA-Betriebe im 18. Milchreport Bayern übertrifft das bayerische Mittel bezüglich Größe, Management und Professionalität deutlich. Mit mittlerweile knapp 1,1 Millionen kg Milch Jahresproduktion von 113 Kühen und 113 ha LF sind die Betriebe des Milchreport Bayern rund drei Mal so groß wie der Durchschnitt bayerischer Milchviehbetriebe und gut zweimal so groß wie der durchschnittliche LKV-Betrieb in Bayern.
Tabelle: Vergleich der BZA-Milchviehbetriebe mit dem bayerischen Durchschnitt
Ø Deutsch­land1)Ø Bayern gesamt1)Ø Bayern gesamt1)Ø LKV-Betriebe2)Ø LKV-Betriebe2)Ø BZA-Betriebe3)Ø BZA-Betriebe3)
202120202021
202020212019/202020/21
Anzahl Milchviehbetriebe54.78726.34525.20817.55316.7888158
Anzahl Milchkühe gesamtTsd. Kühe3.8331.1041.0869269138,7806,554
HerdengrößeKühe je Betrieb7042435354108113
Milchleistung (erzeugte Milch)kg nat. je Kuh4)8.4887.4547.4688.1878.1489.1739.098
Erzeugte Milch je BetriebTsd. kg nat.5)5943123224324431.0381.087
Fettgehalt6)%4,144,244,254,214,234,194,22
Eiweiß­gehalt6)%3,463,543,533,533,543,553,54
Milch­leistung ECM7)kg ECM je Kuh8.6697.7377.7558.4648.4489.4749.572

1) Datengrundlage: Statistisches Bundesamt (Novemberzählung), LfL-IEM; teils Werte vorläufig; Für Bayern Inhaltsstoffe für konventionelle Milch
2) Betriebe unter Milchleistungsprüfung des LKV Bayern: Daten aus LKV-Jahresbericht (Betriebe und Kühe: Tabelle 1, Milchleistung und Inhaltstoffe: Tabelle 2)
3) Bayerische BZA-Betriebe mit Betriebsschwerpunkt Milcherzeugung
4) Erzeugte Milch mit tatsächlichen Inhaltsstoffen; BLE Milcherzeugung, Milchlieferung und Milchertrag; IEM; LKV; BZA
5) berechnet über Kuhzahl und Milchleistung/Kuh, nur bei den BZA-Betrieben der Gruppenmittelwert
6) BLE 1.1 Erzeugung von Milchfett und Milcheiweiß im April; IEM (konv. Milch); LKV; BZA
7) Energiekorrigierte Milch standardisiert auf 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß; bei fehlendem Gruppenmittelwert mit Formel berechnet

Den vorherrschenden Betriebstypen in Bayern mit 30 bis 70 Kühen fällt es deutlich schwerer, die Größeneffekte bei Festkosten und Arbeitsproduktivität zu nutzen und sie weisen grundsätzlich höhere Produktionskosten und eine deutlich niedrigere Stundenverwertung auf. Vor allem die kleinen Milchviehbetriebe sind auf einen Zuerwerb angewiesen.

Trotz Strukturvorteil keine Vollkostendeckung

Ergebnisse in Stichpunkten für 2020/21:

  • Bei einem Auszahlungspreis von 40,2 ct/kg Milch (brutto, tats. Inhaltsstoffe; Vorjahr 39,4 ct/kg) wurden im Durchschnitt der BZA-Betriebe Unternehmerverluste in Höhe von -2,7 ct/kg bzw. -258 €/Kuh realisiert (Vorjahr -2,6 ct/kg, -249 €/Kuh).
  • Im Mittel stiegen Leistungen und Produktionskosten um 0,5 ct/kg.
  • Der Gewinnbeitrag im Betriebszweig Milch (vor kalkulatorischen Faktorkosten, vor entkoppelten Prämien) betrug 10,5 ct/kg bzw. 1.005 €/Kuh (Vorjahr 11,4 ct/kg bzw. 1.084 €/Kuh).
  • Ausgehend von der kalkulatorischen Faktorkostendeckung von 87,6 % belief sich die mittlere Arbeitsentlohnung in den überwiegend als Familienbetrieb organisierten Unternehmen auf rund 16,5 € pro geleistete Familien-Arbeitsstunde bei einer gleichzeitigen Kapitalverzinsung von 3,5 % (Vorjahr 16,3 €/Familien-AKh, 3,5 %).
  • Mit der nochmals leicht verschlechterten Rentabilität sank auch die Liquidität der Milchviehhalter. Der Cash Flow I des Betriebszweigs fiel leicht von 17,6 (Vorjahr) auf 16,8 ct/kg. Dabei sind etwaige Tilgungslasten oder nichtlandwirtschaftliche Zahlungsströme in der Unternehmerfamilie (u. a. Privatbereich, Gewerbe) nicht berücksichtigt.

Der BZA-Gewinnbeitrag vor entkoppelten Prämien beträgt 2020/21 10,5 ct/kg ECM

Erfolgsunterschiede wieder enorm, Trendwende im nächsten Wirtschaftsjahr

Wie in jedem Jahr belegen die Auswertungen auch im diesjährigen Milchreport die extrem weiten Varianzen betrieblichen Erfolgs – unabhängig von Größe, Milchleistung, Melktechnik oder Futterration. Allein der Blick auf den Gewinnbeitrag je Kuh reicht dazu aus. In jeder Größengruppe steckt mindestens der Faktor 3 zwischen den unteren und oberen Viertelergebnissen.

Ausblick: Das Kalenderjahr 2022 wird für Milchviehbetriebe das Jahr der Superlative mit einer Milchpreisspitze von 60 ct/kg und extremen Produktions- und Baukostensteigerungen. Die erste Jahreshälfte 2022 geht in die nächste Wirtschaftsjahrauswertung ein und dürfte trotz Kostensteigerungen endlich zu vollkostendeckenden Milchpreisen bei deutlich mehr Betrieben führen.

Dennoch bestimmt Unsicherheit die Erwartung vieler Betriebsleiter*innen. Generell wird der Druck auf die Tierhaltung weiter Bestand haben, auch wenn die Ernährungssicherung wieder an Bedeutung gewinnen wird. Aber der European Green Deal mit der Farm to Fork Strategie und die neue grünere GAP werden mit ihren Zielen zur weiteren Bestandsreduzierung führen, ebenso die vielerorts zunehmende Sommertrockenheit. In Summe könnte das zu einer Milchpreisstabilisierung auf höherem Niveau führen, so dass trotz Kostensteigerung eine rentable Milchproduktion für gut geführte Betriebe zu erwarten ist.

Die ausführlichen Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion 2020/21 sind in einer LfL-Information zusammengefasst. Dieses Werk kann als PDF-Datei abgerufen werden.

Ansprechpartner
Guido Hofmann, Bernhard Ippenberger
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1111
E-Mail: agraroekonomie@lfl.bayern.de