Milchreporte Bayern

Braunvieh-Kühe im Stall beim Fressen

Das Institut für Agrarökonomie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft erstellt den jährlich erscheinenden "Milchreport Bayern". Er dient für Landwirte und Berater als Informationsquelle und gibt Hilfestellung bei betrieblichen Entscheidungen.

Die Betriebszweigabrechnungen laufen seit 2010 mit dem Programm BZA OFFICE nach der DLG-Systematik ab. Sie wird von Beratern zusammen mit dem Landwirt erstellt und liefert mit dem Kalkulatorischen Betriebszweigergebnis den Überschuss auf Vollkostenebene (Unternehmergewinn). Datengrundlagen sind der BMEL-Buchführungsabschluss, das Herkunfts- und Informationssystem Tier (HIT) und das Milchleistungsprüfungsergebnis des LKV Bayern. Hinzu kommt der Lohn-, Pacht- und Zinsansatz für die eigene Arbeit, die eigene Fläche und das eingesetzte Kapital.

Milchreport Bayern 2024

Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung (BZA) Milchproduktion 2023/24

Das Wirtschaftsjahr 2023/24 war geprägt von einem starken Rückgang bei den Erzeuger- und einem leichten Rückgang bei den Produktionsmittelpreisen – ein Jahr der Konsolidierung nach dem Ausnahmejahr 2022/23, in dem bedingt durch Krieg und andere Krisen zuerst die Kosten und dann die Leistungen neue Höchststände erreichten.

Im Saldo führten die Preisverschiebungen in diesem Milchreportjahr zwar zu einem Rückgang um 30 bis 40 % des Ergebnisses auf Deckungsbeitrags-, Gewinn- und Unternehmergewinnebene. In der mehrjährigen Rückschau reiht sich die diesjährige Auswertung trotzdem auf allen drei Saldoebenen in die Gruppe der Spitzenjahre ein.

Mit einem Gewinnbeitrag der Milchkuh (mit Nachzucht) von rund 1.600 Euro konnte die Arbeitszeit mit 27 Euro die Stunde entlohnt werden – kalkuliert wurde vorab mit 22,40 Euro. Das war erst das vierte Jahr seit Beginn der Vollkostenauswertung 2003/04 mit einem Überschuss auf Vollkostenebene.

Deutlicher Strukturvorteil im bayerischen Vergleich

Die Gruppe der BZA-Betriebe im 21. Milchreport Bayern übertrifft das bayerische Mittel bezüglich Größe, Management und Professionalität deutlich. Mit mittlerweile rund 1,23 Millionen kg Milch Jahresproduktion von 122 Kühen und 102 Hektar Erntefläche erzeugen die Betriebe rund dreimal so viel Milch wie der Durchschnitt der bayerischen Milchviehbetriebe.
Tabelle: Vergleich der BZA-Milchviehbetriebe mit dem bayerischen Durchschnitt
Ø Deutsch­land1)Ø Bayern gesamt1)Ø Bayern gesamt1)Ø LKV-Betriebe2)Ø LKV-Betriebe2)Ø BZA-Betriebe3)Ø BZA-Betriebe3)
202420242023
202420232023/242022/23
Anzahl Milchviehbetriebe48.64922.45523.36515.03915.5898367
Anzahl Milchkühe gesamtTsd. Kühe3.5891.0361.05787789310,096,55
HerdengrößeKühe je Betrieb73,846,145,258,357,3121,6138,4
Milchleistung (erzeugte Milch)kg nat. je Kuh4)9.4458.4797.7668.5978.3379.5539.486
Erzeugte Milch je BetriebTsd. kg nat.5)6973913515024781.1621.313
Fettgehalt6)%4,094,204,214,174,184,154,13
Eiweiß­gehalt6)%3,483,533,523,533,523,533,51
Milch­leistung ECM7)kg ECM je Kuh9.6038.7568.0248.8488.5859.7419.639

1) Datengrundlage: Statistisches Bundesamt (Novemberzählung), LfL-IEM; teils Werte vorläufig; Für Bayern Inhaltsstoffe für konventionelle Milch
2) Betriebe unter Milchleistungsprüfung des LKV Bayern: Daten aus LKV-Jahresbericht (Betriebe und Kühe: Tabelle 1, Milchleistung und Inhaltstoffe: Tabelle 2)
3) Bayerische BZA-Betriebe mit Betriebsschwerpunkt Milcherzeugung
4) Erzeugte Milch mit tatsächlichen Inhaltsstoffen: D + BY: BLE Milcherzeugung und -verwendung (neue BLE-Schätzmethode ab 2022 - erzeugte Milch jetzt nahe LKV-Milchleistung), LKV; BZA
5) berechnet über Kuhzahl und Milchleistung/Kuh, nur bei den BZA-Betrieben der Gruppenmittelwert
6) BLE 1.1 Erzeugung von Milchfett und Milcheiweiß im April; MIS (konv. Milch); LKV; BZA
7) Energiekorrigierte Milch standardisiert auf 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß; bei fehlendem Gruppenmittelwert mit Formel berechnet

In Bayern sind knapp 62 Prozent der Milchviehhalter in der Gruppe bis 50 Milchkühe zu finden. Diese Betriebe haben im Vergleich bezogen auf die Milchkuh deutlich höhere Produktionskosten und Arbeitszeitaufwendungen und in der Folge eine deutlich niedrigere Stundenverwertung, da in kleineren Produktionen die Skaleneffekte beim Einkauf und das Potential in der Arbeitsproduktivitätssteigerung nicht in dem Umfang gehoben werden können. Vor allem in kleinen Milchviehbetrieben ist der Zuerwerb daher die Regel.

