Buchführungsauswertung der spezialisierten Milchviehbetriebe in Bayern
Viertelauswertung der spezialisierten Milchviehbetriebe 2023/24

Fleckviehkühe im Laufstall

Ein Gewinn pro Milchkuh in Höhe von 2.700 Euro oder nur 200 Euro mit 40 bis 50 Milchkühen? Handelt es sich dabei um Extrembetriebe oder Extremjahre? Nein. Das sind Zahlen aus dem Viertelvergleich der konventionell und ökologisch wirtschaftenden spezialisierten Milchviehbetriebe im Wirtschaftsjahr 2023/24 in den ausgewählten Größengruppen.

Über viele Jahre lag das mehrjährige Mittel um die 1.000 Euro Gewinn/Kuh. Er wird durch das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit dem Allzeithoch beim Milchpreis im Dezember 2022 (62 Cent netto für konventionelle Milch) und dem aktuellen Auswertungsjahr deutlich nach oben verschoben: Die spezialisierten Milchviehbetriebe mit einer Verkaufsmenge von mindestens 60.000 kg Milch in Bayern kommen nun auf 1.200 Euro/Kuh bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben und auf 1.430 Euro/Kuh bei den Ökobetrieben.

Öko-Milchkuh mit der deutlich besseren Kuhplatzverwertung

Im Durchschnitt der letzten Jahre hat die Öko-Milchkuh trotz niedrigerer Milchleistung die deutlich bessere Platzverwertung – bedingt durch den höheren Öko-Milchpreis und den höheren Prämienanteil – im aktuellen Auswertungsjahr sind es 270 Euro Gewinnvorteil (Gesamtgruppe > 60.000 kg Milch). Diese Situation hatte sich im Wirtschaftsjahr 2022/23 auf hohem Niveau umgekehrt, so dass die konventionelle Milchkuh eine um 180 Euro höhere Kuhplatzverwertung erzielte.

Konventionell wirtschaftende Betriebe

Gewinn im Wirtschaftsjahr 2023/24 von 10.000 bis 113.000 Euro

Alle bayerischen Milchviehbetriebe hielten im Jahr 2024 im Mittel 46 Milchkühe, die spezialisierten Milchviehbetriebe mit mind. 60.000 kg Verkaufsmilch in dieser Buchführungsauswertung halten 63 Milchkühe. Die Gruppe mit 300.000 bis 420.000 kg Verkaufsmilch von 49 Kühen kommt dem bayerischen Durchschnitt am nächsten (Tabelle 1). Im Wirtschaftsjahr 2023/24 beträgt der Gewinn dieser Gruppe 60.000 Euro mit einer Spreizung in der Viertelauswertung (Gruppenbildung nach Betriebseinkommen) von 10.000 Euro bis 113.000 Euro (Vorjahr 93.000 Euro/Betrieb, von 41.000 – 139.000 Euro)!
Tabelle 1: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
300-420– 25 %52,349,01,52358.6287.3269.775-30.818
300-420Durchschnitt54,849,11,58360.5057.33559.6471.396
300-420+ 25 %59,250,41,52377.0077.486112.78728.051
Im Vollerwerb muss die Lebenshaltung der Familie und die notwendige Eigenkapitalbildung zur Weiterentwicklung des Betriebs vollständig aus dem Gewinn bedient werden, wofür bei den aktuellen Lebenshaltungskosten mindestens 90.000 Euro als notwendig erachtet werden.
Beim oberen Viertel mit 113.000 Gewinn in einem leicht überdurchschnittlichen Wirtschaftsjahr handelt es sich um einen stabilen Vollerwerb mit 50 Milchkühen, beim Gruppendurch-schnitt fehlen 10.000 Euro und das untere Viertel mit 10.000 Euro Gewinn (im Gruppenmittel!) lebt von den Abschreibungen und außerlandwirtschaftlichen Einkünften.

Das obere Viertel machte 2.000 Euro mehr Gewinn – pro Kuh!

Über 100.000 Euro Gewinnunterschied zwischen oberen und unteren Viertel von rund 50 Milchkühen führen zu einer um 2.000 Euro höheren Kuhplatzverwertung (Tabelle 2).
Tabelle 2: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, konventionell
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futterflächeGewinn Euro je ha LF
300-420– 25 %2,76.4392,58200131187
300-420Durchschnitt16,537.87015,151.2148201.089
300-420+ 25 %29,974.20229,682.2401.6841.904
unteren Viertel mit einem Gewinn/Kuh von 200 Euro müssten theoretisch 450 Kühe versorgt werden. Da je nach Automatisierungsgrad und einzelbetrieb-licher Situation in den meisten Betrieben bei 60 bis 120 Kühen die Familienarbeitsmacht an ihre Auslastungsgrenze kommt, würde hier bereits ein Teil der Arbeit von angestellten Mit-arbeitern erledigt werden. Deren Lohn würde wiederum den Gewinn des Betriebes nach un-ten drücken. Das gleiche gilt für die notwendigen Wachstumsinvestitionen und Zupacht von Flächen.

Eigenkapitalbildung = Gewinn + lfd. Einnahmen - lfd. Entnahmen

Gewinn, lauf. Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – konventionelle BetriebeZoombild vorhanden

Abb. 1: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – konventionelle Betriebe

Vom landwirtschaftlichen Gewinn und den sonstigen Einkünften lebt die Unternehmerfamilie. Der Gewinn zzgl. den laufenden Einnahmen und abzgl. der laufenden Entnahmen ergibt schließlich die Eigenkapitalbildung (Abbildung 1). Liegen die Entnahmen (gelber Punkt) unter der Summe aus Gewinn + Einlagen ist die Eigenkapitalbildung (graues Dreieck) positiv – was dieses Jahr in allen vier Gruppen der Fall war. Doch nur die beiden größeren Gruppen lagen mit 21.000 Euro und 46.000 Euro/Jahr über dem Zielwert von 15.000 Euro für kleine bis mittelgroße Milchviehbetriebe. Die Eigenkapitalbildung wird benötigt zum Inflationsausgleich (Kostensteigerung bei Ersatzbeschaffungen), zur Finanzierung von Wachstumsschritten (Eigenkapitalanteil) und zur Rücklagenbildung für unternehmerische Risiken (u. a. Marktrisiko). Je spezialisierter und größer ein Betrieb ist, umso höher muss die Eigenkapitalbildung sein: werden 1 Mio. kg Milch abgeliefert, bedeuten 10 Cent Milchpreisrückgang 100.000 Euro Milchgeldrückgang.

Starke Gewinnschwankungen im Mehrjahresvergleich

Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – konventionellZoombild vorhanden

Abb. 2: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – konventionell

Wie heißt es immer so schön? Ein Jahr ist kein Jahr. Deshalb nun hier zum Abschluss der konventionellen Auswertung die Gewinne der spezialisierten Milchviehbetriebe in den Größengruppen der letzten fünf Jahre. Die letzten drei Jahre heben sich deutlich von den ersten beiden Jahren ab und das kommende Wirtschaftsjahr 2024/25 wird die Linie wieder deutlich nach oben verlängern. Aus ökonomischer Sicht erfreuliche Zeiten für Milchviehbetriebe.
In wirtschaftlich guten Zeiten geht der unternehmerische Fokus auf die Stabilisierung des Unternehmens. Dazu gehört unter anderem auch die Sicherung der Flächenausstattung, um ausgeglichene Nährstoffflüsse gewährleisten zu können und die Optimierung der Arbeitsorganisation, damit unsere Milchviehbetrieb weiterhin attraktiv bleiben für die Hofnachfolge.

Ökologisch wirtschaftende Betriebe

Die Erzeugerpreisdifferenz zwischen konventioneller und ökologischer Milch wieder größer

Nettomilchpreise und Preisdifferenz bei konventioneller und ökologischer MilchZoombild vorhanden

Abb. 3: Nettomilchpreise und Preisdifferenz bei konventioneller und ökologischer Milch

Im Jahr 2024 lag der Biomilchanteil in Bayern bei knapp 9 %. Den Höhenflug der konventionellen Milchpreise hat der eher regional verankerte Biomilchmarkt nicht mitgemacht. Im Durchschnitt des Wirtschaftsjahrs 2023/24 betrug der Abstand zum konventionellen Milch-preis wieder 8,62 ct/kg netto (Vorjahr: 5,47 ct/kg). Im fünfjährigen Mittel (bis Dezember 2024) sind es knapp 9,61 Cent. (Abbildung 3).
Im Ausnahmejahr 2022/23 wurden bei den konventionellen Betrieben die gestiegenen Produktionsmittelpreise für Diesel, Kraftfutter etc. durch den Milchpreisanstieg überkompensiert. Das war im Ökobereich nicht der Fall. Wohl einmalig in all den Auswertungsjahren war der Gewinn/Kuh und damit die Platzverwertung in den konventionell geführten Betrieben höher als der Gewinn/Kuh im Ökobetrieb (Gesamtgruppenvergleich > 60.000 kg Verkaufsmilch). Im aktuellen Auswertungsjahr 2023/24 beträgt der Ökovorteil wieder 267 Euro Gewinn je Milchkuh.