Das zweite Jahr in Folge ein Überschuss auf Vollkostenebene

Ergebnisse in Stichpunkten für 2023/24:

  • Der Auszahlungspreis betrug 49,6 ct/kg Milch (netto, tats. Inhaltsstoffe; Vorjahr 57,3 ct/kg) Der Überschuss auf Vollkostenebene lag bei 0,68 ct/kg ECM erzeugt oder umgerechnet 0,71 ct/kg nat Verkauf (Vorjahr 6,88 ct/kg ECM bzw. 7,14 ct/kg nat).
  • Der Gewinnbeitrag im Betriebszweig Milchkuh mit Färsenaufzucht (vor kalkulatorischen Faktorkosten, vor entkoppelten Prämien) betrug 16,65 ct/kg bzw. 1.622 €/Kuh (Vorjahr 22,3 ct/kg bzw. 2.149 €/Kuh).
  • Im Durchschnitt der Betriebe blieb nach Entlohnung der im Unternehmen gebundenen Produktionsfaktoren mit den vorab festgelegten Faktoransätzen ein Überschuss von 8.019 € als Lohn für das eingegangene unternehmerische Risiko (Vorjahr 91.000 €). 2
  • Mit der deutlich verbesserten Rentabilität stieg auch die Liquidität der Milchviehhalter. Der Cashflow I des Betriebszweigs beträgt im 15-Jahresdurchschnitt knapp 20 ct/kg, stieg im Vorjahr auf 30,7 ct/kg und sank nun auf knapp 25 ct/kg. Die Kennzahl addiert den Gewinn und die Abschreibungen und gibt an, wie viel für Privatentnahmen, Investitionen und Tilgungen aus dem Betriebszweig zur Verfügung steht.

Der BZA-Gewinnbeitrag vor entkoppelten Prämien beträgt 2023/24 16,7 ct/kg ECM

Erfolgsunterschiede wieder enorm

Wie in jedem Jahr belegen die Auswertungen auch im diesjährigen Milchreport die extremen Varianzen des betrieblichen Erfolgs – unabhängig von Größe, Milchleistung, Melktechnik oder Futterration. Das untere Viertel kam auch in diesem Spitzenjahr auf keine Vollkostendeckung (-944 Euro/Kuh). Beim Saldo auf Vollkostenebene fehlen ihm gegenüber dem oberen Viertel beim Kalk. BZE 1.800 Euro/Kuh, beim Gewinn auf Buchführungsebene sind es immer noch knapp 1.200 Euro.

Im Durchschnitt aller BZA-Betriebe lag der Gewinnbeitrag der Milchkuh im Milchreportjahr 2023/24 mit 1.615 Euro zwar mehr als 500 € unter Vorjahresniveau (2.135 €/Kuh), liegt aber trotzdem um fast 400 € über dem zehnjährigen Durchschnitt (1.223 €/Kuh). Das kommende Milchreport-Auswertungsjahr 2024/25 könnte das Spitzenergebnis von 2022/23 übersteigen, auf bayerischer Buchführungsebene dürfte der Gewinnbeitrag nahe an die 2.000 €-Marke heranreichen.

Mit der aktuell deutlich verbesserten Liquidität können Rücklagen gebildet und Investitionen getätigt werden. Die zu treffenden Entscheidungen werden auch von den Rahmenbedingungen abhängen, welche die Milchviehhalter aktuell und in Zukunft in Bayern, Deutschland, der EU und weltweit erwarten.

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt derzeit die Milchbranche sehr und ist über die Molkereien auch beim Milcherzeuger angekommen. Die Treibhausgasemissionen der eigenen Milchkuhhaltung können nun auch über BZA Office berechnet werden: Über eine Schnittstelle werden die – bereits detailliert erfassten – Betriebszweigdaten der Milchkuhhaltung im Treibhausgasmodul des Internetdeckungsbeitragsrechners Milchkuhhaltung berechnet und das Ergebnis an BZA Office übermittelt. Die Verknüpfung von Ökonomik, Fütterung, Effizienz und THG-Emissionen macht die BZA zum Instrument der nachhaltigen Betriebsoptimierung. Darin spiegelt sich der gesamtbetriebliche Ansatz wider - nicht nur auf eine Facette der Nachhaltigkeit zu blicken.

Die ausführlichen Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion 2023/24 sind in einer LfL-Information zusammengefasst. Dieses Werk kann als PDF-Datei abgerufen werden.

Ansprechpartner
Guido Hofmann, Bernhard Ippenberger
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1111
E-Mail: agraroekonomie@lfl.bayern.de

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