Gewinn im Wirtschaftsjahr 2023/24 von 29.000 bis 104.000 Euro

Die Familie erwirtschaftete mit den 38 Kühen einen Gewinn von 63.000 Euro, die konventionelle Vergleichsgruppe hatte 60.000 Euro mit 49 Milchkühen. Die Platzverwertung erreicht 1.653 Euro Gewinn/Kuh und liegt damit wieder deutlich über dem Niveau der konventionellen Gruppe (1.214 Euro Gewinn/Kuh). (Tabelle 3).
Tabelle 3: Betriebsdaten, Produktionstechnik und Ökonomik im Gesamtbetrieb – ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenFläche haHerden­größe KüheArbeits­kräfte Fam.-AK/BetriebVerkaufte Milch kgVerkaufte Milch kg/Kuh und Jahrzeitraum­echter Gewinn Euro/BetriebEigen­kapital­bildung Euro/Betrieb
180-300– 25 %46,238,91,53231.6105.94829.202-8.548
180-300Durchschnitt49,238,01,63231.2746.09162.7624.766
180-300+ 25 %51,638,31,60238.0306.6221104.14226.405

Das obere Viertel machte je Kuh rund 2.000 Euro mehr Gewinn

Die Differenz zwischen oberem und unterem Viertel betrug 75.000 Euro. Trotzdem kam das untere Viertel noch auf einen Gewinn von 750 Euro/Kuh (konv. 200 Euro), im oberen Viertel trug jede Kuh 2.722 Euro zum Gesamtgewinn bei (konv. 2.240 Euro). (Tabelle 4).
Tabelle 4: Stückgewinn je kg Milch, je AK, je ha HFF, je Kuh und je ha LF, ökologisch
Betriebs­größe Tsd. kg MilchAuswertungs­gruppe sortiert nach Betriebs­einkommenGewinn Cent je kg MilchGewinn Euro je AK (Familie)Gewinn Euro je AKh bei 2.500 AKh/AKGewinn Euro je KuhGewinn Euro je ha Haupt­futterflächeGewinn Euro je ha LF
180-300– 25 %12,619.0967,64750326631
180-300Durchschnitt27,138.52915,411.6536791.276
180-300+ 25 %43,865.29326,122.7221.1032.019

Im Durchschnitt aller Ökobetriebe konnten 15.000 Euro Eigenkapital gebildet werden

Abb. 4: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – öko BetriebeZoombild vorhanden

Abb. 4: Gewinn, laufende Einlagen und Entnahmen sowie Eigenkapitalbildung – ökologische Betriebe

Im Durchschnitt aller Ökobetriebe (> 60.000 kg Milch) konnten 15.000 Euro Eigenkapital gebildet werden (Vorjahr 18.000 Euro), in den Untergruppen gelang es aber nur in der größten Her-de mit 35.000 Euro Eigenkapitalzuwachs über die Zielgröße von 15.000 Euro für kleine bis mittelgroße Milchviehbetriebe zu kommen.

Gewinnschwankungen im Ökobereich geringer

Abb. 5: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – ökologischZoombild vorhanden

Abb. 5: Unternehmensgewinn im Mehrjahresvergleich in den Größengruppen – ökologisch

Wie der Ökomilchpreis unterliegt auch der Buchführungsgewinn bei den Ökobetrieben deutlich geringeren Schwankungen (Abbildung 5). Über die letzten fünf Jahre bewegt er sich in der Gesamt-gruppe zwischen 48.000 Euro und 74.000 Euro mit einem Mittelwert von 61.000 Euro (Standardabweichung als Maß der Streuung 10.090 Euro). Bei den konventionellen Betrieben schwankt der Gewinn – ebenfalls in der Gesamtgruppe > 60.000 kg Verkaufsmilch – im gleichen Zeitraum von 47.000 Euro bis 118.000 Euro um den Mittelwert von 73.700 Euro (Standardabweichung 28.800 Euro).

Öko im Durchschnitt knapp 400 Euro mehr Gewinn je Kuh

Abschließend noch ein Vergleich der untersten Betriebsgrößengruppe mit einer Verkaufsmilch von 60.000 bis 180.000 kg Milch. Die Rahmendaten der beiden Gruppen.

  • Ökologisch: 25,7 Milchkühe, 33,9 ha LF, 1,37 Familienarbeitskräfte
  • Konventionell: 23,1 Milchkühe, 33,2 ha LF, 1,28 Familienarbeitskräfte
Abb.6: Gewinn je Familienarbeitskraft (Betriebsgewinn/FamAK, ökologisch)

Abb.6: Gewinn je Familienarbeitskraft (Betriebsgewinn/FamAK, ökologisch)

Die roten Punkte geben die Differenz beim Gewinn/Kuh wieder. Im Fünfjahresdurchschnitt betrug sie 387 Euro, im Vorjahr waren es nur 92 Euro/Kuh und ist im aktuellen Jahr 2023/24 wieder auf 335 Euro angestiegen.
Die Buchführungsauswertungen des Wirtschaftsjahres 2023/24 zu den spezialisierten Milchviehbetrieben im Detail:

Ansprechpartner
Guido Hofmann
Institut für Agrarökonomie
Menzinger Str. 54, 80638 München
Tel.: 08161 8640-1461
E-Mail: Agraroekonomie@LfL.bayern.de

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Guido Hofmann

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